Erlabrück Renaturierung der Rodach läuft an

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Nach der Reinigung des Flussbetts am Sägewerk ist der beißende Teerölgeruch endlich weg. Bald soll nun auch der Damm, der den Fluss in den Mühlgraben umleitet, verschwinden.

 
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Vor knapp drei Wochen verließ nach über einem Monat Vollbetrieb das mobile Klärwerk die Unfallstelle des Teerölunglücks von Erlabrück. Bei diesem waren im vergangenen September knapp 1000 Liter eines giftigen Schwerölgemischs in die Rodach geraten. Von denen hatte sich ein großer Anteil im Bodenbereich der Unglücksstelle abgelagert. Mithilfe eines Baggers sowie eines Spezialtankwagens wurde dieses belastete Material aufgewirbelt und schließlich durch die Anlage gefiltert. Nun ist wieder ein Bagger vor Ort im Flussbett. Diesmal hat der Baggerfahrer jedoch eine neue Aufgabe.

„Unter anderem entfernen wir nun die oberste Reihe des modularen Steinwalls, mit dem der Fluss in den alten Mühlgraben umgeleitet wird“, erklärt Fachgutachter Jörg Zausig, der die Arbeiten beaufsichtigt. Dies würde es im Fall von Starkregenereignissen ermöglichen, dass Wasser in den für die Arbeiten trockengelegten Flusslauf abfließe und verhindern, dass angrenzende Wiesen überflutet würden, wenn die maximale Kapazität des Mühlgrabens erreicht sei. „Theoretisch könnten wir jetzt auch schon den gesamten Wall abbauen“, betont er. Schließlich sei die Sanierung des ursprünglichen Schadensereignisses vor Ort inzwischen abgeschlossen. Mit den zuständigen Behörden sei jedoch verabredet, dass zunächst noch eine umfassende Renaturierung des Flussbetts durchgeführt werden solle, um attraktive Bedingungen für eine Wiederansiedlung von Wasserlebewesen in dem betroffenen Bereich zu schaffen.

„Infolge der Sanierungsarbeiten sind zahlreiche kleine Becken im Flussbett entstanden“, berichtet der Fachgutachter. Durch die Entfernung von Kies sei die Uferböschung mitunter abgesackt und Wasserbausteine seien zwischenzeitlich entnommen worden. Nun gehe es darum, diese Schäden infolge der Sanierung wieder zu beheben. „Wir werden unter anderem die Uferbefestigungen nachstützen“, erklärt der Experte. Außerdem würden die Wasserbausteine wieder als Störsteine eingesetzt, um die Fließgeschwindigkeit der mitunter reißenden Rodach zu bremsen und Erholungsräume für Fische und andere Wasserlebewesen zu schaffen. Eine ähnliche Funktion würde zudem einigen der ausgebaggerten Becken zukommen. Diese und weitere Renaturierungsmaßnahmen sind eng mit den Fachleuten des Wasserwirtschaftsamtes abgesprochen. Erst wenn alle Maßnahmen abgeschlossen seien und die Behörden ihr Einverständnis gegeben hätten, könne der Steinwall vollständig abgetragen und der ursprüngliche Flusslauf wiederhergestellt werden.

„Wir sind mit dem bisherigen Erfolg der Sanierungsarbeiten zufrieden“, erklärt Hans Joachim Rost vom Wasserwirtschaftsamt Kronach auf Nachfrage. Er selbst sei erst vor Kurzem an der Unfallstelle gewesen und habe von dem markanten Teerölgeruch, der Wochen nach dem Unglück und auch während der Absaugarbeiten vor Ort geherrscht habe, nichts mehr wahrnehmen können. Auch im Wasser seien keine öligen Schleier mehr wahrnehmbar, und trotz des künstlich abgesenkten Wasserstands sei bereits eine Wiederansiedlung verschiedener Organismen, etwa Köcherfliegenlarven, zu erkennen. „Direkt nach dem Unglück war dieser Flussabschnitt praktisch tot“, erinnert Rost sich. Inzwischen sei die Situation deutlich besser. „Sie entspricht etwa den Erwartungen, die wir von Behördenseite an diese Sanierungsmaßnahme hatten“, erklärt er. Damit sei für ihn klar, dass die wochenlange Aktion sich gelohnt habe, wenngleich sie mit Sicherheit anstrengend und sehr kostspielig gewesen sei.Dies sei jedoch lediglich ein erster Eindruck. Ausschlaggebend dürfte letztendlich das Abschlussgutachten des Fachgutachters sein. In diesem sollten neben Beprobungen des Sediments vor Ort und an weiteren Stellen flussabwärts auch Untersuchungen des Grundwassers enthalten sein. „Auch wenn eine solche Belastung aus Sicht des Fachgutachters unwahrscheinlich erscheint, wollen wir auf Nummer sicher gehen, bevor es im Nachhinein zu Beschwerden durch Anwohner kommt“, betont Rost. Erwartet würden zudem die Ergebnisse der jüngsten Fischuntersuchungen auf Schadstoffe. Diese würden diesmal in Zusammenarbeit von Behörden und Fachgutachter erfolgen, um rasch zuverlässige Ergebnisse zu ermöglichen, denen sich alle Parteien ohne Probleme anschließen könnten.

„Hierfür haben wir je ein Filet der entnommenen Fische an ein privates Labor in Norddeutschland und die andere Hälfte für speziellere Untersuchungen an das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittel (LGL) in Erlangen geschickt“, berichtet der Fachgutachter. Die ersten Ergebnisse diesbezüglich seien bereits da. Anhand der vorliegenden Ergebnisse gebe es demzufolge Nachweise von Schadstoffen in Fischfilets mit Haut und in Schadstoffgehalten sehr weit unterhalb der Höchstgehalte der Herbstuntersuchung. Und diese auch nur im Flussabschnitt direkt unterhalb des Schadensereignisses. Nochmals niedrigere Nachweise kämen aus den Bereichen Zeyern und aus Höfles. Unterhalb dieser Flussabschnitte wurden keine Schadstoffe in den Fischen nachgewiesen. „Insgesamt gesehen liegen die Schadstoffnachweise um den Faktor 100 bis 1000 unter den an den im Oktober 2021 aus der Rodach entnommenen Fischproben“, erklärt Zausig. Folglich gehe er davon aus, dass es bald, zumindest ab Zeyern, zu einer Aufhebung der Verzehrwarnung komme. Die abschließende Analytik und Bewertung erfolge jedoch durch das LGL.

„Aus Sicht des Wasserwirtschaftsamtes finden wir es sehr gut, dass der Kreisfischereiverein unabhängig von den ausstehenden Gutachten beschlossen hat, auch für das restliche Jahr von einer Befischung der Rodach abzusehen“, erklärt Hans Joachim Rost. Wenngleich das für die passionierten Angler sicher eine schwere Entscheidung sei, helfe sie der Fischpopulation im Fluss enorm. Dies sei eine wichtige Investition auch in künftige Angelsaisons.

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