Faschingshochburg Burggrub Die närrischen Vorreiter

Gerd Fleischmann

Burggrub mauserte sich in den 1960ern zur echten Faschingshochburg. Doch nach und nach verstummte der Schlachtruf „Alaaf Granizza“. Und so still wie dort wird es heuer leider wohl auch wieder im ganzen Frankenwald bleiben.

 
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Burggrub - Burggrub, das Jahrhunderte wirtschaftlich und gesellschaftlich nach Thüringen ausgerichtet war und heuer auf seine 750-jährige Ersterwähnung zurückblicken kann, hatte unter der Teilung Deutschlands besonders stark zu leiden. Jäh unterbrochen wurden nach 1945 die Bundesstraße 89 sowie der Eisenbahnstrang nach Neuhaus-Schierschnitz. Trotzdem resignierte man nicht; die „Grüber“ orientierten sich neu. Der Fasching sorgte für Aufbruchstimmung. Das Resultat: Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Burggrub zur Faschingshochburg im Frankenwald. Die damals etwa tausend Einwohner zählende Grenzgemeinde wurde für Stadt und Land zum humoristischen Ideengeber. Alljährlich lockte der farbenprächtige Gaudiwurm Hunderte von Besuchern aus dem Landkreis Kronach an. Doch das war einmal. Ohnehin sorgt seit zwei Jahren die Corona-Pandemie landkreisweit für ein vorläufiges Ende des Narrentreibens.

Rückblende: Ende 1950, vor allem dann in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts, entwickelte sich in Burggrub ein ausgeprägter Sinn für Humor. Jung und Alt wurden alljährlich vom Faschingsfieber erfasst. Unter dem lautstarken Schlachtruf „Alaaf Granizza“ feierten die „Grüber“ ihren Fasching ganz groß.

Ball im Saal Höring

Unter dem Präsidenten Franz Jasper und dem Organisator Herbert Kalb hielt jeden Samstag ein anderer Verein mit Prinzenpaar und Elferrat seinen Ball im Saal Höring. Vor dem Einmarschieren trafen sich die originellen Maskenträger an der Schreinerei Karl Körner. Ganz groß wurde vor allem der Faschingssonntag mit Pauken und Trompeten gefeiert. Der Gaudiwurm mit bunt geschmückten Wagen bildete den Höhepunkt der Narretei. Die populärste und größte Gruppe war die „Santa Maria“, die alljährlich die Szene beherrschte. Und mit dem Nachwuchs präsentierten sich vielversprechend die „Rocky Boys“. Selbst das Grüber „Mockela“ (Eisenbahn nach Stockheim) erlebte närrische Zeiten und wurde liebevoll von den Fahrgästen geschmückt.

Erst als Franz Jasper aus Altersgründen zurücktrat und niemand mehr das Zepter in die Hand nahm, verlor der Fasching in Burggrub an Bedeutung. Anders dagegen in anderen Gemeinden des Frankenwaldes, so beispielsweise in Steinwiesen. Zu Pionieren der Büttenabende entwickelten sich indes Haig und Kronach. Bis 1963 war die Kreisstadt ein Diasporagebiet in Sachen Frohsinn gewesen. Erst durch die Initiative des Rheinländers Helmut Arbeiter und des Redakteurs Willi Schreiber erklang der Schlachtruf „Kronich Feuedunnekeil“.

Neben den Faschingsumzügen – so beispielsweise in Teuschnitz, Neukenroth und Rothenkirchen – sind nach und nach die Rathausstürme in Mode gekommen; 1966 erstmals in der Kreisstadt. So manches Gemeinde- oder Stadtoberhaupt wurde in den folgenden Jahren in den Schuldenturm abkommandiert.

Doch das lustige Treiben ist vorerst mit Corona Geschichte geworden. So wie es aussieht, werden die Faschingsnarren auch in diesem Jahr unter Entzugserscheinungen zu leiden haben. Doch die Hoffnung, so heißt es bekanntlich, stirbt zuletzt.

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