Erntepressegespräch des BBV Bessere Aussichten, aber noch nicht gut

Günther Geiling
Robert Bohla vor seinem Feld, das er mit einem Blühstreifen umgeben hat, bei seiner „Erntebilanz“ mit dem unterfränkischen Bezirkspräsident Stefan Köhler, Kreisbäuerin Cäcilie Werner, BBV-Direktor Wilhelm Böhmer (von links) sowie Dieter Reißenweber und BBV-Kreisobmann Klaus Merkel (von rechts). Foto: /Günther Geiling

Beim Erntepressegespräch in Untermerzbach zeigen sich die Anwesenden erleichtert darüber, dass es heuer mehr Niederschläge gab, als die vergangenen Jahre. Und doch: der Regen müsste regelmäßiger über die Monate verteilt fallen.

 
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Untermerzbach - „Wir haben an eine Superernte geglaubt, aber durch die Feuchtigkeit und weniger Sonne war die Körnerausbildung nicht so positiv. Die Ernte wird aber besser, als in den letzten drei Jahren und zum Glück sind wir im Kreis von größeren Unwettern verschont geblieben. Für den Verbraucher wird sich nichts verändern, denn wir werden keine Preissteigerungen bekommen. Dennoch hoffen wir für die nächsten Jahre auf besser verteilte Niederschläge und dass wir ein beständigeres Wetter bekommen.“ Dies betonte der unterfränkische Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, Stefan Köhler, beim „Erntepressegespräch“ in Untermerzbach.

Mit dem Erntegespräch will man alljährlich einen Eindruck über die Situation auf den Feldern, aber auch insgesamt über die Stimmung in der Landwirtschaft vermitteln. Dabei setzte Köhler zwei „Kernbotschaften“ an den Anfang: Nach seiner Meinung freue man sich über den Witterungsverlauf in der bisherigen Vegetationsperiode. Die höheren Niederschläge und geringeren Temperaturen gegenüber den Vorjahren hätten sowohl den landwirtschaftlichen Kulturen als auch dem Wald geholfen. Ausgenommen seien die Starkregen, die zum Glück nur punktuell niedergegangen seien.

Zum anderen belaste jedoch der Wettlauf mit den Umweltorganisationen und manchen politischen Vertretern, die immer mehr Anforderungen an die Landwirtschaft stellen würden. „Vieles wird aus Emotionen heraus entschieden, ohne wissenschaftliche Grundlage, und es muss ein Investitionszeitraum von 20 Jahren gelten, denn man kann nicht alles in drei Jahren umstellen.“ Das belaste viele Betriebsleiter und auch mögliche Hofnachfolger zur zukünftigen Ausrichtung ihrer Betriebe. Es gebe aber auch hier Lichtblicke hinsichtlich Tierhaltung und Umwelt mit dem Bewusstsein, dass man die Landwirtschaft brauche und das auch Geld koste.

Zu den Ernteaussichten führte Köhler aus, dass die Getreideernte erst begonnen habe und man rund drei Wochen später dran sei, als sonst. Die Wintergerstenbestände seien mit guten Erträgen gedroschen worden und auch bei der Sommergerste rechne man mit einer durchschnittlichen Ernte. Coronabedingte Minderabsätze beim Bier und damit der Braugerste machten sich am Preis aber deutlich bemerkbar. Das zeige auch, dass der Landwirt marktwirtschaftlich denken müsse. Im reifen Getreide steige aber die Gefahr von Auswuchs. „Der Winterweizen ist trotz Rückgangs der Anbaufläche mit knapp 68 000 Hektar immer noch der König der Kulturpflanzen und hier rechnen die unterfränkischen Landwirte mit einer überdurchschnittlichen Ernte.“

Für den Raps seien rund 15 Prozent mehr Flächen bestellt worden und damit stieg der Anbau laut Köhler auf rund 23 000 Hektar. Mit über 500 Euro pro Tonne erreiche der Rapspreis ein Rekordniveau. Der Anbau von Durumweizen pendle sich bei 2500 Hektar ein und die Dinkelflächen seien von 14 200 Hektar im Jahr 2020 auf nun 21 703 Hektar stark ausgedehnt worden. Es deute sich ein gutes Maisjahr an. Ähnlich sei es auch bei den Zuckerrüben, wo der Krankheitsdruck derzeit stark zunehme. Hier führte Kreisobmann Klaus Merkel an, dass die Zuckerrüben zu viel Wasser bekommen hätten und auch halb so groß wie normal seien.

