Islamistischer Hintergrund? Mann wollte Bundeswehr-Soldaten in Hof töten

, , aktualisiert am 13.09.2024 - 14:58 Uhr

Die Vorwürfe sind heftig: Ein 27-Jähriger soll in Hof geplant haben, Bundeswehr-Soldaten mit einer Machete zu töten. Doch die Behörden greifen rechtzeitig ein.

 
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Weil er Anschläge auf Bundeswehr-Soldaten in Oberfranken geplant haben soll, sitzt ein 27 Jahre alter Syrer in Untersuchungshaft. Man gehe davon aus, dass der Mann mit zwei Macheten möglichst viele Soldaten in deren Mittagspause in der Innenstadt von Hof habe töten wollen, teilte die Generalstaatsanwaltschaft München mit. Die entsprechenden Waffen hatte der Verdächtige demnach schon gekauft. Wie der Bayerische Rundfunk berichtet, habe der Mann für seine geplante Tat nach aktuellem Ermittlungsstand am 10. September zwei etwa 40 Zentimeter lange Macheten beschafft.

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Radikal-islamische Ideologie als Hintergrund vermutet

Die Ermittler gehen davon aus, dass der 27-Jährige Anhänger einer radikal-islamischen Ideologie ist. Mit dem Anschlag habe er die Bevölkerung verunsichern und Aufsehen erregen wollen. Er werde der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat verdächtigt. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gelte aber die Unschuldsvermutung.

Zeuge lieferte Hinweis

Nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte ein „Zeugenhinweis aus dem Umfeld des Beschuldigten“ die Ermittler auf die Spur des Syrers gebracht. Dieser sei am Mittwoch bei der Polizei eingegangen. Der Fall zeige, die Ermittlungsbehörden handelten „bei Verdacht sofort“.

Herrmann erklärte auf Nachfrage, dass es immer wieder vorkomme, dass „islamistische Terroristen in kleineren Kreisen ankündigen“, dass sie eine entsprechende Tat planten. „Die Verbindungen, das Umfeld und die kriminelle Vorgeschichte des Beschuldigten müssen jedoch erst noch näher abgeklärt werden, ebenso ob hier ein islamistischer Hintergrund vorliegt“, betonte er. 

Zusammenhang zu Solingen noch offen

Ob es bei der Tat einen Zusammenhang zum Terroranschlag im nordrhein-westfälischen Solingen gebe, sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch offen, so Herrmann. Zur aktuellen Terrorgefahr sagte Herrmann, es gebe derzeit „keine konkreten Hinweise auf irgendwelche geplanten Straftaten, aber wir wissen, dass ja insgesamt schon auch seit dem Überfall der Hamas auf Israel insgesamt in ganz Europa die Gefahr von islamistischen Anschlägen noch einmal gewachsen ist“. 

Syrer lebte seit zehn Jahren in Deutschland

Vor zehn Jahren war der Mann nach Informationen der Generalstaatsanwaltschaft nach Deutschland eingereist. Er genieße sogenannten subsidiären Schutz. Dieser eingeschränkte Schutz gilt für Menschen, die nicht als individuell verfolgte Flüchtlinge anerkannt werden, aber stichhaltige Gründe liefern, warum ihnen bei einer Rückkehr in ihr Herkunftsland ernsthafte Schäden – etwa durch Bürgerkrieg – drohen. Eine Abschiebung des 27-Jährigen war den Angaben zufolge nicht geplant. „Der Beschuldigte hat keine Vorstrafen“, so die Generalstaatsanwaltschaft. Der Hofer Landrat Oliver Bär (CSU) hingegen, teilt in einem Statement mit, dass der Mann bereits zuvor straffällig geworden sein soll und in Haft gesessen habe. Nach bisherigen Recherchen unserer Redaktion könnte der Widerspruch darin begründet sein, dass der Verdächtige im Ausland eine Strafe oder mehrere erhalten habe. Nach den Worten von Landrat Bär hatte sich der Mann eine Wohnung im Landkreis Hof gemietet. "Es gilt, den Sachverhalt und die Hintergründe umfassend aufzuklären und Konsequenzen daraus zu ziehen", so Bär. "Es gilt seitens des Gesetzgebers sicherzustellen, dass Personen, die unsere Rechtsordnung nicht anerkennen, unser Land verlassen.“

Mann in U-Haft

Am Freitagmorgen habe ein Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Hof Haftbefehl erlassen, teilte die Generalstaatsanwaltschaft weiter mit. Der Verdächtige sitze inzwischen in Untersuchungshaft. Die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus bei der Generalstaatsanwaltschaft München ermittelt weiter in dem Fall.

Eva Döhla: „Unsere Stadt steht zusammen“

Hofs Oberbürgermeisterin Eva Döhla (SPD) reagierte erschüttert auf die mutmaßlichen Anschlagpläne. „Etwas Vergleichbares gab es bei uns in Hof bislang noch nie - das Zusammenleben mit mehr als 48.000 Menschen aus 127 Ländern verlief stets friedlich, und wir werden alles tun, dass dies auch in Zukunft so bleibt“, teilte sie mit. „Ich bin der Polizei und den Sicherheitskräften darum von ganzem Herzen dankbar, dass sie mit ihrem entschlossenem Eingreifen ein schlimmes Verbrechen verhindert haben.“

Alle Beteiligte arbeiteten nun weiter mit Hochdruck an der weiteren Aufklärung des Falls. „Die weiteren Ermittlungen bleiben abzuwarten. Unsere Stadt steht zusammen. Die öffentliche Sicherheit und das friedliche Miteinander in Hof stehen für uns im Vordergrund.“

Ziel waren wohl Soldaten bei Aus- und Weiterbildung

Ziel des Anschlags scheint allerdings nicht die Oberfranken-Kaserne selbst gewesen zu sein, sondern Soldaten, die sich für berufliche Fort- und Weiterbildungskurse in Hof befinden. Die Bundeswehr betreibt in Hof seit vielen Jahren die Zivilberufliche Aus- und Weiterbildungs-Betreuungsstelle (ZAW): Zusammen mit externen Anbietern können sich hier Berufssoldaten in verschiedenen Berufsfeldern ausbilden lassen, um nach ihrer langjährigen Bundeswehrzeit eine Berufsausbildung vorweisen zu können.

Zusammen mit der Handwerkskammer und dem BfZ können sich die Soldaten unter anderem zum Mechatroniker oder zum Feinwerkmechaniker ausbilden lassen.

So sind Soldaten in Uniform ein normaler Anblick im Hofer Stadtbild: In Klassenstärke stehen sie oft an den Bushaltestellen, um auf die Bundeswehr-Busse zu warten, die zwischen den Standorten der einzelnen Ausbildungsanbieter verkehren, oder verbringen ihre Kurspausen in der Hofer Innenstadt. Eine solche Situation scheint Ziel des Attentäters gewesen zu sein. Etwa 250 Soldaten aus ganz Deutschland befinden sich zu diesem Zweck turnusmäßig in Hof und sind demnach auch im Stadtbild präsent.