Es gibt Regionen auf dem Planeten, wo besonders häufig und heftig die Erde bebt. Das hängt mit der Bewegung der Kontinentalplatten zusammen, aus denen die Erdkruste besteht. Japan und Taiwan sind Epizentren. Wir erklären, warum das so ist.
Der japanischen Wetterbehörde zufolge ereignete sich das Beben in der nordöstlichen Region Fukushima – eine Tsunami-Warnung wurde nicht herausgegeben. Unmittelbar nach dem Erdbeben, dessen Epizentrum in einer Tiefe von 40 Kilometern lag und das auch in der Hauptstadt Tokio zu spüren war, gab es keine Berichte über Schäden oder Verletzte.
Der Betreiber des zerstörten Atomkraftwerks Fukushima, Tepco, teilte mit, an der Anlage seien „keine Anomalien“ festgestellt worden. Das Akw war 2011 infolge eines schweren Erdbebens und eines Tsunami beschädigt worden. Infolge der Naturkatastrophe kamen damals rund 18 500 Menschen ums Leben.
Japan liegt in einem der tektonisch aktivsten Gebiete der Erde und verfügt über strenge Baunormen, die sicherstellen sollen, dass die Gebäude auch starken Beben standhalten. Die Inselgruppe mit rund 125 Millionen Einwohnern wird jedes Jahr von etwa 1500 Erschütterungen heimgesucht, von denen die meisten keine Schäden anrichten.
Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke des jüngsten Bebens mit 6,1 an und bezifferte die Tiefe mit 40,1 Kilometern. Am Vortag hatte ein Beben der Stärke 7,4 Taiwan heimgesucht. Mindestens neun Menschen wurden getötet, mehr als tausend verletzt.
Nach dem Erdbeben in Taiwan vom Mittwoch (3. April) stieg die Zahl der verletzten Menschen auf 1050. Zu rund 50 Vermissten besteht den Angaben zufolge weiterhin kein Kontakt. Ungefähr 100 Menschen saßen noch fest, etwa weil ihre Autos in Tunneln eingeschlossen wurden. Um ihr Leben bangen müssen sie den Angaben nach aber nicht.
Die Suche nach den eingeschlossenen und vermissten Menschen konzentriert sich den Behörden zufolge auf die Gegend um die Stadt Hualien. Dort hatte das Beben, das laut taiwanischen Angaben eine Stärke von 7,2 erreichte, schwere Schäden angerichtet. Aus der Gegend an der Ostküste Taiwans, vor der das Epizentrum des Bebens lag, wurden auch die bislang neun bekannten Todesopfer gemeldet. Stand Donnerstagvormittag zählten die Behörden neben dem schweren Erdbeben noch 314 Nachbeben in der Region.
Die äußere Erdkruste besteht aus sieben großen und mehreren kleinen Platten. Diese sind nach den Kontinenten und Weltmeeren benannt. Die größten sind die Pazifische und Antarktische Platte, die Nord- und die Südamerikanische Platte, die Afrikanische, die Eurasische und die Australische Platte.
Hinzu kommen einige kleinere Krustenbruchstücke. Die schweren, unter Wasser liegenden heißen Ozeanische Platten, die leichten, oben liegenden nennt man Tektonische oder Kontinentalplatten.
Die Afrikanische Platte ist eine der größten Kontinentalplatten der Erde. Sie umfasst nahezu den gesamten afrikanischen Kontinent sowie einen Teil der umliegenden Meere, die auf der ozeanischen Kruste liegen. Im Norden grenzt sie an die Eurasische Platte. Die Kollisionsfronten verlaufen zwischen beiden tektonischen Platten auf marokkanischem Staatsgebiet.
Die Ursache für die häufigen schweren Beben in Südostasien ist die Bewegung der sogenannten Indischen Platte, eine der Kontinentalplatten, die den indischen Subkontinent trägt. Diese Platte war einst ein Teil des Superkontinents Gondwanaland. Als dieser zerbrach, lösten sich das heutige Indien, Afrika, Australien, Antarktika und Südamerika voneinander und drifteten in verschiedene Richtungen auseinander.