Stefan Köhler bemerkte, dass auch der Ökolandbau weiter zunehme. „Hier hoffen wir, dass der Verbraucher sich auf deutsche, regionale Ware und auch auf Bio-Ware konzentriert und dementsprechend den Worten in allen Umfragen auch endlich mal Taten folgen lässt.“ BBV-Direktor Wilhelm Böhmer meinte: „Wir haben eine große Sehnsucht nach längerfristigen Bedingungen für die nächsten Jahre und hoffen, dass nicht jedes Jahr eine andere Kuh durchs Dorf getrieben wird.“

Mit den Ortsobmännern aus der Gemeinde Untermerzbach sowie Kreisobmann Klaus Merkel und Kreisbäuerin Cäcilie Werner informierte man sich auch über die Situation auf den Feldern. Dieter Reißenweber stellte dabei seinen Milchviehbetrieb mit 70 bis 80 Kühen mit einer bewirtschafteten Fläche von 170 Hektar vor, wovon 100 Hektar Ackerbau seien und der Rest Grünland. Dieses benötige er für den eigenen Viehbestand. Sein Sohn Felix unterstütze ihn dabei als angehender Landwirtschaftsmeister sowie auch seine Frau.

Hinsichtlich des Grünlandes könne man von einem guten Futterjahr sprechen. „Wer mit seiner Fläche aber im Hochwasserbereich liegt, hat mit seinem zweiten Schnitt einen gewissen Schaden.“ Da sei eine braune, stinkende Brühe über das Gras gezogen und es stelle sich die Frage, was man mit dem Gras mache. Es werde sogar von Bioheizungen abgelehnt und man müsse es entsorgen.

Bei Ortsobmann von Obermerzbach, Robert Bohla, gleichzeitig auch Berater für Pflanzenbau und Saatgut, ist der Nachwuchs schon in die Fußstapfen des Vaters getreten, denn ein Sohn steht kurz vor seinem Master und der andere studiert im vierten Semester in Triesdorf Landwirtschaft. Er führte aus: „Bei den Erträgen werden wir die eine oder andere Überraschung erleben. Es war trocken und dann kam der Niederschlag. Das hat zu einem Glücksgefühl geführt, weil die Bestände sehr gut gewachsen sind und sich die Wintersaaten incl. Raps gut entwickelt haben. Wir haben also hoffnungsvoll auf die Ernte geblickt.“ Auch bei der Wintergerste sei man euphorisch gewesen, aber die Erträge waren nicht zufriedenstellend, weil das Korn nicht richtig ausgebildet sei. Hier scheine sich eine alte Weisheit zu bewahrheiten „die Sonne erscheint leichter einen Laib Brot, als es einen erregnet“.

Die Sonne sei zu wenig gewesen und deswegen seien die Pflanzen in Stresssituationen gekommen, was das Auftreten von Pilzen wie dem Remulario zur Folge hatte. Beim Weizen scheine der Ertrag mit 80 Dezitonnen sehr gut, aber es gebe große Schwankungsbreiten und Signale für Keimung. Der Winterraps, so Robert Bohla, sei lange grün und lange in Blüte gewesen, aber viele Körner seien bei der Assimilation nicht in die Schoten ausgelagert worden. So gebe es Enttäuschung beim Ertrag mit 38 bis 40 Dezitonnen bei normalerweise 50 Dezitonnen.

Auch andere Themen wie der Insektenschutz des Bundes kamen zur Sprache, „wo die ursprünglichen Pläne fast neun Prozent des Ackerlandes und beinahe ein Viertel des Grünlandes in Unterfranken betroffen haben“. Hier habe man aber erreichen können, dass die Vogelschutzgebiete aus den Maßnahmen herausgenommen wurden.

Probleme sah man auch bei der Düngeverordnung, bei der die Maßnahmen nicht auf die regionalen Bedingungen abgestimmt seien. Völliges Unverständnis gab es mit den neu ausgewiesenen gelben Gebieten, bei denen beispielsweise der Einzugsbereich der Tauber in Baden-Württemberg grün, in Bayern aber gelb sei, obwohl die Bewertungskriterien bundesweit gleich seien.

Begrüßt wurden die Ergebnisse der „Zukunftskommission Landwirtschaft“ als Leitplanken für zukünftige Entscheidungen. „Es macht aber keinen Sinn, über Umweltauflagen die Lebensmittelerzeugung in Deutschland zurückzufahren, um die Lebensmittel zu importieren, die nicht nach diesen Standards erzeugt wurden. Damit gewinnt die Umwelt nichts und Deutschland verliert Wirtschaftskraft.“

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