Fichtelgebirgsmarathon Johannes Haueis einfaches Rezept zum Sieg

Peter Perzl

Ein Koch aus Stadtsteinach dominiert den 20. Fichtelgebirgsmarathon. Johannes Haueis feiert wie Matthias Flade über die Halbdistanz einen Start-Ziel-Sieg. Die 220 Aktiven schwärmen von diesem Landschaftslauf.

 
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Alles gegeben, alles gewonnen: Johannes Haueis von der SGB Stadtsteinach heißt erstmals der strahlende Sieger des Jubiläums-Fichtelgebirgsmarathons. Der 33-Jährige meisterte bei der 20. Auflage dieses Traditions-Events und optimalen Temperaturen die von ihm anvisierte Zeit von unter drei Stunden. Und das sogar als einziger – womit er einen Start-Ziel-Sieg eingefahren hat, mit dem er gar nicht gerechnet hatte: „Ich komme vom Trial und habe es lieber, den Berg hinauf als hinunter. Bergab bin ich immer langsamer unterwegs.“ Das Rezept des gelernten Kochs, der bis weit nach Mitternacht noch im elterlichen Landgasthof in Marktschorgast in der Küche gestanden hatte und dem nur fünf Stunden Schlaf vergönnt waren, klingt simpel: nicht auf die Konkurrenz schauen, den eigenen Rhythmus laufen und nur bei Bedarf übers Limit hinausschießen.

So wie am Ende der 42,195 Kilometer, als er unbedingt die selbst gesetzte Drei-Stunden-Marke unterbieten wollte. Also sattelte er noch eine gehörige Schippe drauf und legte mit der Top-Zeit von 2:59:28 eine Punktlandung hin. Kein Wunder, dass er nach dem Ziel-Durchlauf erst einmal einknickte, sich auf den Boden fallen ließ und nach Luft japste. „Eine schwere, aber auch sehr schnelle Strecke und sehr, sehr reizvoll“, meinte Haueis später, der sich auf der Schleife zurück und hinauf zum Golfplatz in Tröstau-Fahrenbach von seinen Widersachern endgültig absetzen konnte und mit zweieinhalb Minuten Vorsprung vor Andreas Pollinger aus Regensburg gewann. Während bei den Herren für den Marathon rund 60 Athleten gemeldet hatten, war die Konkurrenz bei den Frauen mit nur fünf Starterinnen überschaubar. Hier dominierte Veronika Leis von den Pferdefreunden Frankenhöhe in 4:09:21 Stunden – und das bei ihrem ersten (!) Marathon.

Ein deutlich größeres Feld mit deutlich über 100 Athleten bot der Halbmarathon, dessen Aktive nach dem Start in Leupoldsdorf den meisten der „Marathonis“ noch entgegenkam, die hier ihre Wendeschleife hatten. Den Sieg im Halbmarathon sicherte sich der favorisierte Matthias Flade vom SC Münchberg. Mit 1:21:22 Stunden blieb er nur 30 Sekunden über seiner Zeit aus dem Jahr 2019, als er Zweiter wurde. Obwohl er inzwischen als Lehrer an einer Grundschule in Fürth arbeitet, zieht es den 43-Jährigen immer wieder „gerne in meine alte Heimat“. Der geborene Marktredwitzer mit der Vorliebe für Mohnkuchen liebt ganz speziell diesen Landschaftslauf: „Ich genieße das.“ Auch er setzte sich auf dem langen Anstieg hinauf zum Golfplatz entscheidend ab – „und dann hab ich‘s einfach laufen lassen“. Roland Wickles (Mali Crew) und Jens Oehler (Team Klinikum Nürnberg) als Zweite und Dritte konnten nicht mehr folgen. Einem war das völlig egal: Für Adolf Zötzl aus Niederlamitz, der für die Naturfreunde Kirchenlamitz an den Start geht, war als ältestem Teilnehmer mit seinen 83 Jahren allein das Ankommen wichtig. Und das meisterte er in 3:28 mit Bravour. Relativ deutlich siegte bei den Frauen Andrea Schadewell (Team Icehouse/Bayreuth), die viereinhalb Minuten vor ihrer Lokalrivalin Anja Schrödel (Mali Crew/Bayreuth) die Nase vorne hatte.

Gerade die Athleten, die es etwas gemächlicher angehen ließen, schwärmten von einer Strecke, deren landschaftliche Schönheiten die Anstrengung quasi in den Hintergrund drängte und dazu noch auf extra Schildern auf ihre Highlights hinwies. Davon erzählen wird auch Axel Wachter, der die Region beruflich bedingt vor 20 Jahren verlassen hatte und sich als selbstständiger Schreiner in Lauf bei Nürnberg niederließ. Der gebürtige Wunsiedler empfand den Sieg beim Zehn-Kilometer-Lauf als wahren „Traum“. Vielleicht so um Platz fünf wollte er im besten Falle kommen. „Wenn ich daheim die Haustür aufmache, werde ich strahlen wie ein Honigkuchenpferd vor meiner Familie“, meint der 50-Jährige, der den Erfolg als „echten Motivationsschub“ sieht und im nächsten Jahre seinen ebenfalls laufaffinen 13-jährigen Sohn mitbringen will. Richtig Freude kam auch in der Damenkonkurrenz auf. Hinter Lina Paola Pena Carrero (Läufer mit Herz/45:19 Minuten) jubelten Teresa Grill (Wunsiedel) – nur eine Minute zurück – und Anna-Lena Haas aus Höchstädt.

Und noch einer hatte richtig Grund zum Jubeln: Peter Karl, der wie „sein“ Lauf 20. Jubiläum als Verantwortlicher und Mann der ersten Stunde feierte. Ein ganz persönlicher Erfolg! „Sehr zufrieden“ sei er und „glücklich“. Dass die Teilnehmerzahl von 220 Aktiven etwas hinter den zurückliegenden Events blieb, sei geschenkt und nach der zweijährigen Pause noch der Corona-Vorsicht und den an dem Wochenende gleichzeitig in der Region stattfindenden Events geschuldet. Dank immerhin noch 100 Helfern sowie besonders seiner Kollegen und Stellvertreter Markus Morgenroth und Rene Mischik sei alles reibungslos über die Bühne gegangen. Und so fanden auch Stefan Chrzanowski (LSV Münster) nach 5:43 Stunden und Werner Fenzel vom TuS Mitterteich, der seinen 190. Marathon bestritt, nach 5:30 ebenfalls sicher ins Ziel. Man muss eben den Fichtelgebirgsmarathon auch genießen können…

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