Coburg - Seine Waffe ist die Sprache, seine Munition die Ironie: Mit einem satirischen Roman hat Nihad Siris schon 2008 das Regime in seiner Heimat Syrien parodiert und provoziert. "Ali Hassans Intrige" schildert die gespannte Atmosphäre im unterdrückten Land am Vorabend der Revolte - und weist als beißende Satire über den Führerkult weit über die konkrete Situation hinaus. Diese Zeitlosigkeit war es wohl, welche die Jury bewog, den 53-Jährigen mit dem III. Coburger Rückert-Preis auszuzeichnen.

",Ali Hassans Intrige' polarisiert in keiner Richtung, sondern bedient sich eines ironisch gefärbten Humors, um sich mit der politischen Realität auseinanderzusetzen. Nihad Siris' Roman wird genau deshalb über den tragischen historischen Moment hinaus aktuell bleiben und mit Genuss und Schmunzeln gelesen werden können", begründen Claudia Ott, Hartmut Fähndrich und Günther Orth ihre Entscheidung, die Coburgs 2. Bürgermeister Norbert Tessmer am Montag, kurz vor dem 255. Geburtstag des Dichters und Orientalisten Friedrich Rückert am 16. Mai, bekannt gab. Tessmer hofft, den mit 7500 Euro dotierten Preis am 21. Juni auf der Veste persönlich an den im ägyptischen Exil lebenden Schriftsteller überreichen zu können: "Wir stehen in Kontakt mit ihm und bemühen uns um ein Visum".

Politisches Signal

Der Coburger Rückert-Preis versteht sich 2013 mehr denn je als politisches Statement: Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse wurden "Literatur nach dem arabischen Frühling" in den Fokus gerückt und vier aus Syrien stammende Autoren nominiert, die sich auf unterschiedliche Weise literarisch mit der Tragödie ihrer Heimat auseinandersetzen: Samar Yazbek, Rosa Yassin Hassan, Fawwas Haddad und Nihad Siris.

Als Beitrag zur Völkerverständigung war der Coburger Rückert-Preis, den Oskar Ohler 2008 im Geiste Friedrich Rückerts ("Weltpoesie ist Weltversöhnung") ins Leben gerufen hat, von vornherein gedacht. In diesem Jahr wird er darum in die Internationale Woche eingebunden, mit der die Stadt Coburg vom 16. bis 22. Juni zum zweiten Mal ihre kulturelle Vielfalt und die Früchte ihrer Integrationsarbeit präsentiert, so Schul- und Kulturamtsleiter Klaus Anderlik.

Der Verleihung am 21. Juni auf der Veste Coburg gehen zwei öffentliche Veranstaltungen voraus: Die Landesbibliothek in Schloss Ehrenburg lädt am 17. Juni ein zur Sonderführung "Wo Friedrich Rückert forschte".

Rückert'scher Salon

Zum "Rückert'schen Salon" wird das Dekanatszentrum St. Augustin am Abend des 18. Juni, wenn die Sopranistin Hanna Herfurtner gemeinsam mit Stefan Paul am Klavier Vertonung von Rückergedichten präsentiert. Ermöglicht wird dieser Liederabend vom engagierten Coburger Musikfreund Joachim Rückert, der kurz zuvor seinen 60. Geburtstag begeht, so Michaela Hofmann, die Leiterin des Kulturbüros. Der Festakt zur Preisverleihung am 21. Juni wird durch syrische Musik auf Originalinstrumenten umrahmt, die Laudatio hält der Islamwissenschaftler und Übersetzer Hartmut Fähndrich, Schirmherr ist der bayerische Kultus-Staatssekretär Bernd Sibler.

Coburger Rückert-Preis 2013

DER PREISTRÄGER

Nihad Siris, geboren 1950 in Aleppo (Syrien), studierte Ingenieurswissenschaften in Sofia (Bulgarien). Seit 1987 schreibt er Erzählungen, Romane, Theaterstücke und Drehbücher fürs Fernsehen. Seit 2011 lebt er in Ägypten im Exil.

DAS BUCH

Nihad Siris: Ali Hassans Intrige . Roman aus Syrien. Aus dem Arabischen von Regina Karachouli. Lenos-Verlag Basel, 2008, 12,50 Euro

DER PREIS

Seit 2008 verleiht die Stadt Coburg den mit 7500 Euro dotierten Coburger Rückert-Preis in Erinnerung an den berühmten Orientalisten, Dichter, Übersetzer und Sprachforscher Friedrich Rückert, der 1820-1866 in Coburg lebte.

Preisträger:

2008: Alaa-al-Aswani, Ägypten

2010: Esmail Khoi, Iran

Jury:

Dr. Claudia Ott, Dr. Günther Orth, Dr. Hartmut Fähndrich

DIE VERLEIHUNG

Festakt am 21. Juni, 18 Uhr, auf der Veste Coburg. Laudator: Hartmut Fähndrich

Rahmenprogramm:

Sonderführung "Wo Rückert forschte", 17. Juni, 18 Uhr Landesbibliothek;

Liederabend Hanna Herfurtner, "Rückertscher Salon", 18. Juni, 19.30 Uhr, St. Augustin

www.coburg.de/crp