Freiburg (dpa) - Klaus Theweleit ist durch «Männerphantasien» bekannt geworden. Mit seiner Doktorarbeit in zwei Bänden, die den ungewöhnlichen und zugleich griffigen Titel trägt, machte er sich vor genau 40 Jahren auch bei einem größeren Publikum einen Namen. Es war der Beginn seiner Arbeit als Schriftsteller. Theweleit, der in Freiburg lebt, wurde für viele Leser literarisch zu einem linken Querdenker. Noch heute arbeitet er als Autor. Am Dienstag (7. Februar) wird er 75 Jahre alt.

Der Weg in sein Arbeitszimmer führt eine steile Treppe hinauf. Fürs Schreiben hat der in Ostpreußen geborene Theweleit Anfang der 1980er Jahre das Dachgeschoss seines Hauses in Freiburg ausgebaut. Hier entstehen seine Werke. Derzeit schreibt er am dritten Band seiner 1999 gestarteten «Pocahontas»-Reihe. Weitere Bücher sollen folgen.
Mit seiner Doktorarbeit traf Theweleit einen Nerv. Seine Dissertation 1977 und 1978 über «faschistisches Bewusstsein und der soldatischen Prägung des Ich» bildeten die Grundlage für das Buch «Männerphantasien». Darin geht Theweleit mit Hilfe von Freikorpsliteratur der Frage nach, welcher Typ Mann im Dritten Reich in den Sog des Faschismus geriet. Fünf Jahre hat er an seinem Erstlingswerk gearbeitet, das ihn bis heute begleitet. «Wenn ich angesprochen werde, dann meist auf dieses Buch», sagt Theweleit.

«Männerphantasien» ist bis heute Theweleits bekanntestes Werk. Allein zum Start Ende der 1970er Jahre gingen nach Angaben des Frankfurter Stroemfeld Verlags die ersten 7500 Ausgaben über die Ladentheken, das Buch passte zum damaligen Feminismus. Es wurde in mehrere Sprachen übersetzt, im vergangenen Jahr erstmals in die französische und polnische Sprache. Das Buch verkauft sich noch heute, erklärt der Verleger. Auch wenn Theweleit in der Bewertung seiner vier Jahrzehnte dauernden Arbeit nicht auf dieses eine Werk beschränkt werden möchte.

Bekannt ist der Soziologe, Literaturwissenschaftler, Kulturtheoretiker und Philosoph für die Länge seiner Bücher. Die meisten Werke haben 700 bis weit mehr als 1000 Seiten. Bücher für den Massengeschmack sind sie nicht - und sollen es nach dem Willen des Autors auch nicht sein. «Kurze, schnelle Antworten auf die drängenden Fragen des Lebens führen uns nicht weiter. Sie greifen zu kurz», sagt Theweleit. Er will den Dingen auf den Grund gehen, wie er sagt.
Kritiker werfen ihm vor, die Texte seien zu ausführlich und gleichzeitig belanglos. «Es steckt viel drin in den tausend Seiten, aber es kommt zu wenig heraus», schrieb beispielsweise 1999 die «Frankfurter Allgemeine Zeitung».

Sein jüngst erschienenes Buch folgt dem Thema seines Debütwerks. «Das Lachen der Täter», erschienen im vergangenen Jahr im Residenz Verlag, folgt den Spuren von Massenmördern und Terroristen. Es analysiert, was sie zum Töten veranlasst. «Die Frage ist hochaktuell», sagt Theweleit. Es gehe darum, wie ein Mensch ein zum Töten bereiter Soldat oder Anhänger einer Terrorgruppe werden könne.

Sein Ziel sei es, die Leser zu einer Auseinandersetzung mit dieser Frage zu bewegen. Eine wichtige Rolle nehme dabei das Verhältnis zwischen Mann und Frau ein. Auch in weiteren Werken beschäftigte sich der Literaturwissenschaftler mit dem Kampf der Geschlechter.

Theweleit konzentriert sich seit mehreren Jahren auf das Schreiben, zudem auf Vorträge und Diskussionsveranstaltungen. Von 1998 bis 2008 lehrte er als Professor für Kunst und Theorie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe und seit 1990 am Soziologischen Institut der Universität Freiburg. Hinzu kamen Lehraufträge in Deutschland, den USA, der Schweiz und Österreich. Im vergangenen Jahr erhielt er in Mannheim den Schillerpreis.

Theweleit ist verheiratet mit der Psychoanalytikerin Monika Kubale-Theweleit. Das Paar hat zwei Söhne. In seiner Freizeit macht der Schriftsteller Musik in einer Freejazz-Band. Die vierköpfige Gruppe, sagt er, wird auch zu seinem Geburtstag spielen.