Um die Philosophie machen viele einen Bogen. Erstens findet sie oft weit entfernt vom Alltag statt; zweitens verzweigt sie ihre Gedankengänge gerne kapriziös, bis selbst begabte Zeitgenossen heillos irregehen; drittens gefällt sie sich allzu oft in einer Sprache jenseits aller Vernunft. Darf aber, was unverständlich bleibt, Erkenntnis heißen? Dagegen hat auch Philipp Hübl vieles einzuwenden. Statt mit "aufgeblasenen Thesen" und einem "sich abgrenzenden Jargon" hält er's mit dem Märchenmädchen Alice, das sich in einem Wunderland wiederfindet. Seines heißt: Wirklichkeit. "Folge dem weißen Kaninchen" - nämlich in die Welt der Philosophie -: So überschrieb Hübl ein Buch mit zeitgemäßen Auskünften über die moderne Welt des Geistes; seit dem ersten Erscheinen im August 2012 waren für das Rowohlt-Taschenbuch (348 Seiten, 11,99 Euro) schon mehrere Neuauflagen nötig. "Querweltein" gibt der Autor "klare Antworten auf große philosophische Fragen" und wagt sich auch an diese: "Gibt es Gott?" Für den Autor als bekennenden Atheisten braucht es den Allvater nicht: "Der Begriff eines allmächtigen Schöpfergottes ist in sich widersprüchlich, die Seele hat nichts mit uns zu tun, das Universum ist so faszinierend, dass es da nicht noch mehr geben muss ..." Stets klar und bedenkenswert argumentierend, kommt der Autor von der angloamerikanischen, derzeit richtungsweisenden Schule der "Analytischen Philosophie" her. Folglich sagt er altehrwürdigen Idolen, darunter dem Ideen-Lehrer Platon, ebenso ab wie etwa dem "Ding an sich" der deutschen Metaphysik. Weil Hübl Wissen, Fühlen und Wollen, Traum oder Tod im Licht der Neurologie ergründet, steht seine Philosophie der Psychologie nah, fesselnd - und herausfordernd. Denn wer verortet, zwischen welchen Nervenzellen des Gehirns Glauben, Lieben, der Genuss des Schönen elektrische Gewitter entfesseln, weiß darum nicht, worin das alles gründet. Vielleicht ist jeder Geistesblitz ja doch ein Götterfunke.