Feuerwehren Einsatzfähigkeit in Gefahr

Bettina Knauth
Dem Rückgang an Feuerwehranwärtern im Landkreis wollen Verantwortliche wie der stellvertretende Kreisjugendwart Stefan Püls und Kreisbrandrat Manfred Lorenz mit einer Werbeaktion von Jugendlichen für Jugendliche entgegenwirken. Foto: Bettina Knauth

Jugendliche interessieren sich immer weniger für die freiwillige Feuerwehr. Eine Plakataktion ist Teil einer Werbeoffensive und soll die Kehrtwende einleiten.

 
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Coburg - Die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Coburg haben Probleme, junge Mitglieder zu gewinnen. Das Hoch von 661 Anwärtern im Jahr 2006 hat sich mittlerweile fast halbiert: 2020 wurden nur noch 337 angehende Feuerwehrleute gezählt. „Der anhaltende Rückgang bereitet den Verantwortlichen zunehmend Sorge“, sagt Kreisbrandrat Manfred Lorenz, „Einsatzbereitschaft und letztlich Bestand der Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis sind hierdurch mittel- bis langfristig gefährdet.“

Eine Taskforce unter Führung von Kreisbrandinspektor Stefan Püls soll deshalb nun gegensteuern. Sie setzt sich aus Jugendwarten verschiedener Feuerwehren des Landkreises Coburg zusammen. „Wenn wir den Rückgang als gegeben hinnehmen, haben wir bereits verloren“, meint Lorenz. Startschuss für die Werbeoffensive bildet eine einheitliche Plakataktion, die nun auf den Stufen des Coburger Filmcenters Utopolis vorgestellt wurde. „Du willst nach oben? Bei uns bist du richtig!“, heißt es auf dem Plakat, gleich über dem Motto: „Jugend wirbt für Jugend“.

Der Ort der Präsentation war nicht zufällig gewählt: Gelingt es Mitgliedern der Jugendfeuerwehren, weitere Jugendliche zu begeistern, erhält jedes erfolgreich formierte Tandem zwei Gutscheine fürs Kino.

„Gerade in der Corona-Pandemie gilt es, unseren Feuerwehren und den Jugendlichen wieder eine Perspektive zu geben“, betonte der Kreisbrandrat. Innerhalb kürzester Zeit sei mit dem Plakat ein Projekt auf die Beine gestellt worden, „das seinesgleichen sucht“. Jugendliche könnten am besten andere Jugendliche erreichen, erläuterte Stefan Püls das Konzept. Zwar hätten sich die Kinderfeuerwehren durchaus als Motor für die Nachwuchsgewinnung erwiesen, doch wollen sich die Verantwortlichen nicht darauf verlassen. 2020 verzeichneten die Jugendwehren 60 Zugänge, 31 davon kamen aus den Kinderfeuerwehren, 29 waren Neuaufnahmen. Zusammen konnten die Neuzugänge fast die Übergänge in die aktive Wehr wettmachen (66). Allerdings schieden auch 23 Anwärter aus. Dies sei meist auf Veränderungen im persönlichen Umfeld, wie Ausbildung oder Wegzug zurückzuführen.

Das Motiv hat Nele Fiedler, Schülerin am Arnold-Gymnasium Neustadt, gestaltet. Der Entwurf der 15-Jährigen Sonnebergerin sei „ansprechend und überzeugend“, so Lorenz. Vermittelt und redaktionell begleitet wurde das Projekt durch nectv und Jochen Dotterweich.

Beim Pressetermin informierte der stellvertretende Kreisjugendwart Püls als Moderator der Taskforce über deren Arbeit: In diversen Online-Meetings hat die Gruppe analysiert, warum es am Nachwuchs mangeln und wie das Interesse für die Wehr wieder angefacht werden könnte. Die Jugendwarten brachten dabei Ideen ein und berichteten, was schon gut läuft. Stärker betont werden müsse, dass Jugend-Feuerwehr auch aus Kameradschaft und Zusammenhalt bestehe, nannte der Moderator eine Idee. Neben der Werbeaktion soll nun zunächst die Bewertung des Jugendleistungsmarschs überdacht werden. „Wir könnten Leistung belohnen statt Fehler zu bestrafen“, so Püls. Zunächst aber hofft er, dass sich viele Tandems finden werden“.

Darauf vertrauen auch die Kommunalpolitiker: Von einer „besorgniserregenden Entwicklung“ sprach Landrats-Stellvertreter Christian Gunsenheimer (FW). Er dankte der Taskforce für ihr Engagement und ihre Begeisterung. „Die Kinder-Feuerwehren sind eine großartige Idee, die aber trotz aller Erfolge nicht reichen wird“, so Gunsenheimer. Rödentals Bürgermeister Marco Steiner lobte das „schöne und ansprechende Plakat“. Die persönliche Ansprache funktioniere in der Regel am besten, meinte er. Um Jugendliche zu begeistern, brauche es aber auch eine ansprechende Ausrüstung, fügte Steiner hinzu.

Finanziell unterstützt wird die rund 1700 Euro teure Plakat-Aktion von den Kommunen im Landkreis sowie vom Kreisfeuerwehrverband Coburg.

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