Unabhängig davon seien in dem Gremium kaum Frauen vertreten, weisen Dietz und seine linken Mitstreiter hin. Tatsächlich findet sich unter den zwölf Mitgliedern und deren 1. Stellvertretern mit Rita Stäblein (Grüne) lediglich eine einzige Kreisrätin.
Immerhin schränken einige Paragrafen des neuen Gesetzes den Einsatz der Ausschüsse ein: Die „Amtszeit“, in der ein Ferienausschuss einberufen werden kann, ist grundsätzlich auf sechs Wochen pro Jahr begrenzt. Wie man dies bereits von Gemeinde- und Stadträten kennt, fallen diese in der Regel auf die Zeit der Sommerferien im August und September.
Ausschuss-Regelung zunächst nur begrenzt beschlossen
Begründet mit der Corona-Pandemie könnte dieser Zeitraum jedoch auf bis zu drei Monate ausgeweitet werden. Im Landkreis Haßberge wird der Ferienausschuss laut Beschluss des Kreistags in der März-Sitzung beispielsweise dann einberufen, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz am Tag der Ladung bei mehr als 50 Neuinfektionen liegt. Die Regelung gilt zunächst bis Mitte Juni. Auch schwierig dabei: Die Einladungen zu den Sitzungen gehen meist Wochen vor der eigentlichen Versammlung an die Mitglieder des Kreistags. Die Inzidenz könnte also längst wieder gesunken und eine Kreistagssitzung in voller Stärke möglich sein. Sollten die Ferienausschüsse regelmäßig zum Zuge kommen, ist für Thomas Dietzel klar: „Der Wählerwille ist damit aus unserer Sicht nicht mehr abgebildet.“
„Politik vor Ort lebt von kommunaler Mitbestimmung – gerade auch in Krisenzeiten“, so Dietzel weiter. Dabei könne dem Infektionsschutz auch im regulären Sitzungsbetrieb Rechnung getragen werden. Die vergangenen Monate hätten gezeigt, dass Abstand etwa in Turnhallen oder Stadthallen durchaus eingehalten werden könnte – und inzwischen in den meisten Kommunen auch Standard seien. Mit Masken und den nun flächendeckend verfügbaren Schnelltests könnte die Infektionsgefahr zusätzlich minimiert werden. Vorkehrungen, die die Kreisverwaltung übrigens auch bereits nutzt: Schon seit dem vergangenen Jahr hat der Kreistag die Sitzungen vom Landratsamt in den großen Saal des Ganztagesgebäudes im Schulzentrum Haßfurt verschoben. Vor der vergangenen Sitzung im März hatte der Landkreis zudem allen 60 Mandatsträgern einen Schnelltest zukommen lassen. Maske-Tragen ist zudem während der gesamten Sitzung Pflicht.
Umbesetzung der Ausschüsse könnte Situation verbessern
Sollte der Einsatz des Ferienausschusses in Krisenzeiten letztlich eine dauerhafte Lösung werden, spricht sich Dietzel zumindest für eine Umbesetzung des Gremiums aus. Eine, in der auch Kleinstfraktionen wieder ein Mitspracherecht haben. Insgesamt geht es der Linken aber um eine Grundsatzentscheidung. Ein Ausgrenzen einzelner Parteien oder Interessensgruppen im Zuge der Ferienausschüsse ist für viele Parteimitglieder „unzumutbar und unverhältnismäßig“ – daher auch die Klage vor dem Verfassungsgerichtshof in München. Thomas Dietzel bringt es nochmals auf den Punkt: „Wir benötigen in der heutigen Zeit mehr Mitsprache, mehr Mitwirkung – selbstverständlich mit Distanz, aber nicht mit Ausgrenzung.“
Der Ferienausschuss des Landkreises Haßberge
Seit 2021 dürfen auch Landkreise Ferienausschüsse einberufen. Eine entsprechende Gesetzesänderung trat in Bayern am 17. März rückwirkend zum 1. Januar 2021 in Kraft. In der jüngsten Kreistagssitzung verabschiedete der Kreistag entsprechende Änderungen der Geschäftsordnung:
•Im Kreistag Haßberge wird ab dem 1.1.2022 eine Ferienzeit vom 5. August bis 15. September festgelegt. In dieser Zeit kann der Ferienausschuss die Aufgaben des Kreistags übernehmen. Übersteigt die 7-Tage-Inzidenz bis zum 17. Juni 2021 den Wert von 50 am Tag der Ladung, werden die Befugnisse dem Kreisausschuss übertragen.
•Der Ferien-/Kreisausschuss besteht aus folgenden Mitgliedern:
Vorsitz: Landrat Wilhelm Schneider
Mitglieder:
CSU: Steffen Vogel, Michael Ziegler, Alexander Bergmann, Holger Baunacher
WG: Günther Werner, Dieter Möhring
SPD: Jürgen Hennemann, Wolfgang Brühl. Grüne: Harald Kuhn
Junge Liste: Thomas Wagenhäuser
FDP: Harald Pascher
ÖDP: Rainer Baumgärtner
Beratende Mitglieder: Birgit Bayer (WG) und Thomas Dietzel (Linke).
Die Stellvertreter sind auf der Webseite des Landkreises unter www.hassberge.de gelistet.