Etwas mehr Freiheit Kamel-Watching auf der Koppel

Wolfgang Desombre
Manuela Heinisch mit Leonie und Sarah Seher mit Jan kamen zum Tieren schauen vorbei. Senior-Chef Georg Frank präsentierte die stolzen Kamele. Foto: des

In Dörfles-Esbach ist es fast schon ein vertrautes Bild. Schließlich wartet hier der Zirkus Henry nun schon 13 Monate auf das Ende der Pandemie.

 
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Dörfles-Esbach - Nach wie vor sitzt der Zirkus Henry in Dörfles-Esbach fest. Von den Anwohnern höre man zwar immer wieder, dass sie sich freuen würden, wenn der Zirkus hier bleiben würde, betont Seniorchef Georg Frank. „Unser großer Wunsch ist es aber natürlich, wieder auf Tour zu gehen und an vielen Orten Vorstellungen geben zu können.“

Doch noch lässt das die Pandemie nicht zu. Nach einem langen Winter gibt es aber zumindest für die Tiere etwas mehr „Freiheit“: Sechs Kamele, vier sibirische Steppenkamele und zwei Stuten aus der Mongolei, können sich nun wieder auf der großen Koppel verlustieren. Für die Anwohner sei der Anblick immer ein Erlebnis, weiß Georg Frank. „Wenn sie am späten Nachmittag von der Arbeit kommen, halten viele noch einmal an und schauen den Tieren zu“, erzählt er. Etwas abgesetzt von den vier männlichen Tieren werden die beiden jungen Fohlen gehalten, die erst im Februar das Licht der Welt erblickt hatten. Sie werden von ihren Müttern noch „umsorgt“. Ein Training unter freiem Himmel mit den Kamelen sei leider nicht möglich, betont Frank. Sie seien in der neuen Umgebung einfach zu sehr abgelenkt.

Regelmäßig vorbei kommt auch Kamelpatin Ulrike Knauer aus Coburg vorbei. Sie hatte im März 2020 erfahren, dass der Zirkus in Dörfles-Esbach gestrandet war. Spontan hatte sie später die Patenschaft für die kleine Kameldame „Richezza“ übernommen und die Zirkusfamilie fest in ihr Herz geschlossen. Folglich half die Coburgerin nun auch beim anstehenden Frühjahrsputz fleißig mit. Dabei unterzog sie „Artus“ einer Schönheitskur. Dafür brachte sie sogar eigens Shampoo und Haarpflegemittel mit, um Mähne und Fell zu pflegen. Nun glänzt es wieder in seiner vollen Pracht in der Frühjahrssonne.

Auch Manuele Heinisch mit Tochter Leonie und Sarah Seher mit Ian sind regelmäßige Zirkusbesucher. „Zuerst können sich die Kinder auf dem Spielplatz austoben und dann heißt es: Tiere schauen“, erzählen die beiden Rödentalerinnen. Dabei kommen sie jedoch nie mit leeren Händen. „Wir haben immer Möhren, Äpfel und auch mal Hundefutter dabei.“ Unterstützung erfährt der Zirkus ebenso von einer Mutter aus Untersiemau. Sie sei mit ihren Kindern in der Vorstellung gewesen. Seit dieser Zeit sei ihr Sohn ein großer Fan der Kamele. Auch er habe bereits einen Teil seines Taschengeldes für Futter ausgegeben, erzählt sie. Karotten für die Kamele und Pferde bringen aber auch sie immer mit.

Georg Frank ist dankbar für die Hilfe. Dennoch: „Das Heu für die Tiere wird jetzt knapp“, betont er. Auch die Vorräte an Kraftfutter, Hafer und Pferdepellets gingen zu Ende. Zudem werden die Fahrzeugversicherungen für Fuhrpark und die Zirkusversicherung fällig.

Georg Frank gibt dennoch nicht auf. In den letzten Tagen baute er mit seinem Team das „Sternenzelt“ auf. Hier haben nun die Lamas und Alpakas sowie das japanische Minipony ihren Auslauf. „Letzteres hatte sich bei seinen Artgenossen nicht so wohlgefühlt. Bei den Alpakas und Lamas fühlt sich der kleine Kerl aber sichtlich wohl“, schmunzelt der Seniorchef. Sobald es möglich sein wird, so Georg Frank, wird auch das große Vier-Mast-Zelt aufgestellt, dass für 500 Zuschauer Platz bietet. Dann gibt es eine kostenlose „Danke-schön-Vorstellung“ für alle, die den Zirkus in den mehr als 13 Monaten unterstützt haben. Der Familienbetrieb Henry zählt zu einem der ältesten und größten Zirkusfamilien Europas. Wer ihn mit Futter- oder Geldspenden unterstützen möchte, kann sich unter Telefon 0152/53222806 direkt an die Familie wenden.

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