Und auch als Wadephul im August dem Podcast "Table.Today" sagte, eine Entsendung deutscher Soldaten in die Ukraine zur Absicherung westlicher Sicherheitsgarantien würde Deutschland "voraussichtlich auch überfordern", wurde ihm das intern als Ungeschicklichkeit ausgelegt. Merz, der damals vor Ukraine-Gesprächen mit US-Präsident Donald Trump stand, soll die Bemerkung ziemlich ungelegen gekommen sein. Und jetzt eben die Syrien-Debatte.
Applaus von der falschen Seite
Unterstützung bekommt Wadephul ausgerechnet von der für einen Unionsmann parteipolitisch falschen Seite. SPD-Fraktionschef Matthias Miersch sagte in der ARD, der Außenminister habe zu Recht auf die Situation in Syrien hingewiesen. Die Grünen mahnten mehr Sachlichkeit an. Wenn Wadephul vor Ort sei und sich ein Bild von der Lage mache, müssten Merz und Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) ernst nehmen, was dieser sage, forderte die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion, Irene Mihalic.
Selbst Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hielt es für geboten, sich zur Causa Wadephul zu äußern - obwohl es unüblich ist, dass sich das Staatsoberhaupt im Ausland zur Innenpolitik äußert.
In Ghana sprach sich Steinmeier, der zwei Legislaturperioden lang Außenminister war, dagegen aus, nach Deutschland geflohene Menschen aus Syrien jetzt sofort in ihre zerstörte Heimat zurückzuschicken. "Jemand, der vor den Trümmern eines Krieges steht, sein Erschrecken äußert und sich selbst laut fragt, kann man darin wohnen – diesem Erschrecken kann man auch mal eine Weile Raum lassen", sagte Steinmeier angesichts der Wadephul-Worte.
Niemand glaubt derzeit ernsthaft, dass Wadephul wankt
Hört man sich in Union und Regierung um, glaubt derzeit allerdings niemand, dass Wadephul als Minister wirklich ins Wanken kommt. Es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass der Kanzler mit dem Gedanken spielen würde, sein Kabinett umzubauen, ist von gut vernetzten Unionsleuten zu hören. Und Regierungssprecher Stefan Kornelius versichert: "Selbstverständlich steht der Bundeskanzler hinter dem Außenminister."