Im Januar hatten die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Diakonie eine bundesweite Studie zu sexualisierter Gewalt vorgelegt. Mindestens 2225 Betroffene und 1259 mutmaßliche Täter waren darin für die vergangenen Jahrzehnte dokumentiert worden.
Zander beklagte, dass die föderalen Strukturen der EKD - zu ihr gehören 20 eigenständige Landeskirchen - hinderlich für die Aufarbeitung seien. Er erwarte von der EKD, dass sie die Weichen stelle. "So, wie es momentan läuft, ist es sehr, sehr schwierig."
Die Taten und ihre Folgen
Eine Frage sei zum Beispiel, wie man mit Anerkennungszahlungen umgehe. "Das wird ein dickes Brett werden." Es müsse hier einen einheitlichen Weg geben, es könne nicht sein, dass die Zahlungen von Landeskirche zu Landeskirche variierten. Man dürfe auch nicht nur auf die Tat schauen, sondern auch auf die Trauma-Spätfolgen.
Krapp gab zu bedenken, dass Anerkennungszahlungen viele Faktoren nicht berücksichtigen - etwa die Auswirkungen der erfahrenen Gewalt auf Beruf und Familie. "Es wird verdammt schwer, hier einen Weg zu finden."
Landesbischof Kopp betonte, es gebe Bewusstseinsprozesse in den Gemeinden zum Thema. Das sei aber nichts, was in der Öffentlichkeit geschehe. "Es passiert viel." Es gehe aber nicht um Kurzfristigkeit. "Es braucht einen langen Atem und entschlossenes Handeln."
Zum Auftakt des Treffens der Landessynode informierte Martina Frohmader, Leiterin der Fachstelle für den Umgang mit sexualisierter Gewalt, über aktuelle Zahlen: Bei der Meldestelle für mutmaßliche Missbrauchsfälle gingen 2022 39 Hinweise ein, im Jahr 2023 waren es 32. Zehn davon waren so genannte Altfälle, die 22 übrigen sind aktuelle Fälle. Die betroffenen Menschen waren zu zwei Dritteln weiblich, etwa die Hälfte war zum Tatzeitpunkt unter 18 Jahre alt. Die Beschuldigten waren zu 80 Prozent männlich und zu zwei Dritteln hauptberuflich in der Kirche tätig. In 15 Fällen gab es arbeits- oder dienstrechtliche Maßnahmen, bei sechs Fällen wurden die Strafverfolgungsbehörden eingeschaltet.