Fleischerei Luther in Neustadt „Hidden Champion“ unter den Metzgern

Peter Tischer
Mitarbeiter der Fleischerei Luther füllen gerade Rauchpeitschen, um sie anschließend in der Reifekammer zu räuchern. Foto: Tischer

Im Rahmen des Unternehmensdialogs besuchen Landrat und Wirtschaftsförderer die Fleischerei Luther in Neustadt. Dort setzt man auf Innovationen.

 
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Landrat Sebastian Straubel und Wirtschaftsförderer Martin Schmitz setzen ihre Besuche bei heimischen Firmen fort. Ziel des Unternehmensdialogs ist es, Einblicke in die Stimmung und Wirtschaftslage in der Region zu bekommen. Nachdem sie sich zuletzt bei dem Industrieunternehmen Federn Dietz umgesehen haben, besuchen sie nun den Handwerksbetrieb Fleischerei Luther in Neustadt.

Dort erfahren sie von den beiden Geschäftsführern Ralf und Sohn Christian Luther von den Schwierigkeiten, mit denen ein mittelständischer Handwerksbetrieb zu kämpfen hat. Dabei stehen die Faktoren Energiekosten, Fachkräftemangel, fehlende Auszubildende sowie das geänderte Käuferverhalten im Mittelpunkt. Familie Luther ist dabei stets auf der Suche nach neuen Geschäftsideen, um neue Kundenströme zu erschließen. So wurde jüngst ein Online-Shop eröffnet. Zudem will der Betrieb mit den zwei Gütesiegeln „Sauwohl“ und „Weidewohl“ dem Verbraucher noch mehr verdeutlichen, dass die Fleischerei Luther auf Qualität setzt. „Tierwohl bedeutet Qualität und letztlich Fleischgenuss“, unterstreicht Christian Luther diese These. Flexibilität ist ein weiteres Plus, das diesen mittelständischen Betrieb mit rund 50 Mitarbeitern auszeichnet. „Wenn ein Markt um 20 Uhr anruft, dann hat er morgens um 7 Uhr die gewünschten 100 Bratwürste“, sagt Ralf Luther. Kürzlich wurde mit der Produktionsstätte am Moos eine Betriebserweiterung vorgenommen. Hier werde zerlegt, gefüllt und verpackt, was aus drei Schlachthöfen der Region angeliefert werde: Vier Schweine und ein Rind pro Woche. Das braucht natürlich auch Energie, beispielsweise für die Kühlung, den Kutter oder die Füllmaschine. „Wir haben mit den Stadtwerken Neustadt aber einen langjährigen Partner, der uns faire Konditionen präsentiert“, lobt Ralf Luther den hiesigen Anbieter. Allerdings habe der eigene Betrieb auch eine Fotovoltaikanlage, der im Frühjahr eine weitere folgen werde „so können wir bis zu 95 Prozent unseres Stromverbrauchs selbst decken“, sagt Ralf Luther. Dass es an Fachkräften, insbesondere an Fleischereifachverkäuferinnen mangelt, sieht Christian Luther im Berufsbild behaftet: „Dabei ist unsere Branche modern, zukunftsorientiert und systemrelevant aufgestellt“. Die notwendigen Qualifikationen würden oft unterschätzt. „Hier ist es wichtig, dass das Elternhaus dahintersteht“, spricht Ralf Luther aus dem Erfahrungsschatz eines Innungsobermeisters. Laut Christian Luther gibt es im Freistaat derzeit 3275 handwerkliche Metzgereien. Deutschlandweit sind es 11671 Fleischer-Fachgeschäfte.

„Es ist wichtig, dass wir vor Ort von den Problemen unserer Firmen erfahren“, begründet Landrat Sebastian Straubel die Reihe „Unternehmerdialog“. Er lobt Luther als einen tollen Betrieb, bei dem die Unternehmensnachfolge schon bestens geregelt sei. Weil das Kundenverhalten noch etwas ungewiss sei, wurde auch Luther zu einem Investitionsstopp gezwungen. „Wir wollten eine vierte Räucherkammer, die 100 000 Euro kostet und nun aber einmal hintenanstehen muss“, bedauert Ralf Luther. Schließlich habe die industrielle Fleisch- und Wurstverarbeitung den Handwerksbetrieben geschadet. „Unsere Tiere kommen alle aus der Region, werden von unseren Vertragslandwirten artgerecht gehalten und haben keine langen Transportwege“, versprechen die Luthers. „Diese Form der Tierhaltung belastet auch das Klima nicht, sondern kann dieses sogar entlasten, denn diese Weiden sind tolle CO₂-Speicher“, erläutert Christian Luther. Wirtschaftsförderer Martin Schmitz ist begeistert: „Die Fleischerei Luther ist ein Hidden Champion der Branche und darauf sind wir mächtig stolz.“ Wie innovativ die Luthers sind, beweist ihr neuester Vorstoß: Sie haben mit einem Partner einen Gin komponiert, den „Ginken“. „Die Würzung unseres Jahresschinkens diente auch als Vorlage für diesen streng limitierten Gin, bei dem ein Stück sogar mit destilliert wurde.“

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