Zurück zu Lina. Sie erzählt von ukrainischen Frauen, die Seite an Seite mit ihren Männern gegen den Aggressor Russland kämpfen, von Dorfbewohnern, die Schützengräben ausheben und die Soldaten verpflegen und von ihrer Verwandtschaft, die nicht aus Fedoriwka fliehen konnte. „Unsere Kinder haben schreckliche Angst“, berichtet die Kinderpsychologin, die in Fedoriwka als Kindergärtnerin gearbeitet hatte. Auf der Flucht hatte sie nur einen kleinen Rucksack mit dem Allernötigsten mitnehmen können. „Wir wurden von Verwandten mit dem Auto in die Nähe der polnischen Grenze gebracht und sind dann über einen kleinen Grenzübergang nach Polen gelangt“, erzählt sie und ihre Worte klingen automatisiert, man merkt ihr den Schock an, der sie permanent begleitet. In Warschau können sie in einen Zug steigen, der sie kostenlos nach Berlin bringt. Dort wird sie von Wolfs Sohn Thomas abgeholt. „Der Zug war so überfüllt, dass er wohl an die Flüchtlingszüge im Zweiten Weltkrieg erinnert“, erzählt Thomas, der sich als 2. Vorsitzender bei der Tschernobyl-Kinderhilfe engagiert.