„Es ist ein Wahnsinn“ Die Wut der Gräfin

Auf diesem Archivbild ist sie gut gelaunt zu sehen. Derzeit aber ist Foto: Chris Winter / Archiv

Wer derzeit den Wildpark Tambach besuchen will, braucht Registrierung, Negativtest und Maske. Im Gartencenter reicht letzteres. In Tambach wartet man nun auf eine Erklärung der Regierung.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Weitramsdorf - Als Annette Gräfin zu Ortenburg am Montagmorgen über den Post spricht, den sie am Samstag bei Facebook veröffentlicht hat, ist ihr die Verärgerung noch deutlich anzumerken. „Es ist ein Wahnsinn“, sagt sie. „Wir haben einen Rechtsstaat, dessen Grundsätze nicht mehr eingehalten werden.“ Anlass für ihren Unmut: Als die Juristin am Wochenende in einem Gartencenter einkauft, wird zum Einlass lediglich eine FFP2-Maske verlangt. Ein negativer Schnelltest sowie eine Registrierung sind hingegen nicht erforderlich. „Ich komme da rein und es ist rappelvoll. Alles ist wie immer, wie vor Corona, mit der einzigen Ausnahme, dass die Menschen eine Maske tragen. Und die Leute standen teilweise unmittelbar nebeneinander. Keine Abstände konnten eingehalten werden“, macht sie ihrem Ärger Luft.

Der extreme Vergleich: Besucher, die den Wildpark Tambach besuchen möchten, benötigen für den Einlass laut aktueller bayerischer Verordnung eine FFP2-Maske, einen negativen Antigentest sowie eine Registrierung. „Eine Unverschämtheit“, so Annette Gräfin zu Ortenburg.

Wichtig ist ihr: „Ich schreibe und sage das nicht als Eigentümerin des Wildparks, sondern als Bürgerin dieses Landkreises und als Bürgerin von Bayern. Denn unser Kabinett erlaubt sich mit seinen Bürgern einen bösen Scherz, der weit über das Ertragbare hinausgeht.“ Immerhin bestehe der Wildpark aus einem 50 Hektar großem Gelände, alles befinde sich an der frischen Luft. Im Gartencenter hingegen – „nicht klein aber auch nicht riesig“ – liege nur ein gutes Drittel der Fläche im Außenbereich. „Und da fragt man sich ehrlich gesagt als Bürger: Geht’s noch?“, verdeutlicht die Juristin und fügt hinzu: „Da stimmt die Verhältnismäßigkeit nicht mehr und es geht an die Grundfesten dessen, was wir als Rechtsstaatsprinzip bezeichnen.“ Anders als im Gartenmarkt gebe es etwa im Wildpark keine Engstellen, an denen ein Gedrängel entstehen könnte.

Bis zum Montagmorgen habe ihr Post über 213 000 Menschen erreicht und 368 Kommentare erhalten. „Man muss sich wirklich wehren. Und bei diesem riesigen Zuspruch sieht man ja auch, dass die Menschen das tatsächlich als Zumutung empfinden. Ein Kabinett kann sich nicht auf Dauer über seine Bürger stellen, zumal dann, wenn die Regelungen nicht mehr nachvollziehbar sind“, betont Annette Gräfin zu Ortenburg, die gleichzeitig fragt: „Schützt mich der Staat oder gängelt er mich?“ Was auch immer der Hintergrund dieser Vorschriften sei: „Es ist schon frech. Ich fühle mich von unserer Regierung im höchsten Maße auf den Arm genommen und gegängelt. Meinen Gesundheitsschutz hat sie jedenfalls nicht im Sinn. Und das soll doch angeblich das erklärte Ziel sein.“

Denn etwas Besseres, als sich an der frischen Luft zu bewegen, könne man derzeit doch gar nicht tun. „Die Menschen dazu zu drängen, dass sie das lassen – das ist doch absurd.“ Sie selbst habe sich während des Einkaufs im Gartencenter jedenfalls nicht sonderlich wohlgefühlt mit all den Menschen, dicht gedrängt. „Da stecke ich mich doch eher in einem solchen Gartenmarkt an als in einem Wildpark oder einem Zoo. Selbst Wissenschaftler gehen inzwischen davon aus, dass outdoor nicht viel passieren kann“, bekräftigt die Juristin und fügt hinzu: „Jeder einigermaßen klar denkende Mensch und insbesondere Politiker, die den Bürgern gegenüber verantwortlich sind, müsste hier aufschreien und sagen: Das geht gar nicht.“

Sie fordere daher ganz offen, dass dem ein Ende bereitet werde, wie Annette Gräfin zu Ortenburg in ihrem Post verdeutlicht. „Ich verlange die Abschaffung des Antigentests für alle Einrichtungen wie Wildparks, die ausschließlich outdoor sind, oder auch die Aufhebung der Maskenpflicht, soweit sie nicht gastronomische oder sanitäre Anlagen betrifft.“ Diese Vorgaben seien ihrer Kenntnis nach in jedem öffentlichen Park und jeder Stadt nicht verpflichtend, obwohl es dort häufig enger zugehe. „Was soll überhaupt dieser Unsinn: Antigentest und dann noch Maske!“

Ganz klar sagt die Juristin daher: „Ich bin kein Coronaleugner, im Gegenteil: Ich nehme das alles sehr ernst. Aber ich fühle mich als Bürgerin nicht geschützt. Da, wo es darauf ankommen würde, sind die Regeln niedrig angesetzt und da, wo es eigentlich laut der Wissenschaft locker sein könnte, legt unser bayerisches Kabinett den Menschen die größten Fesseln an. Andere Bundesländer sind da übrigens nicht so wahnsinnig. Irgendwie haben Herr Söder und Co. die Bodenhaftung verloren.“

Ihre Forderung habe sie daher auch mittels offizieller Anschreiben auf den Weg gebracht, unter anderem an die Regierung von Oberfranken, den Wirtschaftsminister und die Staatsregierung. Jetzt wartet sie gespannt auf eine Antwort. „Was die Regierung jetzt macht, das kann man dem Bürger nicht mehr erklären. Es ist absurd. Es reicht.“

Autor

Bilder