Gib ihm Saures! Aber an Weihnachten? In Indien gilt, was hierzulande beim Fest des Friedens Befremden, wenn nicht gar Zerwürfnisse auslösen müsste, als Zeichen besonderen Respekts: Dort überreichen Hausbewohner ihrem Hausherrn eine Zitrone als Ausdruck der Hochachtung. Beschenkt werden an den Feiertagen mancherorts nicht allein Menschen, sondern ebenso Tiere. In Japan, wo Weihnachten Kurisumasu heißt und für die meisten nur ein geselliger Partyspaß unter anderen ist, lassen Christen die Kühe an der Festfreude teilhaben: Extra gründlich säubern sie deren Ställe und schütten ihnen Leckerbissen in die Futterraufen. Beim Thema Festschmaus erweisen sich die Nationen als besonders variationsfreudig: In Bulgarien beispielsweise steht eine ungerade Zahl vegetarischer Speisen auf dem Plan, die Schweden hingegen tragen Schinken, Wurst und Sülze auf; während die Australier, auch hinsichtlich der Jahreszeiten die Antipoden der Europäer, einem Sommervergnügen nachgehen: Zwischen Kunststofflichterbäumen und wummernden Lautsprecherboxen, in Badesachen, doch mit roten Mützen auf den Köpfen, tummeln sie sich am Meer und grillen. Überall auf Erden wird gefeiert, doch man könnte meinen, überall ein anderes Fest - was Raimund Gründler in einem Band über adventliche und christfestliche Bräuche "rund um den Globus" anschaulich beschreibt: "Weihnachtlich glänzet die Welt" heißt sein Buch (Hohenheim-Verlag, 208 Seiten, gebunden, 18 Euro), schön altmodisch, obwohl es neben zahlreichen Hinweisen auf die Traditionen des Fests unterhaltsam mit zeitgenössischen Absonderlichkeiten aufwartet. Drei gemeinsame Nenner aber knoten Verknüpfungen über Kontinente hinweg: für die Christenmenschen die Erinnerung an Jesus in der Krippe als den Mensch gewordenen Messias; ferner die Inszenierung des Lichts; schließlich die Lust am Schenken. Dabei muss es ja nicht wie in Indien zugehen. Die Christbaumkugel verdankt ihre Form dem süßen Apfel, der Zitrone nicht.