Erweiterungen in Helmbrechts Bei Raumedic wird der Platz knapp

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Unter Bedingungen ähnlich wie denen in einem OP-Saal stellt Raumedic medizinische Thermoplast- und Silikonprodukte für die internationale Medizintechnik- und Pharmaindustrie her. Foto: /Raumedic

In den kommenden Jahren will das Unternehmen viele Millionen Euro in die Hand nehmen. Der Bedarf insbesondere an Silikon-Produkten ist in der Pharmaindustrie stark gestiegen.

 
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Helmbrechts - Dass die Raumedic AG an ihrem Sitz in Helmbrechts kräftig investieren will, haben Jobst und Veit Wagner, das Führungsduo der Rehau AG, bereits im Juni angekündigt. Nun konkretisiert Rau-medic, das die Medizinsparte der Rehau betreibt, seine Vorhaben. Dabei zeigt sich auch deutlich, wie unterschiedlich sich die unterschiedlichen Geschäftsbereiche der Rehau AG entwickeln: Während die Automobil-Sparte derart schwächelt, dass das Unternehmen weltweit rund 1000 Stellen streicht, stehen die Zeichen im medizinischen Bereich auf Wachstum.

Bis 2025 sollen am Unternehmenshauptsitz zwei weitere Produktionsgebäude entstehen. Vor allem die Sparte der Silikonschläuche wird ausgebaut. Das geht aus einer Mitteilung des Unternehmens hervor. Benötigt werden die Produkte demnach unter anderem für die Arzneimittel- und Impfstoffproduktion.

Die Planungen für den ersten Neubau, in dem in kontrollierter Reinraumumgebung gefertigt wird, sind nahezu abgeschlossen. Der Bauantrag soll im ersten Quartal 2022 eingereicht werden, damit schon im kommenden Frühjahr die Bagger im Gewerbegebiet A 9 Mitte anrollen können.

Das neue Produktionsgebäude mit einer Grundfläche von 5000 Quadratmetern wird neben den Extrusionsanlagen mit einem eigenen Labor und einem Rohstofftechnikum speziell für den Kunststoff Silikon ausgestattet sein. In medizinischer Qualität kommt Silikon häufig als Dichtungsmaterial in Medizinprodukten zum Einsatz, in Form von Schläuchen auch bei der Herstellung von Arzneimitteln und Impfstoffen. „Dass die Nachfrage seitens der Pharmaindustrie gestiegen ist, merken wir gerade deutlich“, sagt Raumedic-Firmenchef Stefan Seuferling. Dennoch habe das Unternehmen in Teilbereichen auch Rückgänge zu verzeichnen. Coronabedingt sind planbare Operationen zum Teil verschoben worden, was auch bei Raumedic spürbar sei.

Um die geringere Nachfrage, beispielsweise nach Lösungen für die Augenheilkunde oder die Orthopädie zu kompensieren, hat sich das Unternehmen nach eigener Aussage vergangenes Jahr neue Möglichkeiten im Pharmabereich erarbeitet. „Darüber hinaus hatten wir schon 2019 bei der strategischen Neuausrichtung der Raumedic AG die Weichen gestellt, um Vertrieb und Marketing entsprechend zu stärken“, erklärt Seuferling.

Schon jetzt sei abzusehen, dass es räumlich in den kommenden Jahren eng werden dürfte. So werde auch die Produktion im neuen Gebäude mittelfristig ausgelastet sein. „Wir wissen schon jetzt, dass es mit dem dritten Werk nicht getan ist. In den kommenden fünf Jahren werden wir insgesamt 50 Millionen Euro in strukturelle Erweiterungen am Standort Helmbrechts investieren und dabei auch die Silikonverarbeitung weiter ausbauen“, kündigt Stefan Seuferling an. Von den weltweit 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind derzeit rund 80 in der Silikonextrusion in der Firmenzentrale tätig. Etwa doppelt so viele sollen bis 2025 in diesem Produktionsbereich arbeiten. Der Bedarf an Fachkräften ist bei Rau-medic also ungebremst hoch. Für das Wachstum benötigt das Unternehmen in nahezu allen Abteilungen zusätzliches Personal.

Für 2021 plant die Raumedic-Gruppe einen Umsatz von 150 Millionen Euro weltweit und wächst damit stärker als der internationale Medizintechnikmarkt, der 2020 laut Mitteilung ein Plus von fünf Prozent verzeichnete. red/P. G.

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