Stewart Granger hatte überhaupt keine Lust auf Karl May, er hat die ganze Zeit geflucht, die Menschen schlecht behandelt und wollte immer das Drehbuch zu seinen Gunsten ändern." Das sind wenig schmeichelhafte Worte, die Winnetou alias Pierre Brice in einem Interview für den Darsteller seines "Blutsbruders" Old Shurehand fand. Und da stand der Franzose nicht allein. Schon während seiner Glanzzeit in Hollywood galt Granger, der heute vor hundert Jahren geboren wurde, unter Kollegen als schwieriger Charakter. Mit seiner Berufswahl trat er in die Fußstapfen seines Großvaters, des Schauspielers Luigi Lablanche. Um auf die Bühne und wenig später vor die Kamera zu kommen, brach er sein Medizinstudium ab, nahm Schauspielunterricht und übernahm Statistenrollen. 1943 gelang ihm der Durchbruch an der Seite von James Mason und Margaret Lockwood in "The Man in Grey". Von da an war er der gut aussehende romantische Held und Abenteurer - ein Fach, das er vor allem in den Fünfzigerjahren perfektionierte in MGM-Filmen wie "König Salomos Diamanten", "Scaramouche, der galante Marquis", "Der Gefangene von Zenda" oder "Beau Brummel". Im Mantel- und Degen-Genre glänzte er durch sein körperbetontes Spiel - seine Fechtszenen zählen zu den besten der Filmgeschichte. Als ab Mitte der Sechzigerjahre in den Kinos der USA Leinwand-Abenteurer nicht mehr gefragt waren, versuchte Granger ein Comeback in Europa, wo er vor allem in Deutschland viele Fans hatte. Ihre Zahl stieg noch an, als er dreimal den Part des Old Shurehand übernahm - allerdings ohne besonderen Erfolg. Später trat er überwiegend in TV-Serien auf; 1978 spielte er noch einmal in einem großen Kinofilm mit: in "Die Wildgänse kommen" an der Seite von Richard Burton und Hardy Krüger. Stewart Granger starb am 16. August 1993 in Santa Monica/Kalifornien an Krebs.