Nur auf den Rennsteig wandern, das tut er nicht. Er kennt ihn ja, jeden Meter hier oben. Und was sich da tut, das erzählen ihm die Wanderer oder Fahrradfahrer. Für die Familie ist der Gasthof am Ende der Welt, der seit vielen Jahren auch eine Pension hat, kein einfaches Erbe. Die Idylle der Natur, der Wald und die Wiesen, das ist ihr Kapital oben am Rennsteig. Aber die Gäste müssen erst einmal dorthin kommen wollen – auch, wenn die Sonne nicht gerade scheint. Und: Eine Tradition lebt nur, wenn sich die Wirtsleute ihren Gästen öffnen. Wenn sie erzählen und zuhören können. Wenn sie sich mal mit an den Tisch setzen, wenn sie Teil haben und nehmen an den Geschichten, die mit den Menschen ans Ende der Welt kommen.
Wer fünf Generationen auf den Buckel hat, den wirft so schnell nichts aus der Bahn. Auch keine Pandemie. Die Familie hat mehr als ein Jahrhundert lang gelernt, zusammenzustehen. Am Ende aber kommen die Gäste doch, weil es ihnen schmeckt. Und weil in der Gaststube noch alte Bilder an den Wänden hängen und sie durch die Fenster auf die Wiesen ins Tal hinunterschauen können. Weil hier Heimat ist.
Und weil die Forellen aus dem Schwarzatal da unten, immer und immer wieder ihren Weg nach ganz oben finden. Dorthin, wo es keine Flüsse gibt, aber hungrige Gäste.