Moskau (dpa) - Orthodoxe Kräfte laufen seit Monaten Sturm gegen den Film, in dem der deutsche Schauspieler Lars Eidinger den künftigen Zaren Nikolaus II. spielt. Der Film erzählt von der Affäre des russischen Thronfolgers mit der Tänzerin Matilda Kschessinskaja (1872-1971).
«Wir wollen nicht, dass unsere Kultur unter den Druck einer neuen Zensur kommt, von welchen einflussreichen Kräften auch immer», hieß es in einer Mitteilung des Verbandes der Filmschaffenden in Moskau vom Montag. Das Kulturministerium verhalte sich in diesem und ähnlichen Fällen leider abwartend. Den offenen Brief unterzeichneten bekannte Regisseure wie Pawel Lungin («Taxi Blues») und Alexander Seldowitsch («Sonnenuntergang»).
Von «Matilda» ist bislang nur der Trailer bekannt. Doch eine konservative Abgeordnete lässt die Justiz prüfen, ob der Streifen nicht die Gefühle orthodoxer Christen verletze. Die russische Kirche hat den 1918 ermordeten Zar als Märtyrer heiliggesprochen. Eine angebliche Organisation orthodoxer Aktivisten droht nach Utschitels Angaben Kinobetreibern mit Brandstiftung und Gewalt, wenn sie den Film zeigen sollten. Der Regisseur hat den Kinostart bereits vom Frühjahr auf Oktober verschoben.