Ermittlungen zu Todesursache laufen Mutmaßlicher DHL-Erpresser vor Prozess gestorben

red/

Jahrelang hat die Polizei nach dem DHL-Erpresser gesucht bis sich der mutmaßliche Täter selbst den Behörden stellte. Doch zu einem Prozess wird es nun nicht mehr kommen.

 
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2017 war in einer Apotheke am Rande des Potsdamer Weihnachtsmarkts eine Paketbombe entdeckt worden. Foto: dpa/Julian Stähle

Der mutmaßliche Erpresser des Paketdienstleisters DHL ist tot. Der 36-Jährige sei am 9. April gestorben, bestätigte der Sprecher der Potsdamer Staatsanwaltschaft, Sebastian Thiele, am Mittwoch auf Anfrage. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung (online) darüber berichtet. Unklar war zunächst, woran er starb. Nach der bereits im September vergangenen Jahres erhobenen Anklage der Staatsanwaltschaft soll der Mann zwischen September 2017 und Januar 2018 in Brandenburg und Berlin drei Paketbomben mit Drohschreiben und in fünf weiteren Fällen Erpresserschreiben verschickt haben.

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Der Mann hatte sich Ende Mai vergangenen Jahres bei der Staatsanwaltschaft selbst gestellt. Der daraufhin erlassene Haftbefehl sei aber unter strengen Auflagen, an die sich der Beschuldigte gehalten habe, außer Vollzug gesetzt worden, berichtete Thiele. Das Todesermittlungsverfahren werde nun von der Staatsanwaltschaft Berlin geführt. Die Berliner Behörde äußerte sich zunächst nicht zu den Ermittlungen.

Mehrere Sendungen präpariert

Am 1. Dezember 2017 war in einer Apotheke am Rande des Potsdamer Weihnachtsmarkts eine Paketbombe entdeckt worden, in der sich eine Sprengvorrichtung und Nägel sowie ein Schreiben befanden. Darin wurde von DHL eine Millionensumme in Bitcoins gefordert. Verletzt wurde niemand. Bereits Anfang November 2017 war eine explosive Sendung im Postzentrum Frankfurt (Oder) eingegangen. Und im Januar 2018 tauchte ein Brief mit Spreng- und Brandvorrichtung in einer Commerzbank in Berlin Steglitz auf. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelte es sich dabei um eine Attrappe.

Rund dreieinhalb Jahre lang hatte die Polizei nach dem Erpresser gefahndet. Zeitweise waren rund 50 Beamte gleichzeitig in der Sonderkommission „Quer“ mit dem Fall befasst, über die Jahre waren es 350. Sie werteten nach Behördenangaben mehr als 1000 Spuren und Hinweise aus. Mehrfach glaubten die Ermittler, nah dran am mutmaßlichen Täter zu sein, mussten dann aber weitersuchen.

Im April vergangenen Jahres hatte die Polizei zur Fahndung ein Foto aus einer Überwachungskamera veröffentlicht. Darauf war ein Mann mit einer roten Mund-Nasen-Bedeckung zu sehen. Plakate hingen in Berlin, Potsdam und Frankfurt (Oder). Knapp 300 Hinweise gingen bei der Polizei ein. Ende Mai stellte sich der 36-Jährige dann den Behörden.