Gera - Einen bunten Sternenhimmel projiziert Oscar Estepa Marin im Dunkel an die Gewölbedecke, dazu tönt wie aus einer Spieluhr ein Schlaflied. Mutet die Installation «PINYIN» auf den ersten Blick wie ein Idyll aus Kindheitstagen an, wird sie doch gebrochen durch die Worte «Exil», «Krieg» und «Terror» in gleichen Farben am Rande der Szenerie. «Es ist auf der einen Seite eine Reminiszenz an seine eigene Kindheit, zugleich will er an all jene erinnern, denen keine glückliche Kindheit vergönnt ist», sagt die Projektleiterin der Geraer Höhler-Biennale, Gitta Heil.

Alle zwei Jahre verwandeln sich historische Keller unter der Geraer Altstadt in eine Galerie für zeitgenössische Installationskunst. Dazu präsentieren neben Marin 24 weitere deutsche und internationale Künstler nun wieder Arbeiten am ungewöhnlichen Ort. «Schattenwelt - Lichtblicke» ist die Schau überschrieben und setzt sich mit politischen Themen wie der Situation von Flüchtlingen auseinander, ebenso mit mythologischen und historischen Stoffen. Schattenwelt stehe dabei auch als Metapher für Parallelgesellschaften unserer Zeit, so Kurator Winfried Wunderlich.

So hat die Künstlerin Carolin Weinert Szenen der Inquisition von einst auf Porzellantafeln gebannt, Joost Meyer lässt im Dunkel illuminierte Haie durch den Raum schweben und bei der Installation von Anne Sevenich kann der Betrachter selbst mit einer Taschenlampe Schatten mythischer Figuren an die Wand zaubern, die an urzeitliche Höhlenmalereien erinnern. Derweil ruft Myriam Gross Mall in ihrer Arbeit «Sub umbra eunt - sie gehen im Schatten» das Leid von Flüchtlingen ins Gedächtnis, deren Umrisse auf Glascheiben gebannt sind. Hintereinander aufgereiht gleichen sie einem Flüchtlingstreck, dem der Besucher in einem der unterirdischen Gänge begegnet.

Eröffnet wird die Schau kommende Woche (22. Juni) und ist dann bis Mitte Oktober zu sehen. Allerdings beschränkt sie sich nicht nur auf die Ausstellungsräume unter Tage. Darauf verweist der zweite Teil des diesjährigen Titels «Schattenwelt - Lichtblicke». So werden die teilnehmenden Künstler auf Schloss Osterstein zusätzliche Werke präsentieren. Auch sind im September auf dem Geraer Markt zwei Licht- und Videoinstallationen geplant.

Zur Finissage am 15. Oktober wird zudem erneut der mit insgesamt 6000 Euro dotierte Deutsche Installationskunstpreis vergeben. Neben zwei Preisträgern, die von einer Jury ausgewählt werden, dürfen die Besucher der Höhler-Biennale dazu ihren Publikumsliebling küren.