Fliegenpilz Ein Pilz, der nicht nur Glück bringt

Martin Fleischmann
Pilz des Jahres 2022: der Fliegenpilz. Er wächst auch an vielen Stellen des Coburger Landes. Foto: picture-alliance/ dpa/Carmen Jaspersen

Die Gesellschaft für Mykologie rückt im neuen Jahr den Fliegenpilz in den Fokus. Ihn kennt jedes Kind, aber Vorsicht, er hat es in sich. Er ist auch im Coburger Land weit verbreitet.

 
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Coburg - Seit 1994 ruft die Deutsche Gesellschaft für Mykologie den „Pilz des Jahres“ aus, um den Fokus auf die Gefährdung heimischer Pilze zu lenken. So kamen etwa der Habichtspilz (1996), das Schweinsohr (1998) oder der papageigrüne Saftling (2003) zu Ehren. Sie zählen zu den weniger bekannten Arten, genauso wie Wetterstern (2005), Puppen-Kernkeule (2007) oder Roter Gitterling (2011). Für das Jahr 2022 verständigte sich die Gesellschaft auf eine der bekanntesten Exemplare: den Fliegenpilz. Er sprießt auch im Coburger Land. „Unsere Gesellschaft feierte 2021 100-jähriges Bestehen“, erklärte Stefan Fischer, Pressesprecher der Organisation, „und da kam die Idee auf, einen ganz besonders populären Pilz zu nehmen.“ Der Fliegenpilz, der schon von weitem an seinem leuchtend roten Hut mit den weißen, geflockten Punkten zu erkennen ist, sei aufgrund seiner Bedeutung und Vielfalt außergewöhnlich.

Der Pilz des Jahres 2022 – ein außergewöhnliches Gewächs: Jedes Kind kennt ihn aus Märchenbüchern. Und nicht nur zu Weihnachten und Silvester ist er gern genommenes Glückssymbol, reiht sich ein in die Phalanx aus Marienkäfer, Schornsteinfeger, Hufeisen, Kleeblatt und Schweinchen. Der sprichwörtliche Glückspilz.

Wie der Pilz zu seinem Namen kam, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Die Bezeichnung Fliegenpilz könnte daher stammen, dass früher gezuckerte Stücke des Pilzes mit Milch übergossen wurden. Sie sollten Fliegen anlocken und angeblich tödlich wirken. Daran gibt es jedoch Zweifel, bei entsprechenden Versuchen konnten Fliegen lediglich betäubt werden.

Verwirrung und Lähmungen

Auch nicht belegt, aber ebenfalls denkbar: Menschen, die von dem Pilz probieren, glauben zu schweben. Das liegt an dem Wirkstoff Muscimol des Pilzes, der Symptome auftreten lässt wie bei einem Alkoholrausch. Dazu zählen laut Wikipedia Verwirrung, Sprachstörungen, Lähmungen, starke motorische Unruhe und Mattigkeit. Je nach Stimmungslage komme es zu Angstgefühl und Depressionen, Gleichgültigkeit oder Euphorie bis hin zu einem Glücksrausch. Typisch seien weiterhin Störungen des Persönlichkeits-, Orts- und Zeitgefühls. Berichtet wird eben auch von einem Gefühl des Schwebens oder überdurchschnittlichen Leibeskräften.

Giftstoffe in schwankender Konzentration

Der Fliegenpilz wurde und wird in manchen Kulturen als Rauschmittel verwendet, etwa in Sibirien. Die Berserker sollen den Pilz eingenommen haben, um aufgeputscht in den Kampf zu ziehen. Insgesamt zeitigt Muscimol Wirkungen wie bei einer extremen Alkoholvergiftung. Die Gesellschaft für Mykologie warnt ausdrücklich vor dem Verzehr und rät insbesondere von Selbstversuchen als Rauschmittel ab. Die Fruchtkörper enthalten Giftstoffe in schwankender Konzentration, weshalb sie von Pilzsachverständigen und Pilzberatern bei Korbkontrollen als giftig aussortiert werden.

Er lebt mit vielen Baumarten zusammen. Darüber hinaus kann er sich laut Gesellschaft für Mykologie auch in Forsten, Parkanlagen und Gärten relativ schnell ansiedeln. Doch wo Dünger, Fertigrasen und Mähroboter überhand nehmen, falle es ihm schwer zu überleben. Er gilt deshalb als gute Zeigerart für naturnahe Gärten und Parkanlagen.

Fliegenpilze gibt es überall in Coburger Wäldern, erklärt der heimische Pilzexperte Harald Ostrow, vor allem dort, wo viele Birken stehen. Wer Fliegenpilze entdeckt, sollte sich an der Stelle genauer umsehen, in der Nähe wachsen oft auch die begehrten Steinpilze.

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