Flüchtlinge in Coburg Wohnraum dringend gesucht

Das Ankerzentrum in Bamberg. Foto: picture alliance/dpa/Daniel Karmann

Fast täglich kommen Flüchtlinge in Stadt und Landkreis Coburg an und müssen in staatlichen Unterkünften versorgt werden. Doch dort wird es eng, teils müssen sich ganze Familien ein Zimmer teilen.

 
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Eine Krise nach der anderen erschüttert die Welt, immer mehr Menschen sind auf der Flucht vor Krieg und Gewalt. Die Regierung von Oberfranken spricht nun davon, dass die Anker-Einrichtung Oberfranken (AEO) in Bamberg in diesem Jahr erster Zufluchtsort für so viele geflüchtete Menschen ist wie nie zuvor. „Das Gesamt-Zugangsgeschehen erinnert an die Jahre 2015/2016“, sagt Sabine Kerner, Pressesprecherin bei der Regierung von Oberfranken. Statt 1500 Personen seien in der Bamberger Unterkunft aktuell 2323 untergebracht. Darum werden Asylsuchende und geflüchtete Menschen verstärkt im ganzen Regierungsbezirk verteilt. Allein im vergangenen Monat haben demnach über 1000 Personen die Anker-Einrichtung verlassen. Die Verteilung erfolge je nach Bevölkerungszahl im jeweiligen Gebiet.

Derzeit beherbergt der Landkreis Coburg nach Auskunft von Daniel Göhring, Fachbereichsleiter für soziale Leistungen beim Landratsamt Coburg, rund 900 Flüchtlinge in staatlichen Unterkünften. Rund 250 von ihnen stammen aus der Ukraine. „Die Kapazitäten an Unterkünften, die dem Landkreis Coburg zur Verfügung stehen, sind damit nahezu komplett ausgelastet“, sagt Daniel Göhring. Er verweist darauf, dass die Zahl der Flüchtlinge, die im Landkreis Coburg in dezentralen Unterkünften sowie der Gemeinschaftsunterkunft in Ebersdorf untergebracht sind, in den vergangenen zwölf Monaten deutlich gestiegen ist: von rund 300 zum Stichtag 31. Oktober des vergangenen Jahres auf heuer rund 900. Schlafplätze in Turnhallen werden derzeit keine vorgehalten.

Christina Rau ist die Sprecherin der Flüchtlingsberatung bei der Caritas in Stadt und Landkreis Coburg. Sie berichtet von mitunter sehr beengten Wohnverhältnissen. „Die Unterkünfte sind brechend voll, wir haben gerade zwei Familien in einer Dreizimmerwohnung untergebracht, vier Personen teilen sich ein Zimmer“, schildert sie. Hinzu käme die Unterversorgung mit Kindergartenplätzen wie auch das nun kühlere Wetter, sodass der Nachwuchs den ganzen Tag zu Hause sei. „Das macht die beengten Umstände noch schwerer erträglich“, bedauert Rau. Dringend werden daher weitere Wohnungen gesucht, um bevorzugt dezentral Flüchtlinge unterbringen zu können. Auch Gebäude für die Einrichtung von Gemeinschaftsunterkünften werden von der Regierung von Oberfranken dringend gesucht. Ganz wichtig sei laut Rau jedoch eine Anbindung ans öffentliche Nahverkehrsnetz und eine Einkaufsmöglichkeit vor Ort, da die meisten Neuankömmlinge nicht mobil sind und die Bus- oder Zugfahrt zum Einkaufen zusätzlich Geld kosten würde.

„Ein großes Thema ist auch die Wohnungssuche für Auszugsberechtigte“, erklärt Christina Rau. Personen, deren Asylantrag bearbeitet ist und die ein Aufenthaltsrecht haben, dürfen aus den staatlich zugewiesenen Unterkünften ausziehen. Doch viele von ihnen finden keine Wohnung und bleiben deutlich länger, wodurch sie Plätze belegen, die man wiederum für andere Flüchtlinge bräuchte.

Aus Sicht des Landkreises ist die Verteilung über die Regierung von Oberfranken grundsätzlich gut organisiert. „Klar gibt es dabei immer wieder mal kurzfristige Veränderungen, die die Beteiligten vor Ort vor Probleme stellen. Aber solche Probleme sind im schwer vorab kalkulierbaren Feld der Flüchtlingshilfe nie gänzlich auszuschließen“, sagt Daniel Göhring. Das Team aus dem Landratsamt und die Helfer vor Ort hätten Erfahrung und wüssten, wie sie damit umgehen müssen.

Ausdrücklich schließt sich der Landkreis Coburg dem Aufruf der Regierung von Oberfranken an, dass auch weiterhin Wohnungen und Gebäude, die als dezentrale Unterkünfte geeignet sind, gesucht werden. Beim Landkreis Coburg können sich Eigentümer solcher Immobilien direkt bei Nese Kurt unter der Telefonnummer 09561/5142101 melden.

Auch Louay Yassin, Pressesprecher der Stadt Coburg, berichtet von einer sehr angespannten Belegungssituation bei den Unterkünften. So würden der Stadt Coburg seit August 2022 wöchentlich fünf Asylbewerber zugewiesen, die entsprechend unterzubringen und zu betreuen seien. Daneben wurden in der Stadt Coburg noch zusätzlich seit März dieses Jahres etwa 600 ukrainische Geflüchtete aufgenommen. „Aufgrund der Situation in der Ukraine muss davon ausgegangen werden, dass im bevorstehenden Winter auch hier wieder vermehrt mit Zugängen zu rechnen ist“, sagt Yassin. Und auch Menschen aus vielen anderen Ländern wie etwa Syrien, Iran, Irak und Afghanistan suchten weiterhin Asyl.

In der Stadt Coburg werden derzeit etwa 30 sogenannte dezentrale Unterkünfte mit rund 250 Bewohnern sowie drei Gemeinschaftsunterkünfte mit etwa 110 Personen betrieben. