Fasching Kronachs neue Tollitäten

Heike Schülein

Statt einem tobenden Saal zu Füßen blickt das neue Prinzenpaar der Stadt Kronach in einen leeren Rathaussaal. Die Inthronisation wird online präsentiert. Die Vorfreude auf die Saison ist dennoch groß.

 
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Kronach - Seine Tollität, Prinz Björn I. und ihre Lieblichkeit, Prinzessin Franziska I.: So heißen die neuen Majestäten, die ab jetzt in der Hochschul- und Campusstadt Kronach das Zepter schwingen. Am Samstag wurde das Prinzenpaar den Kroniche Fousanaochtern aufgrund der aktuellen Situation aus dem Historischen Rathaussaal online präsentiert.

„Normalerweise würde jetzt im Schützenhaus der Saal toben“, sinnierte Präsident Georg Löffler. Schweren Herzens habe man die für dort vorbereitete Veranstaltung abgesagt und sich entschlossen, das neue Prinzenpaar digital zu präsentieren. Hierfür dankte er insbesondere seinem Vize-Präsidenten, Kameramann und Techniker Andreas Bauer, sowie Kanzler Stefan Wicklein, die hierzu die Initiative ergriffen hatten.

Auch Sitzungspräsident Thomas Auer bedauerte, die Narretei nicht im Schützenhaus begehen zu können – zumal der Saal wohl nicht mehr lange stehen werde, habe doch Campus-Beauftragter Jürgen B. damit bestimmt Großes im Sinn: Eine Frankenwaldarena solle es sein, mit „unterindischer“ Parkanlage für mindestens 5000 Fahrzeuge und einem Feuchtbiotop für die „Borkenkäufer“, da die Arena natürlich aus dem „Käferholz“ des Frankenwaldes gebaut werde. Eigentlich habe er sich vorgenommen, an dem Tag nicht über Corona zu reden. Gleichwohl gebe es in Kronach jedoch auch Gewinner der Pandemie. Hierzu zählten neben Bürgermeisterin Angela Hofmann mit weniger Terminen und damit mehr Zeit für Privates auch die beiden Kastanien an der Spitalbrücke. Dies dürften noch stehen, weil aufgrund der Abstandsregel von 1,5 Meter kein Holzfäller an die Bäume komme. Dritter Gewinner sei das alte Prinzenpaar. „Die beiden waren zwei Jahre Regenten der Kroniche Fousanaochter - wie jeder weiß, ein hoch dotierter Job. Die beiden werden jetzt ausgesorgt haben“, vermutete er.

Stimmungsgeladene Büttenabende

Die besagten scheidenden Regenten - Prinz Marco I. und Prinzessin Silvia I. - blickten auf eine wunderschöne Session 2020 zurück: „Was haben wir gefeiert, getanzt, gelacht und viele lustige Späße gemacht. Schön war´s bis zum Schluss, dann kam der Corona-Verdruss“, meinte der Prinz wehmütig. Gerne erinnerte sich seine Prinzessin an stimmungsgeladene Kroniche Büttenabende sowie viele Besuche in Faschings-Hochburgen.

Mit großem Dank wurden die Beiden aus ihren Ämtern verabschiedet. Marco Krebs bleibt als Elferrat erhalten; er wurde von Elferrats-Vertreter Bastian Büttner aufgenommen. Seine Referenzen: Zwei Jahre Prinz, Kassenwart vom Skiclub Kronach und Diplom-Kaufmann der Betriebswirtschaft und Steuerberater. „Er wird der erste Steuerberater sein, der während der Büttenabende live auf der Bühne Steuererklärungen bearbeitet“, kündigte Thomas Auer an.

Dann war es endlich so weit: Die neue Regentschaft schritt durch die Tür des Historischen Rathaussaals. Seine Tollität Prinz Björn I., der durch die Lüfte gleitende und für guten Absatz sorgende Wirtschafts-Doktor, sowie ihre Lieblichkeit Prinzessin Franziska I., die die Welt erkundende und das Wirtschaftsrecht studierende Strategiemanagerin - Hochedle Rock´n´Roll-Regenten, residierend in den Auen des Gartenschauparks am Ufer des Haßlach-Flusses durch unsere alten Cranaha. Inthronisiert wurden diese vom Großmeyster der Rytterschaft, „Kleidermotte“ Sigi Mayer.

Keine Scheu vor der Regentschaft

In ihren hoheitlichen Worten freuten sich die Majestäten über den Start in den Frohsinn: „Lange ließ Euch Corona nun verharren. Alle sind es wirklich leid, diese Büttenabend-lose Zeit“, verinnerlichte der Prinz. Ursprünglich aus dem Hofer Land kommend, auch Bayrisch Sibirien oft genannt, finden er und seine Prinzessin es in Kronach prima: „Nette Leute und warmes Klima“, so ihr Resümee. Vor der Regentschaft hatten sie keine Scheu; sei ihnen die Fousanaochts-Bühne ja nicht neu.

Björn Stöcker wurde 1985 im Landkreis Hof geboren. Der Diplom-Betriebswirt und Doktor der Wirtschaftswissenschaften verdient sein tägliches Brot als Abteilungsleiter im Marketing.

Franziska Stöckert wurde 1983 geboren. Die geprüfte Wirtschaftsfachwirtin und studierende Wirtschaftsjuristin arbeitet bei einer Steuerberatung im Bereich Büroorganisation, Digitalisierungs- und Strategiemanagement und in wirtschaftsrechtlichen Schwerpunkten. Das Prinzenpaar gab sich im Juni 2014 das Jawort. Sie sind stolze Eltern zweier Töchter, Katharina und Elisabeth. Katharina ist in der kleinen Garde. Das Ehepaar hat zwei große gemeinsame Hobbys: Verreisen und Rock ‘n’ Roll.

Schicksal der Vorgänger

Der Orden „50 Jahre Einmarsch in der Brauerei Kaiserhof“ wurde wieder von der Kronacher Künstlerin Mirjam Gwosdek gestaltet. Er erinnert an die Einmärsche in der Brauerei Kaiserhof sowie Braumeister und Elferrat Lothar Kaiser (1935–1982). Regisseur Matthias Simon stellte ihn in Gedichtform vor. Darin heißt es unter anderem: „Das ist, man mag es glauben kaum, doch ist es wirklich wahr, bei uns schon gute Tradition seit genau fünfzig Jahr! Seit 1971 kehr´n die Narren - Groß und Klein - auf ihrem Weg zur Obern Stadt beim Kaiserhöfer ein.“

Bürgermeisterin Angela Hofmann - zugleich Schirmherrin - dankte allen Aktiven für ihren närrischen Unternehmergeist. Optimistisch zeigte sie sich, dass die Stadt sicherlich noch einige Munition für die Büttenabende liefern werde. Präsident Georg Löffler hoffte abschließend indes auf eine einigermaßen akzeptable Session. Sonst treffe das neue Prinzenpaar das Schicksal ihrer Amtsvorgänger: „Und ihr müsst auch nochmals ran.“

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