Und schon wieder ist’s passiert: Die spannendsten Releases des ersten Halbjahres 2020 erschufen - wie im Vorjahr auch - zu einem beträchtlichen Teil Frauen. Hat sich die künstlerische Qualität des weiblichen Geschlechts in letzter Zeit signifikant erhöht? Ganz sicher nicht - die war schon immer jener der Männer vergleichbar. Das wollten und wollen manche nur nicht wahrhaben. Sind die Künstlerinnen jetzt "sichtbarer" als früher? Irgendwie schon: In vergangenen Zeiten waren die Kosten für Studio, Marketing und Vertrieb unglaublich hoch. Die Plattenfirmen-Bosse haben ausgewählt - und offenbar Männer bevorzugt. Und die großteils von Männern dominierten Musikmagazine bildeten die einzige Informationsquelle für Neuerscheinungen. Aus allem resultierte die marktbeherrschende Stellung der Männer. Das aber hat sich in Zeiten von Spotify, Youtube, Bandcamp & Co. gründlich geändert. Es ist schlicht einfacher geworden, Musik herauszubringen und zu promoten. Und irgendein Blog oder auch die sozialen Netzwerke werden auf der Suche nach geiler Musik fündig. Der Rest erledigt sich von selbst, wenn die Qualität stimmt.
Feuilleton Die positive Coronavirus-Bilanz
Thoralf Lange 29.06.2020 - 20:21 Uhr