Vor 50 Millionen Jahren kollidierte die Indische Platte mit der Eurasischen Platte, die Europa und Asien (bis auf Indien und den äußersten östlichen Teil Russlands) sowie Indonesien, die Philippinen, Teile Japans und Islands trägt.
Bei dem Zusammenstoß tauchte die von Süden kommende Platte teilweise unter die nördliche Platte ab. Andernorts haben sich beide Platten so ineinander verschoben und verkeilt, dass sich die Gebirge des Himalayas auffalteten und das Hochland von Tibet entstand. Und dieser Zusammenstoß setzt sich weiter fort. Noch immer drückt der indische Subkontinent auf die Eurasische Platte, hebt den Himalaya jährlich um einige Millimeter an und lässt die Erde in Asien beben.
Wenn diese Platten driften, kollidieren oder sich aneinander vorbei bewegen, entstehen Spannungen. Wird dabei die sogenannte Scherfestigkeit der Gesteine überschritten, können sich diese Spannungen plötzlich entladen. Die Folge: Es kommt zu heftigen Erschütterungen – Erdbeben.
Und noch etwas kommt hinzu: Der Pazifische Feuerring (Ring of Fire) ist eine hufeisenförmige Zone, die den Pazifischen Ozean von drei Seiten umgibt. Etwa zwei Drittel aller Vulkanausbrüche des Holozäns, dem gegenwärtigen Zeitalter der Erdgeschichte , und rund 90 Prozent der weltweiten Erdbeben gehen auf dieses Gebiet zurück.
Hier treffen verschiedene Platten der Erdkruste aufeinander. Es kommt zu tektonischen Verschiebungen und Verwerfungen. Entlang dieses mehr als 40 000 Kilometer langen Gürtels liegt ein großer Teil der aktiven Vulkane. Er reicht von der süd- und nordamerikanischen Westküste über die nordpazifischen Inselgruppen der Aleuten und Kurilen nach Japan und weiter über die Philippinen, den Ostrand Indonesiens, verschiedene Südsee-Inselstaaten bis nach Neuseeland.
Messung
Bei der Messung von Erdbeben wird die Stärke der Bodenbewegung angegeben (Magnitude). Weltweit treten jährlich etwa 50 000 Beben der Stärke 3 bis 4 auf. Etwa 800 haben die Stärken 5 oder 6. Ein Großbeben hat den Wert 8.
Magnitude
Meist gilt:
• Stärke 1-2: nur durch Instrumente nachzuweisen
• Stärke 3: nur in der Nähe des Epizentrums zu spüren
• Stärke 4-5: 30 Kilometer um das Zentrum spürbar, leichte Schäden
• Stärke 6: mäßiges Beben, Tote und schwere Schäden in dicht besiedelten Regionen
• Stärke 7: starkes Beben, oft katastrophale Folgen und Todesopfer
• Stärke 8: Großbeben mit vielen Opfern und schweren Verwüstungen
Richterskala
Früher wurde die Erdbebenstärke einheitlich nach der Richterskala bestimmt. Der amerikanische Geophysiker Charles Francis Richter hatte die Skala 1935 speziell für Kalifornien ausgearbeitet. Heute wird sie nur noch eingeschränkt eingesetzt, auch weil das Verfahren nur bei Erschütterungen in der Nähe der Messstationen zuverlässige Werte liefert (Lokalmagnitude).
Mess-Skalen
Mittlerweile werden mehrere Skalen parallel verwendet. Derzeit gilt die sogenannte Momentmagnitude als bestes physikalisches Maß für die Stärke eines Bebens. Sie bestimmt das gesamte Spektrum der seismischen Wellen bei Erdstößen. Die meisten Skalen ergeben zumindest bei schwächeren Beben ähnliche Werte wie die Richterskala, erlauben aber eine genauere Differenzierung bei schweren Beben (mit AFP/dpa-Agenturmaterial).