Würzburg - Die Würzburger Kulturtafel hat seit ihrer Gründung im September 2014 bereits mehr als 5.000 Karten an Bedürftige vermittelt. "Wir sind gerade dabei, unser Angebot auch auf den Landkreis Würzburg auszudehnen", sagte die Vorsitzende Regine Räder dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag. Bis Ende Februar seien exakt 5355 Karten vermittelt worden, in der Datenbank der Kulturtafel seien inzwischen knapp 1000 Gäste registriert. Ziel des Vereins ist es, all jenen Zugang zu kulturellen Veranstaltungen zu ermöglichen, die sie sich selbst nicht leisten können. Kulturtafeln gibt es inzwischen in vielen größeren Städten Bayerns.

Das Angebot der Kulturtafel reiche inzwischen von Konzerten über Theateraufführungen bis hin zu Sportveranstaltungen. Alle Angebote würden sehr gut angenommen, ungefähr 98 Prozent der vorhandenen Karten könnten die 32 Ehrenamtlichen vermitteln. "Wenn dann doch mal Karten übrigbleiben, liegt das meist nicht an mangelndem Interesse", stellt Mit-Initiator Stefan Kern klar: "Gerade wenn es Gäste sind, die nicht im Stadtgebiet selbst wohnen, fehlt ihnen oft das Geld, um die Fahrkarte in die Stadt zu bezahlen." Deshalb wolle sich die Kulturtafel künftig für die Einführung eines Sozialtickets in Würzburg starkmachen.

Wer Eintrittskarten über die Kulturtafel beziehen möchte, muss sich registrieren lassen. Dazu muss einer der Sozialpartner - zum Beispiel das Jobcenter, Diakonie, Caritas oder Arbeiterwohlfahrt - die Bedürftigkeit des Betroffenen bestätigen. "Jeder gibt bei der Anmeldung an, wofür er sich interessiert", sagt Kern. Die Kartenkontingente, die die Veranstalter der Kulturtafel zur Verfügung stellen, würden dann von den Vermittlern vergeben. "Unsere Datenbank schlägt uns nach einem Algorithmus vor, wer die Karte bekommen soll", sagt Kern. Berücksichtigt wird dabei, wer sich für was interessiert und letztmals ein Angebot erhalten hat.

Zwar wolle man den Gästen mit dem Angebot «auch ein paar schöne Stunden ermöglichen», sagt Vorsitzende Regine Räder. Der Anspruch der Kulturtafel geht aber weit darüber hinaus: Es geht um Integration, Teilhabe und Bildung. "Wir haben viele Gäste, die sich noch vor drei oder vier Jahren selbst Karten fürs Theater kaufen konnten - und heute von Hartz IV leben", sagt sie. Die Ehrenamtlichen der Tafel bekämen für ihre Arbeit viel Freude und Dankbarkeit zurück: "Letzthin erst hat eine Frau zu mir gesagt, sie hat sich erstmals seit Jahren wieder wie ein richtiger Mensch gefühlt - weil sie ins Theater gehen durfte."