Für die Selbsthilfe ist es essenziell zu lernen, mit einer Panikattacke richtig umzugehen: Also weder Flucht, Vermeidung noch Ausweichen lösen das Problem auf Dauer, sondern verschlimmern die Panikanfälle nur noch. Betroffene sollten daher lernen sowohl die Angst zu akzeptieren als auch positive Selbstgespräche und Atemübungen.
In der Regel ist aber eine therapeutische Unterstützung sinnvoll, um die Angst- und Panikstörung auch langfristig in den Griff zu bekommen. Hilfe finden Betroffene bei Psychologen und Psychiatern. Vor allem eine kognitive Verhaltenstherapie, so hat sich in Studien gezeigt, gilt als effektivste Methode bei Ängsten.
Inzwischen finden sich im Internet auch viele Hilfsangebote von Coaches, Heilpraktikern für Psychotherapie oder andere alternativmedizinische Angebote. Dabei ist immer Vorsicht geboten. Versprechen, wonach Ängste mit einfachen Übungen oder Autosuggestion oder ähnlichem innerhalb kürzester Zeit geheilt werden können, sind in der Regel nicht zu trauen. Auch von Angeboten „So heilen Sie Ihre Ängste in wenigen Schritten“ sind selten zu trauen und damit schlicht unseriös.
In der Verhaltenstherapie geht es um die Konfrontation mit den Ängsten
Die verlässlichste Methode, Ängste loszuwerden, ist sie zu überwinden. Das heißt schlicht: Konfrontation. Und dies immer wieder. Betroffene sollten also die angstmachenden Situationen Schritt für Schritt wieder angehen; ist eine Stufe geschafft, folgt die nächste. Das bedeutet konkret: Wer starke Ängste beim Autobahn fahren hat, sollte mit einem kurzen Streckenabschnitt beginnen. Am besten ist es, einen Zeitpunkt zu wählen, wo wenig los ist auf den Straßen. Nach und nach sollte man sich dann steigern und sich immer höhere Ziele setzen – aber erst dann, wenn die vorherige Stufe sehr gut gelingt.
Auch Medikamente können bei Angststörungen helfen. So werden in dem Zusammenhang häufig Selektive-Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) verschrieben. In Studien haben sie eine gute Wirksamkeit bei Ängsten gezeigt. Allerdings helfen die Medikamente nur solange sie eingenommen werden, sie heilen die Ängste nicht. Werden sie wieder abgesetzt, können die Ängste also zurückkommen. Deshalb empfiehlt die aktuelle Leitlinie bei Angst- und Panikstörungen mindestens eine Kombination aus medikamentöser Therapie und einer Psychotherapie.
Denn oft überdeckt eine Panikstörung tieferliegende Konflikte im Leben. Die Angst „beschützt“ Betroffene sozusagen. In einer Therapie geht es also zunächst nur anfangs darum, den Symptomen einer Panikattacke den Schrecken zu nehmen, in dem die körperlichen Hintergründe der Panik erklärt werden. Vielen Patienten hilft dann schon das Wissen um die Angst und ihr Ablauf, besser mit den Attacken umgehen zu können. „Die Oberfläche ist damit schnell geklärt“, schreibt Cerutti.
Wichtig sei es danach die Symptomatik und ihren Kontext zu verstehen und intensiv zu beleuchten – oft löste sich die Panik dann auf, so die Psychologin. Das ist allerdings ein längerer Prozess. Und auf den muss man sich einlassen.
Wichtig ist also, sich rechtzeitig qualifizierte Hilfe zu holen. Auch bei Büchern und Selbsthilfe-Tools gilt: Sie sollten von ausgebildeten psychologischen Psychotherapeuten oder Psychiatern sein. Bücher von anderen Betroffenen mögen ebenfalls noch hilfreich sein, um sich mit seiner Störung nicht alleine zu fühlen, eine professionelle Hilfe sind sie nicht. Denn die zugrunde liegenden Konflikte sind oft doch sehr unterschiedlich.
Anlaufstellen in Stuttgart für Menschen mit einer Angst- und Panikstörung
Notdienst
Bei akuten Notfällen ist der örtliche Rettungsdienst unter 112 zu erreichen. Panikattacken können auch körperliche Ursachen haben, für einen Laien ist dies zunächst nicht zu unterscheiden. Auch der Notdienst, kann oft schon erste Auskunft geben. Dieser ist überall unter 116 117 zu erreichen.
Sozialpsychiatrischer Dienst
Der Sozialpsychiatrische Dienst https://www.klinikum-stuttgart.de/fileadmin/mediapool/downloads/KBC_GPZ_Flyer_V1.pdf ist ebenfalls für Menschen mit psychischer Erkrankung zuständig
Telefonseelsorge
Anonyme Hilfe und Beruhigung bei einer Panikattacke, vor allem wenn man alleine ist, kann auch die Telefonseelsorge unter der Telefonnummer 0800 111 0 111 oder per Chat via online.telefonseelsorge.de bieten.
Hausarzt
Für einen ersten Check-up nach einer Panikattacke ist zunächst der Hausarzt zuständig. Wenn körperlich alles in Ordnung ist, kann dieser zu einem Psychiater oder einer Psychotherapeutin überweisen. Ein Psychiater hat Medizin studiert und einen Facharzt in Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie absolviert. Ein Psychologe hat ein Psychologiestudium abgeschlossen (Master oder Diplom), psychologische Psychotherapeuten haben zusätzlich eine Therapieausbildung in Verhaltenstherapie, Psychoanalyse oder in der tiefenpsychologisch fundierten Therapie abgeschlossen. Nur sie dürfen eine Therapie durchführen. Listen mit anerkannten Therapeuten gibt es in der Regel bei der Krankenkasse.
Ambulanz
Für dringende und schwere Notfälle gibt es verschiedene Psychiatrische Institutsambulanz in Stuttgart: Am Klinikum Stuttgart ( https://www.klinikum-stuttgart.de/kliniken-institute-zentren/klinik-fuer-spezielle-psychiatrie-sozialpsychiatrie-und-psychotherapie/behandlungszentrum-fuer-affektive-stoerungen/behandlungsangebote/psychiatrische-institutsambulanz-pia) sowie am Furtbachkrankenhaus (https://www.fbkh.org/pia/) und am Rudolf Sophien Stift (https://www.rrss.de/klinik/psychiatrische-institutsambulanz)
Alternative Hilfsangebote
Bei leichten psychischen Problemen kann auch ein Coaching helfen. Auch Heilpraktiker für Psychotherapie bieten teils Hilfe bei Ängsten und Panik an – oft sind hier die Wartezeiten kürzer. Allerdings haben sie keine psychotherapeutische oder medizinische Ausbildung, sie werden nicht von den Krankenkassen übernommen. Zudem gibt es keine standardisierten Behandlungen nach den gängigen Leitlinien zur Behandlung einer Angst- und Panikstörung.
Ambulanz
Für manche Betroffene kann auch der Austausch mit anderen Erkrankten sehr hilfreich sein. Selbsthilfegruppen bieten oft Hilfe zur Selbsthilfe. Eine Gruppe gibt es in der bei der Selbsthilfekontaktstelle KISS Stuttgart (https://www.kiss-stuttgart.de/selbsthilfegruppen-initiativen/gruppen/angsterkrankungen/). (nay)