Erneuerbare Energien in den Haßbergen Landkreis ist bei Energiewende auf gutem Weg

Günther Geiling
Hier ein Blick auf ein Windrad des Windparks Sailershausen, der vor Jahren auf großes Interesse stieß und dem noch weitere Windräder im Landkreis folgen sollen. Wind als wichtige komplementäre Ergänzung zur Sonne. Foto: /Günther Geiling

Rund 72 Prozent regenerativen Stroms wird schon heute im Landkreis Haßberge erzeugt. Ein Energienutzungsplan soll das weiter koordinieren und beim Ausbau helfen.

 
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„Die Energiewende ist eine der größten Herausforderungen und sie wird uns auch noch Jahrzehnte bleiben. Im Mittelpunkt steht dabei ein Mix aus Sonnen- und Windenergie, der mit Biogasanlagen ergänzt wird. Ein großes Problem, das auch andere ländliche Landkreise haben, ist aber die Einspeisung ins Netz. Das ist ein Nadelöhr, was wir auszuweiten versuchen, aber sehr schwierig ist.“ Dies erklärte Landrat Wilhelm Schneider bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung der „Umsetzung der Energiewende im Landkreis Haßberge“.

Schneider betonte eingangs, dass die Energiewende nicht nur den Strom betreffe, sondern auch die Wärme und den Verkehr mit einbeziehe. Die Erfahrungen aus den vergangenen Jahren zeigten, dass hierzu dezentrale Strukturen aufgebaut werden müssten. Der Landkreis beschäftige sich schon seit dem Jahre 2011 und damit sehr frühzeitig mit diesem Thema und habe dazu die GUT mit allen 26 Gemeinden gegründet sowie der Stadt Haßfurt, dem Landkreis und der BBV-Landessiedlung, einer Tochter des Bayerischen Bauernverbandes. Die GUT, kurz für „Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte im Landkreis Haßberge“, fungiere dabei als Projektentwickler, während man davon die BEG-Bürgerenergiegenossenschaft unterscheiden müsse, die Projekte umsetze und damit möglichst auch die Wertschöpfung bei den Kommunen und Bürgern behalte.

Als Grundlage für die weiteren Diskussionen habe man einen Energienutzungsplan vor Ort erarbeitet, den man 2018 durch einen digitalen Plan fortgeschrieben habe. Aus Energienutzung und Wertschöpfung wolle man außerdem eine Basis finden, um dann auch ein Regionalwerk auf Landkreisebene ins Auge zu fassen. „Schon mein Vorgänger Landrat Rudolf Handwerker und auch wir haben es mit allen 26 Kommunen gemacht und sind dabei auf einem guten Weg“, meinte Landrat Wilhelm Schneider.

Der Aufsichtsratsvorsitzende der BEG, Bürgermeister Dieter Möhring, stellte fest: „In Sachen Energie sind wir als Landkreis vorbildlich unterwegs. Wir wollen Strom erzeugen und auch unseren Bürgern zur Verfügung stellen.“ Man sei aber bei bestimmten Vorgängen als BEG nicht alleiniger Übernehmer von Anlagen, „sondern wir sind möglicher Partner“. Derzeit habe man 444 Mitglieder und sogar schon eine Warteliste. „Wir haben eine gute Entwicklung und beteiligen uns aktiv am Prozess. Das ist ein durchaus positives Signal.“

Schon in der Satzung stehe, „dass der Strom, den wir erzeugen, möglichst bald den Bürgern vor Ort zugutekommt.“ Die BEG sei neu strukturiert und in der Lage, neue Projekte zu übernehmen. Marco Siller, Geschäftsführer der GUT, präsentierte dann die Ziele und Schwerpunkte der Energiewende im Landkreis Haßberge und erinnerte daran, dass seit Jahren Investoren im Landkreis aufträten, die damit die Wertschöpfung über den Landkreis hinaustragen würden. Auftrag der GUT sei es aber, „dass diese Wertschöpfung vor Ort bleibt“. Derzeit erreiche man schon bei regenerativem Strom 72 Prozent im Landkreis, die Wärme sei ebenfalls eine große Herausforderung.

