Festival Mediaval Wo Tonsur auf Dreispitz und Orkohr trifft

Christopher Michael
Wenn es Nacht wird, verleiht das Leuchten der Lagerfeuer, Fackeln und Laternen dem Goldberg ein mystisches Flair.Foto: Florian Miedl Foto:  

Warum zieht es Piraten ins Kloster? Und welchen Groll hegen Orks gegenüber Trollen? Antworten hierauf gibt es auf dem Festival Mediaval, wenn man abseits der Bühnen lauscht.

 
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Der Hieb des mannshohen Zweihänder-Schwerts war dann doch etwas heftiger als gedacht. In hohem Bogen fällt das kürzere Schwert des Orks zu Boden und der fies dreinblickende Geselle hinterrücks dazu. Der Ritter in schwarzer Rüstung hatte sich eingemischt in diesen Programmpunkt, der als Ork-Krieg angekündigt war.

Ein paar Gesten der Entschuldigung später zieht sich der Ritter mit seiner Waffe – aus Schaumstoff, natürlich – zurück und überlässt die Bühne den Kämpfern. Sie alle entstammen der sogenannten Larp-Szene, wobei dieses Kürzel für Live Action Role Play, also Rollenspiele, steht. Immer wieder mischten sich die Verkleideten unter die Gewandeten und so mancher Festival-Besucher blieb stehen, um ein Selfie mit Orks oder Trollen zu ergattern.

„Allein an den Masken arbeiten wir ein bis zwei Monate“, erklärte einer der Trolle, der beim Festival unter seinem Künstlernamen Seggorakk Razukkalai unterwegs war. „An dem ganzen Drumherum wie etwa der Kleidung arbeitet man sicher ein bis zwei Jahre; aber in Wahrheit hört man nie wirklich auf, daran zu arbeiten.“ Der Spaß steht klar im Vordergrund, und so trollen (Achtung: Wortwitz beabsichtigt) sich nur wenige Minuten nach dem großen Ork-Krieg beide Kampfparteien wieder friedlich vereint und ziehen über das Festivalgelände.

Nur wenige Meter entfernt vom Kriegsschauplatz dampft der Kochtopf über der offenen Feuerstelle. Die Klosterbrüder und -schwestern des Klosters Wellerthal haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Armen und Bedürftigen unter den Festivalbesuchern zu speisen. Mehrmals am Tag laden sie zum gemeinsamen Essen ein. All das basiere auf Spendenbasis, sagt Bruder Florian im Gespräch mit unserer Zeitung. Mit dem Klingelbeutel zieht der junge Mönch mit stilechtem Tonsurschnitt auf dem Kopf umher und bittet um kleine Spenden für diese besondere Aktion.

Mitunter mit etwas Nachdruck, als ein scheinbar wohlhabender, als Pirat gekleideter Gast schon am Eröffnungstag von einem seiner Raubzüge kommend einen Stopp bei den Klosterbrüdern macht. Der zückt bereitwillig sein Säckel und genießt die Gastfreundschaft der Brüder und Schwestern. Etwa 20 Personen aus der Region umfasse der Konvent, berichtet Bruder Florian. „Inklusive Frauen und Kinder.“ Für Mönche jetzt nicht unbedingt die alltäglichste Aussage.

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