Evangelisches Bildungswerk Aus drei mach eins

Joachim Wegner
Altes nicht wegwerfen, sondern reparieren: Das ist eines der Angebote des Evangelischen Bildungswerks mit seinem Reparaturcafé im Raum Kronach. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentral/Bodo Schackow

Die Evangelischen Bildungswerke Coburg, Bamberg sowie Kronach-Ludwigsstadt-Michelau haben sich zusammengetan: zur Erwachsenenbildung Oberfranken-West.

 
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Einer Mammutaufgabe haben sich Vorstand und Mitarbeitende der Evangelischen Erwachsenenbildung Oberfranken-West mit der Neugründung ihres Vereins gestellt. Diesem sind 125 Mitglieder beigetreten, vorwiegend evangelische Kirchengemeinden und Institutionen. Nach langwierigen Beratungen und Fusionsverhandlungen ist aus den ehemals selbstständigen Evangelischen Bildungswerken Coburg, Bamberg und Kronach-Ludwigsstadt-Michelau nun eine gemeinsame Einrichtung mit zentraler Geschäftsstelle in Bad Staffelstein geworden. Als geschäftsführender Vorstand erläuterte Andreas Kleefeld, evangelischer Dekan in Coburg, in der Mitgliederversammlung den langen Weg zu einer gut funktionierenden Bildungseinrichtung.

Kleefeld machte dabei deutlich, dass es eine große Herausforderung gewesen sei, drei personell stabil aufgestellte Vereine zusammenzuführen. Hier sei es jedoch um Einrichtungen gegangen, die in personellen Veränderungen begriffen waren: ein neuer Bildungsreferent für Kronach-Ludwigsstadt-Michelau, eine neue Bildungsreferentin und Sekretärin in Bamberg, ein neuer Mitarbeiter für Digitalisierung in Bamberg, eine Bildungsreferentenstelle in Coburg, die ausgelaufen war, eine Regionalisierungsmitarbeiterin, die neu angefangen hatte, Umstrukturierungen in den Sekretariaten in Bamberg und Coburg und schließlich die Suche nach einer geschäftsführenden Bildungsreferentin für den Gesamtverein. Dazu Veränderungen der Bürostandorte in Bamberg, der Umzug des Büros in Coburg und die Neueinrichtung des Büros in Staffelstein. Alles dies habe manchen Ärger und Frust verursacht und viel Kraft gekostet, berichtete Kleefeld.

Mittlerweile sei aus der Evangelischen Erwachsenenbildung Oberfranken-West mit neun Mitarbeitenden personell ein großer Betrieb geworden, der aufwendig zu leiten sei. Dabei seien insbesondere die Organisation der Abläufe und die Zuständigkeiten wichtige Entwicklungsaufgaben gewesen. Daneben habe sich der Vorstand mit grundsätzlichen Themen befasst, etwa mit Hygiene- und Sicherheitskonzepten, einem neuen Logo, einem neuen Internetauftritt sowie einem Qualitätsmanagement als Voraussetzung für staatliche Förderung. Mittlerweile ist die Einrichtung vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt. Auch wenn vieles noch im Werden begriffen sei, soll die Erwachsenenbildung Oberfranken-West im laufenden Jahr so weit organisiert sein, dass sich die Haupt- und Ehrenamtlichen vor allem auf die inhaltliche Arbeit konzentrieren können. „Es ist wie bei einem Baum, den man umgepflanzt hat: Er wird nicht gleich Früchte tragen. Aber wenn man sich gut um ihn kümmert, dann darf man zuversichtlich sein, dass er Früchte tragen wird“, erklärte der Dekan.

Für den neugegründeten Programmbeirat machte Pfarrerin Mirjam Elsel aus Bamberg deutlich, dass die Einrichtung zwar ein kleiner Player in der Bildungslandschaft sei. Die evangelische Erwachsenenbildung agiere aber am Schnittpunkt von Kirche und Gesellschaft und handle aus der befreienden Kraft des Evangeliums heraus. In einer Zeit großer Brüche sei es ihre Aufgabe, Veränderungsprozesse zu begleiten und aus christlicher Sicht Stellung zu beziehen. Mirjam Elsel: „Vernetzung ist dabei unsere große Stärke“. Da sich viele Gruppen und Kreise in den Kirchengemeinden durch die Pandemie aufgelöst hätten, verlagere sich die Bildungsarbeit mehr und mehr ins Internet. „Was hält die Welt zusammen?“, sei die große Frage unserer Zeit angesichts des Krieges in Europa. Obwohl die evangelische Kirche nicht im gleichen Maße wie die Katholiken vom Missbrauchsskandal betroffen ist, registriert sie dennoch zunehmende Austrittszahlen. „Was braucht der Mensch in einer zunehmend säkularen Gesellschaft?“, lautet die Anregung des Programmbeirats für Bildungsangebote. Hier solle besonders der ländliche Raum berücksichtigt werden.

Anschließend lenkte Elsel den Blick auf das derzeitige Programm. Momentan läuft ein neunmonatiger Kurs zur Ausbildung von Kirchenführern mit 20 Teilnehmern. Am Bildungsstandort Bamberg sind eine Israelreise, ein Klimaprojekt, ein Erzählcafé, Erziehungskurse und Veranstaltungen zur interreligiösen Begegnung geplant. In Coburg wird lebendige Erinnerungskultur großgeschrieben, wobei Orte jüdischen Lebens digitalisiert werden. Es werden sogenannte Kulturdolmetscher ausgebildet, Exkursionen veranstaltet und es gibt spirituelle Angebote. Der Bildungsstandort Kronach-Ludwigsstadt-Michelau konzentriert sich auf ein Reparaturcafé im Kronacher Raum, Erfahrungsaustausch für kirchlich Engagierte und Gespräche unter dem Motto „Was unser Dorf zu bieten hat“.

Bei der Versammlung, die aufgrund der hohen Inzidenzen als Videokonferenz abgehalten wurde, stimmten die Mitglieder der vorgelegten Jahresrechnung zu und beschlossen den Haushaltsplan für das Jahr 2022. Außerdem wurde ein einheitlicher Mitgliedsbeitrag festgelegt, was zu deutlichen Entlastungen in den Dekanaten Kronach und Michelau führt. Abschließend wurde auf den anstehenden Dekanatskirchentag in Schney am 22. Mai hingewiesen, ebenso auf die Veranstaltungen in Kronach zum Lukas-Cranach-Jahr und das Friedensdankfest in Meeder.

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