Fachkräfte-Mangel Coburger FH-Professor in Sorge um Arbeitsmarkt

In den nächsten 16 Jahren benötigt Deutschland fast 300 000 Fachkräfte aus dem Ausland, so Coburgs FH-Professor Lutz Schneider. Aber wie kann diese Zahl erreicht werden?

 
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Lutz Schneider ist einer der Autoren der Bertelsmann-Studie zu Zuwanderung und Arbeitsmarkt Foto: Hochschule Coburg/Dieter Ertel

Die Zahl von 288 000 Fachkräften bis 2040 wird in der Bertelsmann-Studie „Zuwanderung und Arbeitsmarkt – eine Analyse für Deutschland und die Bundesländer“ genannt. Einer der Autoren ist Professor Dr. Lutz Schneider, Volkswirtschafts-Professor an der Hochschule Coburg.

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„Die Babyboomer gehen in Rente, und was das in den kommenden Jahren bedeutet, lässt sich ausrechnen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Hochschule. Ohne Zuwanderung sinke die Zahl der Arbeitskräfte in Deutschland bis 2040 um zehn Prozent. Das ist demnach eines der zentralen Ergebnisse der neuen Studie, die im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung gemeinsam mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erstellt worden ist.

Grundlage für die Berechnungen ist eine Projektion des Arbeitskräftebedarfs durch das IAB und das Bundesinstitut für Berufsbildung. Demnach ginge ohne zusätzliche Einwanderer und Einwanderinnen die Zahl der Arbeitskräfte von derzeit 46,4 Millionen bis 2040 auf 41,9 Millionen und bis 2060 auf 35,1 Millionen zurück.

Als einer der beiden Studienautoren erklärt Schneider, wo der Bedarf am größten sein wird: „Von einem Rückgang der Arbeitskräfte über zehn Prozent besonders betroffen wären Thüringen, Sachsen-Anhalt und das Saarland.“ Aber auch, wenn der Rückgang in einer Region geringer ist, kann es bei größerer Nachfrage nach Personal problematisch werden. „Das betrifft vor allem die Länder Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Berlin und Hamburg.“

Die Studie unterscheidet zwischen Zuwanderung aufgrund von Flucht- und einer arbeitsmarktorientierten Zuwanderung. „Die Zahl der Menschen, die über das neue Fachkräfte-Einwanderungsgesetz nach Deutschland kommt, liegt bei 50 000 bis 60 000 pro Jahr. Das ist zu niedrig“, sagt Schneider. Rechtlich gebe es aber kaum noch Stellschrauben, erforderlich seien andere Maßnahmen.

Ein Hindernis bei der arbeitsmarktorientierten Zuwanderung sei die deutsche Sprache. Unterricht im Ausland beispielsweise über die Goethe-Institute komme deshalb große Bedeutung zu. „Auch bürokratische Hemmnisse beispielsweise bei der Visa-Vergabe sollten abgebaut werden“, so die Hochschule. Relevant, aber schwer zu beziffern seien weiche Faktoren wie der Einfluss des Wohnungsmarktes und einer offenen Willkommenskultur.