Nach dem digitalen Energienutzungsplan liege der Stromverbrauch bei 428 033 MWh (Megawattstunde), von denen 99 699 MWh im Jahr auf die Haushalte, 14 286 MWh auf die Kommunen und 314 077 MWh auf Gewerbe, Handel und Dienstleistungen entfielen. Beim Wärmeverbrauch sei man insgesamt bei 1 243 069 MWh, von denen schon allen 726 902 MWh auf die Haushalte entfielen.

Bei der Potenzialanalyse gehe man bei der Windkraft von rund 200 000 MWh, beim Biogas von etwa 100 000 MWh für Strom und circa 140 000 MWh für Wärme und bei der Fotovoltaik von rund 900 000 MWh aus. Für Wasserkraft und feste Biomasse seien keine Potenziale angedacht. Bei der Fotovoltaik auf Dachflächen seien von 2015 bis 2018 auch nur zehn MWh hinzugekommen, „weswegen hier die Freiflächen eine große Rolle spielen“. In diesem Zusammenhang sprach Marco Siller von einem „gemeindescharfen Standortkonzept“ von PV-Freiflächenanlagen, die schon mit einer Summe von rund 75 MWp (Mega-Watt-peak) in der Planung durch die GUT aufgenommen sind und zwar in Sand 7,7 MWp, Burgpreppach 19,7 MWp, Untermerzbach 19 MWp, Königsberg 20 MWp und Haßfurt 8 MWp.

19 von 26 Gemeinden würden aktuell mit dem Standortkonzept arbeiten und dafür gebe es ein Bewerbungskonzept mit dem Erhalt des Ortsrandbildes, der entsprechenden Bodenqualität, dem Anteil der maximalen landwirtschaftlichen Fläche und anderen Punkten mehr. „Maximal bräuchten wir 3 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen im Durchschnitt und es gibt ja auch Gemeinden, wo vielleicht gar keine Freiflächenanlage möglich ist.“

„Aber ganz wichtig ist auch der Wind komplementär zur Sonne. Wenn wir das in unserem Plan schaffen aufeinander abzustimmen, wäre es das Beste!“ Jetzt habe man den Windpark Sailershausen und noch Vorranggebiete, sodass bei voller Ausnutzung noch rund zehn Windräder auf vorhandenen Flächen möglichen seien und damit 20 Windräder mit je fünf MW. „Mit dem aktuell beschlossenen Zonierungskonzept versuchen wir aber noch weitere Standorte zu ermöglichen.“ Als Ziel für das Jahr 2023 könnte man sich so die Summe von 1 GW (Gigawatt) vorstellen PV FF Anlagen 850-850 MWp, Windenergie 90-130 MW, Biomasse 15-25 MW.

Problem hierbei, so Marco Siller, sei aber die Netzinfrastruktur, die insbesondere im Grenzland zu Thüringen eine schlechte Struktur aufweise, um Fotovoltaik-Freiflächenanlagen im Landkreis gut anschließen zu können. Landrat Wilhelm Schneider führte dazu aus, dass man dieses Thema aber schon beim Energiebeirat und beim Bayernwerk platziert habe. „Es ist zwar ein Bundesgesetz, aber wir müssen dazu alle Hebel in Bewegung setzen“. Geschäftsführer Marco Siller hob die Bedeutung des gemeinsamen Vorgehens der Akteure der Planungsregion hervor, um die Wertschöpfung vor Ort und Standortvorteile für die Region zu sichern. In der Vergangenheit habe es Extreme in den Gemeinden gegeben, in denen für 170 Hektar Pachtversprechen abgegeben worden seien. So etwas werfe viele Probleme auf. Mit dem Energienutzungsplan würden nun aber die Flächen mit den Gemeinden entwickelt und gesteuert. Das habe sehr viel Ruhe in die Gemeinden gebracht. Hinsichtlich der Planung und Umsetzung wurde eingeworfen, dass auch die Bürger auf diesem Weg bis zu den Projekten und in der Umsetzung von Windanlagen und Freiflächenfotovoltaik durch die Gremien mitgenommen und ihnen eine klareTransparenz aufgezeigt werden müsse.

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