Ermittlungen gegen Minderjährigen-Gang Im idyllischen Ahaus treibt eine Jugendbande ihr Unwesen

Markus Brauer/

Auf das Konto einer losen Gruppe von Kindern und Jugendlichen im nordrhein-westfälischen Ahaus sollen Körperverletzung, Diebstahl und Sachbeschädigung gehen. Die Polizei intensiviert die Ermittlungen, die Stadt reagiert endlich.

 
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In Ahaus ist laut örtlicher Polizei eine „lose Gruppe von Schülern teilweise mit Migrationshintergrund“ aktiv (Symbolfoto). Foto: dpa/Robert Michael

Im Fall einer kriminellen Bande von mehr als 20 Kindern und Jugendlichen im Alter von neun bis 17 Jahren, auf deren Konto zahlreiche Straftaten in Ahaus im Münsterland (Nordrhein-Westfalen) gehen sollen, sind die Ermittlungen laut Polizei intensiviert worden.

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„Lose Gruppe von Schülern“

Es handele sich um eine „lose Gruppe von Schülern teilweise mit Migrationshintergrund“, denen Delikte wie Sachbeschädigung, Bedrohung, Diebstahl, Körperverletzung oder Beleidigung vorgeworfen werde, sagte ein Sprecher der Polizei im Kreis Borken (Regierungsbezirk Münster) am Dienstag (7. Mai).

Bisher erlangte Ahaus überregionale Bekanntheit vor allem durch den Widerstand der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus e. V.“ und anderer Gruppierungen gegen den Bau und Betrieb des umstrittenen Zwischenlagers Ahaus und der damit verbundenen Atommülltransporte.

Stadt nimmt Stellung

Ahaus (hier das Amtsgericht) war bisher ein idyllisches, typisch münsterländisches Städtchen. Nun steht die Gemeinde als Jugendkriminalität-Hotspot bundesweit in den Schlagzeilen. Foto: Imago/Jochen Tack

In einer offiziellen Stellungnahme der Stadt Ahaus heißt es: „An den weiterführenden Schulen in Ahaus wurden in letzter Zeit vermehrt Kinder und Jugendliche von einer gewaltbereiten Gruppe massiv bedrängt, bedroht und auch verletzt.“ Zu den weiterführenden Schulen der Gemeinde gehören laut Angaben der Stadt die Anne-Frank-Realschule, das Alexander-Hegius-Gymnasium, die Bischöfliche Canisiusschule sowie die Irena-Sendler-Gesamtschule.

Und weiter heißt es in der Mitteilung: „Die Gruppe, die mutmaßlich aus ca. 20-30 Mitgliedern mit Migrationshintergrund im Alter von 9 bis 23 Jahren besteht, ist auch in anderen Situationen aufgefallen. Zu den bislang identifizierten Tatorten gehören neben den Schulen und das Schulumfeld auch der Schlossgarten mit Marienplatz, das Bahnhofumfeld und der Bereich rund um das Kulturquadrat.“

Elfjähriger Intensivstraftäter gilt als Kopf der Bande

„Ein noch Elfjähriger, der bald zwölf Jahre alt wird, wird von uns als Haupttäter angesehen“, schildert Polizeisprecher Dietmar Brüning die Lage. Schon seit vergangenen Herbst werde ermittelt.

Allein dem mutmaßlichen Haupttäter würden hier rund 30 Straftaten zugeordnet – plus weitere rund 20 Straftaten aus anderen, früheren Fällen. Kinder unter 14 Jahren sind nicht strafmündig. Die Gruppe sorgt seit Monaten für Unruhe, Ärger und Ängste in der Stadt.

Bürgermeisterin: „Aus meiner Sicht ist es gar nicht so schlimm“

Karola Voß ist seit 2015 Bürgermeisterin der Stadt Ahaus. Foto: Stadt Ahaus.de

Ahaus war bisher ein idyllisches, typisch münsterländisches Städtchen. Nun steht die Gemeinde als Jugendkriminalität-Hotspot bundesweit in den Schlagzeilen. Die Bürgermeisterin der rund 40 000-Einwohner-Stadt, Karola Voß, soll die Sache laut „Bild“ nicht so dramatisch sehen. „Aus meiner Sicht ist es gar nicht so schlimm“, erklärte die 61-Jährige der Zeitung.

„Aber wir nehmen die Sache natürlich trotzdem ernst", ergänzte die Bürgermeisterin. "Die Polizei zeigt an bestimmten Punkten, an denen sich die Jugendlichen oft aufhalten, eine erhöhte Präsenz. Außerdem sind wir auch in Gesprächen mit den Schulen und überlegen, wie wir mit der Situation umgehen.“

Beigeordneter: „Wir dulden in Ahaus keine derartigen Strukturen“

„Wir dulden in Ahaus keine derartigen Strukturen und wollen gemeinsam mit allen Beteiligten versuchen, diese Gruppenstrukturen aufzubrechen. Die bislang abgestimmten Maßnahmen sind intervenierender, pädagogischer und auch strafrechtlicher Qualität“, unterstreicht der Beigeordnete Werner Leuker aus Ahaus. Bei der Identifizierung der Täter sei eine möglichst dichte und sichere Beweislage von enormer Wichtigkeit.

Kriminelles Treiben der Minderjährigen

Mehrere Medien berichteten bereits über die Fälle. Dien sozialen Medien quellen förmlich über von Kommentaren und Stellungnahmen. Laut „Bild“ sollen zu dem kriminellen Treiben auch Fälle von Erpressung mit Filmmaterial, Hausfriedensbruch oder Sachbeschädigung gehören. Nach Angaben des Polizeisprechers sollen Tatorte verschiedene Stellen in der Innenstadt sein.

Auch Mitschüler seien drangsaliert worden, so der Behördensprecher weiter. Es habe bereits viele Vernehmungen gegeben, vor einigen Tagen sei eine eigene Ermittlungskommission zu dem Fall gebildet worden, wo alle Erkenntnisse gebündelt würden.