Faschingstreiben Narren heizen in Hofheim ein

Martin Schweiger

„Mit 66 ist noch lange nicht Schluss“, das sang einst Udo Jürgens. Damit ist auch die Situation des Hofheimer Carneval Clubs (HCC), der mit seiner Büttensitzung nun die 66. Faschingssaison einläutete, auf den Punkt gebracht.

 
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Im Jahr 1955 gründete sich der Hofheimer Carneval Club (HCC). Die erste Sitzung im Weissenseelsaal in der Goßmannsdorfer Straße (heute Möbelmarkt ZAK) leitete der damalige Vorsitzende und spätere Bürgermeister Hans Wacker noch höchstpersönlich als Sitzungspräsident. Tanja Michalke erinnerte in ihrer Bütt an diese Anfangszeit und schaute auch mit kritischem Humor auf Ereignisse der vergangenen drei Jahre, in denen die Büttensitzungen coronabedingt ausfielen. Dass im ehemaligen Krankenhaus in Hofheim nun das Veterinäramt eingezogen ist, schmeckt ihr anscheinend nicht. „Ist mit Menschenpflege weniger verdient als mit Hund und Schwein?“, fragte sie provokant. Auch den Umzug des Impfzentrums von Hofheim nach Königsberg beäugte sie zynisch: „Im Rot-Kreuz-Haus steht jetzt eine Generalsanierung an. Was man mit Impfen so verdienen kann!“

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Schiefgegangen sei indes die Rettung eines Schweines während der Hofheimer Kirchweih. Dort hatte der Werbering ein Spanferkel als dritten Preis bei der Verlosung ausgelobt. Die Inhaber des neuen Unverpackt-Ladens mit Café in der Hauptstraße (ehemals Weisheit), die in ihrem Geschäft kein Fleisch anbieten, sollen laut Michalke versucht haben, dem armen Schwein das Leben zu retten. Sie sollen viele Lose gekauft haben, um damit den dritten Preis zu gewinnen – zum Wohle des Ferkels. „Man wollte alle Lose erwerben, dass das Schwein muss nicht sterben“, reimte die Büttenrednerin. Doch das Vorhaben misslang und das vermeintlich teuerste lebende Schwein der Welt wurde verspeist.

Auch Alexander Bergmann, Bürgermeister i.L. (in Lauerstellung), ließ sich einen Auftritt nicht nehmen. Der liebe Gott habe alles im Gleichgewicht erschaffen. Mit dem Hofheimer Land sei ihm die „schönste Stelle in der ganzen Welt“ geglückt. Und das Gleichgewicht? „Neben dran ist Haßfurt.“ Noch-Bürgermeister Wolfgang Borst lobte sich augenzwinkernd für die Erfolge seiner 18-jährigen Amtsperiode und verteilte von der Bühne aus Fernküsse „an die Damen im Saal“.

Umjubelt war der Auftritt des Kabarettisten Uli Kiesel. Er versuchte mit Reiten abzunehmen – mit Erfolg: Bald waren 60 Kilogramm runter, allerdings beim Pferd. Kosmas Fischer beschrieb seine Schmerzen bei der Haarentfernung durch Wachs mit einem abgewandelten Lied von Udo Lindenberg: „Dieser Schmerz geht so tief rein“, sang er und das Publikum stimmte mit ein. Für Freudentränen sorgte auch der Männersketch „Der Kinobesuch“, bei dem die Akteure des HCC ohne Worte auskamen. Ausgefallene, futuristische Kostüme präsentierte die Große Garde der HCC-Damen bei ihrem Showtanz „Die vierte Dimension“, der ein künstlerisches Highlight des Abends war. Die Männergarde des HCC nahm das Publikum mit in ein Irrenhaus. Zum Tollhaus hingegen wurde das ausverkaufte Haus des Gastes, als die Stimmung nach rund fünf Stunden mit dem Finale ihren Höhepunkt erreichte und es hieß: ab in die Bar.