Es war eine Liebe auf den zweiten Blick: "Früher konnte ich mit der Sprache von Jean Paul nichts anfangen", gesteht Stephan Klenner-Otto. Über Caspar Walter Rauh und dessen phantastischen Realismus fand der gebürtige Kulmbacher denn doch noch zum fränkischen Dichter - und entwickelt sich seit 20 Jahren mit wachsendem Erfolg zum kongenialen Interpreten seiner skurrilen Geschichten. In der Coburger Stadtbücherei präsentiert der Grafiker bis 4. Mai seine Illustrationen zu Jean Pauls Erzählung "Des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Flätz", die jüngst bei Suhrkamp erschienen ist (Insel-Bücherei 1375). Mit satirischem Biss begleitet Klenner-Otto die abenteuerliche Tour des beflissenen Bildungsphilisters Attila Schmelzle und seines Alter Ego, des Angsthasen, durch die Untiefen der deutschen Provinz. Dabei bringt der in Neudrossenfeld lebende Künstler auch sich selbst ins ironische Spiel: "Die Identifikation geschieht automatisch", bekannte er bei der Ausstellungseröffnung am Donnerstag.