Fackelzug durch Coburg OB versus CC

Ein Meer aus Flammen vor dem Rathaus: der traditionelle Abschluss des Fackelzugs, hier im Jahr 2018. Foto: Henning Rosenbusch

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause kehrt der Coburger Convent für seinen Pfingstkongress zurück in die Vestestadt. Im Fokus der Öffentlichkeit steht dabei der montägliche Fackelzug, um den ein politisches Scharmützel entbrannt ist.

 
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Die Auszeit, so heißt es aus dem Rathaus, sei schon länger geplant. Dominik Sauerteig wird seinen einwöchigen Kurzurlaub am Pfingstsonntagnachmittag antreten, nachdem der Oberbürgermeister (OB) zuvor noch den Tag der offenen Tür der Freiwilligen Feuerwehr Coburg besucht hat – ein, wie Stadtsprecherin Katja Diedler ausführt, „für ihn persönlich wichtiger Termin.“

Ob gewollt oder ungewollt, handelt es sich um die nächste Spitze in einem politischen Scharmützel, das in der Vestestadt entbrannt ist. Nach zwei Jahren coronabedingter Unterbrechung kehrt der Coburger Convent (CC) heuer für seinen Pfingstkongress zurück an seinen Gründungsort. Im Fokus der Öffentlichkeit steht dabei zum wiederholten Mal im Vorfeld der montägliche Fackelzug der bemützten Landsmänner und Turnerschaftsbrüder, deren jährlicher Besuch die Stadtgesellschaft zusehends zu spalten scheint. Um diesen hat sich in den vergangenen Wochen ein nicht mehr zu leugnender Konflikt entsponnen: OB versus CC.

„Es erinnert ein wenig an Sandkastenspiele“

So wird Dominik Sauerteig dem Fackelzug, dem Höhepunkt der Verbandstagung, nicht nur urlaubsbedingt fernbleiben; dem CC wird zudem am Abend des Pfingstmontags von der Stadt der Zutritt ins Rathaus verwehrt. Entsprechend kann die Rede zum traditionellen Abschluss des Fackelzugs nicht wie gewohnt vom prunkvollen Balkon des Rathauses mit Blick auf das Albert-Denkmal gehalten werden.

Der Sozialdemokrat, für den es der erste Pfingstkongress ist nach Amtsantritt im Mai 2020, schweigt auf abermalige Anfrage der Neuen Presse weiterhin eisern zu den Hintergründen und äußert sich in der Angelegenheit lediglich indirekt über seine Sprecher. „An den aktuellen Diskussionen in den klassischen und sozialen Medien beteiligt sich der Oberbürgermeister nicht“, schreibt Katja Diedler, so sei es zwischen ihm und den Spitzen des Coburger Convents vereinbart. Sauerteig freue sich darauf, zum Auftakt am Freitag die Präsidierenden begrüßen zu dürfen. Die Teilnehmer des CC sollten mit der gewohnten Gastfreundschaft der Stadt Coburg aufgenommen werden.

Beim Convent scheint man diese aktuell noch nicht zu wahrzunehmen. „Es ist (...) ein etwas unfreundlicher Akt, das Rathaus zu sperren“, schreibt Pressesprecher Martin Vaupel auf Anfrage unserer Zeitung, „und es erinnert ein wenig an Sandkastenspiele.“ Der CC akzeptiere natürlich die persönliche Meinung des OB. Herr Sauerteig sei hier aber nicht als selbst handelnd zu sehen, sondern als Vertreter aller Coburger aufgefordert. Insofern müsse man politisch versuchen, für seine Einstellung eine rechtliche oder aber auch qualifizierte Mehrheit zu erlangen oder aber nach dem Demokratieprinzip verfahren. „Am Ende bleibt es nur bedauerlich und macht mehr Arbeit bei der Vorbereitung und Durchführung.“

Die unrühmliche Rolle der Vestestadt

Gemeint ist freilich der Fackelzug. Den hält der Oberbürgermeister, so überliefert es jedenfalls seine Sprecherin, mit Blick auf die unrühmliche Rolle der Vestestadt während der NS-Diktatur „in der Tat für aus der Zeit gefallen – ohne damit den Coburger Convent mit der NS-Diktatur gleichzusetzen, es geht lediglich um das Bild, das von dieser Veranstaltung ausgeht.“ Der hiesige Stadtrat war bekanntlich der erste, in dem die bücherverbrennenden Nazis die absolute Mehrheit errangen, das Rathaus das erste öffentliche Gebäude in Deutschland, an dem eine Hakenkreuzfahne wehte.

Diesen Standpunkt, so Diedler, habe Sauerteig auch den Spitzen des CC mitgeteilt, und zwar mehrfach. Es sei jedoch Sache des Convents, ob und wie der Fackelzug veranstaltet wird. „Daher wird sich die Stadt Coburg in die Organisation dieser Einzelveranstaltung nicht einbringen.“

Übersetzt: Das Rathaus bleibt am Pfingstmontag geschlossen.

Infokasten: Linke Gruppen machen mobil

In sozialen Medien wie Instagram und Facebook trommeln dieser Tage linksgerichtete Gruppierungen wie „Tigue Hannover“ für die Beteiligung an Gegenveranstaltungen zum diesjährigen Pfingstkongress des CC. Stefan Probst, Pressesprecher der Polizei Coburg, spricht auf NP-Anfrage von einer „bundesweiten Mobilisierung“, die der Staatsschutz bereits länger im Blick habe. Die Planung umfasse daher eine mögliche Unterstützung durch Kräfte der Bereitschaftspolizei sowie von Nachbardienststellen.

Ob der Convent tatsächlich mit mehr Widerstand auf der Straße rechnen muss als zuletzt vor der Pandemie, etwa beim Fackelzug am Montagabend, vermag Probst gleichwohl nicht zu prognostizieren: „Das ist schwer zu sagen, wir schließen es aber nicht aus.

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