Coburg - Wenn Bambergs Weihbischof - vulgo: Weiberschorsch - an Heiligabend im örtlichen Bordell das Zeitliche segnet, wenn rheinische Rohnaturen in fränkischen Jauchegruben versinken und eine Kulmbacher Geburtstagsgesellschaft erst in die Torte und sodann ins Gras beißt, dann steht einer unter dringendem Tatverdacht: Helmut Vorndran, Krimiautor, Kanu-Dealer und Noch-Kabarettist von urfränkischem Geblüt und tiefschwarzem Gemüt.

Als Mitglied des Ulk-Trios "TBC", das er Mitte 2012 nach fast 30 Jahren im Guten verlassen wird (siehe Artikel rechts) begnügte er sich mit rabiaten Zwerchfellattacken. 2008 outete sich der Rattelsdorfer jedoch als findiger Experte für originelle Methoden der Jenseitsbeförderung.

4000 Vorbestellungen

Mit seinem Debüt-Roman "Alabastergrab" landete Vorndran prompt einen Bestseller, der bisher 25 000 Mal über die Ladentheke ging und seinen Autor zum wohl erfolgreichsten Franken-Krimischreiber beförderte. 15 000fach verkaufte sich "Blutfeuer", Vorndrans zweite Tat, bei der er seine Neigung zum Morbiden und Skurrilen vollends von der Leine ließ. Auf Band 3 der ironietriefenden Thrillerreihe um den knorrigen Bamberger Hauptkommissar Haderlein, seinen eitlen Assistenten Lagerfeld und das Ermittlerferkel Riemenschneider müssen die Fans zwar noch bis Mai 2012 warten, doch der Autor verkürzt ihnen die Frist mit einer Sammlung makabrer Miniaturen: "Tot durch Franken" heißt die Kollektion aberwitziger Mordsgeschichten und blutiger Poeme, die schon vor ihrem Erscheinen am 19. September heißt begehrt ist: 4000 Bestellungen liegen vor.

Wer "Alabastergrab" verschlungen und "Blutfeuer" gut verkraftet hat, der wird auch an diesen Kurzgeschichten seinen schaurigen Spaß haben: Im gewohnt süffisanten Sound schmiedet Vorndran einen Reigen abstruser Stories, die dreierlei gemeinsam haben: Sie spielen in Franken, sie führen in menschliche Abgründe - und sie enden tödlich.

Oftmals sind es ausgewiesene Kotzbrocken, die der 50-Jährige recht kurios entleibt. Wenn ein kaltblütiger Insolvenzverwalter wortwörtlich an die Decke geht oder das Doppelleben eines Frauenhassers auf einem Zapfendorfer Bahnübergang jäh endet, übertrifft das Amüsement des Lesers sein Mitgefühl bei weitem.

Einen Schritt weiter geht der Autor mit der Episode "Papa ist fort", die eine bittere Note ins ansonsten aberwitzige Mord-Potpourri bringt: Es geht - ausnahmsweise ganz ohne Ironie - um die Beseitigung eines gewalttätigen Familientyrannen. Kontrapunkte wie diese sind ihm wichtig, erklärt der Autor, in dem nach wie vor das Kabarettistenherz pocht: "Man will immer ein bisschen die Wlt verbessern".

Rustikale Psychopathen

Ein Panoptikum schrulliger Sonderlinge und rustikaler Psychopathen be- und entvölkert die böse Welt des Helmut Vorndran. Zwischen Rhön und Rennsteig, Main und Itz entfalten sie erstaunliche kriminelle Energie und Fantasie: Vom militanten Mountainbike-Hasser bis zum mordenden Karpfenzüchter reicht das Panorama, frustrierte Kamikaze-Drachenflieger stürzen sich vom Walberla, namhafte Kabarettisten entpuppen sich als Präzisions-Killer und ein Bischofsgrüner Taliban wird zum Opfer der Sommerzeit.

Auch das Personal aus den Romanen ist mit von der Partie: Der eingangs erwähnte pikante Festtags-Todesfall im Bistum Bamberg ruft nämlich Kommissar Lagerfeld auf den Plan.

Nicht einmal vor der deutschen Sprache macht Vorndrans Blutrausch Halt: Selbst das fränkische Dobbel-D wird zum heimtückischen Täter. Aufgelockert wird die kriminelle Prosa von nicht minder morbider Lyrik, in der Vorndran vernehmlich den Humor-Altmeistern Wilhelm Busch und Eugen Roth seine Reverenz erweist.

Helmut Vorndran: Tot durch Franken. Mords-Geschichten, Emons-Verlag, 256 Seiten, ISBN 978-3-89705-895-8. 9,90 Euro

Vorndran live

In der Alten Schäferei Ahorn wird Helmut Vorndrans neues Buch "Tot durch Franken" am 27. September um 20 Uhr seine Weltpremiere erleben¹. Am 2. Oktober liest der Autor ab 19.30 Uhr im Haus des Gastes in Bad Rodach², am 5. Oktober ab 19.30 Uhr in der Buchhandlung Schulze in Lichtenfels und am 20. Oktober, 19.30 Uhr, in der Rathaushalle Haßfurt. Zu kulinarischen Lesungen lädt er in sein "zweites Zuhause", das Restaurant La Stazione in Kaltenbrunn, am 29. Oktober, 8. Dezember, 19. Januar und 8. März.

Vorverkauf: 1. Buchhandlung Riemann in Coburg, 2. Buchhandlung Schachtebeck in Bad Rodach und in Filialen der VR-Bank Coburg-Rennsteig.