Eurovision Song Contest Deutschland zeigt allen Mittelfinger – Die peinlichsten ESC-Auftritte

Sandra Hartmann
Big Fail: Jendrik landete mit seinem Händchen nur auf Platz 25. (Archivbild) Foto: imago images/ANP/ via www.imago-images.de

Am Freitagabend entscheidet sich, welcher Music Act beim Eurovision Song Contest am 11. Mai für Deutschland an den Start geht. Immer wieder stach die Bundesrepublik in den vergangenen Jahren mit ihren Auftritten heraus – und das nicht nur im positiven Sinn.

 
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Am Freitagabend ab 22 Uhr hat Deutschland die Qual der Wahl. Welcher Music Act vertritt das Land beim Finale des Eurovision Song Contest (ESC) in Schweden? Neben einer internationalen Jury können auch die Zuschauer in der NDR-Live-Show mitvoten. Nach mehreren „Ferner-liefen-Auftritten“ mit dem ein oder anderen Fremd-Schäm-Effekt hofft man nun auf ein besseres Abschneiden.

2023 schickte Deutschland etwa die Metall-Band „Lord of the Lost“ ins ESC-Finale und landete zum wiederholten Mal auf einem der letzten Plätze. Der Auftritt erinnerte denn auch mehr an ein Rammstein-Konzert als an einen Eurovision-Contest. Harsche Reaktionen hierfür gab es denn auch im Netz: „Die BRD ist peinlich und lächerlich“, titelte etwa das Nachrichtenmagazin „Focus“. Andere User urteilten: „Ich schäme mich für mein Land“ Oder: „Wir sind mittlerweile eine Lachnummer in jeder Hinsicht!“

Lord of the Lost beim ESC 2023. Foto: www.imago-images.de/IMAGO/Julian Meusel / SVEN SIMON

Gefühlt geht es den Deutschen beim Anschauen des ESC mittlerweile ähnlich wie bei der aktuellen US-Präsidentschaftswahl. Man fragt sich insgeheim: Sind das tatsächlich die besten Kandidaten, die das Land zu bieten hat?

Seit 2019 platzierte sich Deutschland mit seinen Musikgrößen konsequent auf den hinteren Plätzen, auf Platz 25 oder schlechter. 2018 gab es einen erfreulichen Ausreißer mit Michael Schultes Song: „You let me walk alone“, das den vierten Platz belegte. 2012 schaffte es Roman Lob mit „Standing Still“ auf Platz acht. Lediglich zweimal gewann Deutschland seit 1956 den ESC: 2010 mit Lenas „Satellite“ und 1982 mit Nicoles Lied „Ein bisschen Frieden“.

Das Lied verkörpert auch automatisch das Land

Dabei verkörpert der Song, den jedes Land präsentiert, auch automatisch in gewisser Weise das Land und die aktuelle Stimmungslage desselben. Lena schaffte es mit ihrer natürlichen Art, sich und Deutschland schon im Vorfeld entsprechend positiv zu vermarkten, sodass ganz Europa im Lena-Hype war. Nicoles „Ein bisschen Frieden“ entsprach in den 1950er Jahren ebenfalls dem Zeitgeist – dem großen Wunsch nach Frieden. Nun also die Krawallmacher Lord of the Lost, im Jahr zuvor Malik Harris Lied „Rockstars“, das sicher nicht zu den schlechtesten Auftritten gehörte, aber auch nicht im wirklich Gedächtnis blieb.

Anders dagegen „Guido Horns „Guildo hat euch lieb“ im Jahr 1998. Peinlicher geht’s nicht mehr, dachte sich damals so manch ein Zuschauer. Und doch schoss Horn Deutschland damit in die Top Ten. Unvergessen sicherlich auch Stefan Raabs Gaga-Song „Wadde hadde dudde da“ im Jahr 2000. Doch Europa fand Gefallen an dem – auch weil Raab den ESC damit ein wenig auf die Schippe nahm. Deutschland bekam dafür Platz fünf.

Sympathisch an diesen Liedern war insbesondere, dass sich die Deutschen damit selbst nicht ganz so ernst nahmen. Vor allem in der heutigen krisenbehafteten Zeit wollen viele kein Lied von Traurigkeit hören, sondern eines, das Leichtigkeit vermittelt.

Absolut glücklos hingegen war der Auftritt von Jendrik vor drei Jahren, der dabei ein wenig an Barbies Ken erinnerte, mit seinem Lied „I dont feel hate“. Den Fremdschämeffekt löste hier eine überdimensionierte Hand aus, in der eine Frau steckte und neben dem Sänger tanzte. Die Hand sollte eigentlich ein Peace-Zeichen formen. Stattdessen sah sie streckenweise wie ein gestreckter Mittelfinger aus. Fans reagierten entsetzt. „Deutschland zeigt Europa den Mittelfinger“, titelte daraufhin unter anderem das Portal VIP.

Am Freitagabend treten im deutschen Finale neun Kandidaten gegeneinander an, um sich nach Schweden zu singen – darunter Newcomer wie Floryan, der beim Vorentscheid „Ich will zum ESC“ gewonnen hat und nun auf ESC-erfahrene Sänger wie Max Mutzke trifft. Einen Hype wie bei Lena vor 14 Jahren konnte bislang noch keiner der Teilnehmer auslösen. Das liegt aber vielleicht auch an der wenig charmanten Sendezeit von 22 bis 0 Uhr. Auch der Vorentscheid „Ich woll zum ESC“ wurde fast still und heimlich digital abgefrühstückt – während andere Länder diese Vorrunden mit diversen Festivals gerade zu zelebrieren – ähnlich wie es vor Jahren schon Stefan Raab hat mit seinen TV-Vorentscheid-Spektakeln geschafft hat.

Insbesondere die skandinavischen Länder präsentieren dadurch jedes Jahr hochkarätige Acts durch eine ordentliche Vorauswahl, während Deutschland, so das Urteil unter anderem von Youtuber „PlietSchnack“ mit rund 100.000 Followern, nun „wieder mit relativ langweiligem Standard-Pop“ in den Vorentscheid gehe.

Die deutsche Final-Show für den ESC läuft am Freitagabend ab 22.05 Uhr live auf eurovision.de, im Ersten, auf ONE sowie in der ARD Mediathek.

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