Kronach - Wie zwei Dampfloks kommen Gilles, ein Hobbymaler und Krimiautor, und seine Frau Lisa zaghaft in Fahrt und streben mehr und mehr einer Katastrophe entgegen. Nicht nur auf der Bühne, sondern auch im wirklichen Leben sind Timothy Peach und Nicola Tiggeler ein Ehepaar. 20 Jahre verheiratet, mit einer hübschen Tochter gesegnet, die sie auf ihrer Tournee begleitet, und gar nicht auf kriminellem Kollisionskurs. Der komödiantische Psychothriller von Eric-Emmanuel Schmitt zeigte die beiden Schauspieler am Wochenende in Kronachs Theaterhochburg in bester Spiellaune und höchst konzentrierter Bereitschaft zum Dialog, um die "Kleinen Eheverbrechen" zu überwinden.

Lisa holt ihren Ehemann mit Gedächtnisschwund nach einem häuslichen Unfall aus dem Krankenhaus zurück nach Hause, und versucht ihn an alles eigentlich Vertraute zurückzuführen. Aus dieser Aufklärung ihres langen Eheweges entwickelt sich ein immer spannender werdender platonischer Dialog mit zynisch-ironischen sokratischen Dialogen und - mit fortschreitender Gedächtnisauffrischung - dialektischer Gegenaufklärung.

"Das Leben mit mir ist die Hölle" - "Da ist es immerhin warm". Verliebtheit und Leidenschaft, Kleine Eheverbrechen wie Routine und Selbstverständlichkeiten im Alltag, die daraus folgenden seelischen Krisen und letztlich der Wunsch nach Trennung und Neustart werden in der Rekonstruktion der Ehe analysiert, bis - ja, bis der Dramatiker Schmitt die ehelichen Marionetten wie das Publikum von einer Überraschung in die andere taumeln lässt.

Für den Intellektuellen Gilles ist "der Zerfall der Ehe sicher", für Lisa können nur Frauen wirklich lieben und treu sein. Aber alles ist anders, als man denkt: Sie wollte ihn nicht nur verlassen, sondern auch umbringen. Und er hat keine Amnesie. Beide kommen zu dem Schluss: "Wir lieben uns, aber schlecht", daher sollte das routinierte Paar sterben und ein frisches Ehepaar geschaffen werden. Ein Neuanfang?

Timothy Peach und Nicola Tiggeler hielten mit ihrer Präsenz durch Sprachkultur, Mimik und pointierte Gestik diese geistreichen Dialoge in höchster Spannung. Der Funke ihrer persönlichen Beziehung und Schauspielkunst sprang bis zur letzten Erwartungsfalle, die sich der Autor für das Publikum ausgedacht hat, auf das volle Haus über. Diese preisgekrönte Inszenierung von Krzysztof Zanussi unter der Regie von Anita Lochner mit diesem bekannten Schauspielerpaar wurde zurecht enthusiastisch bejubelt.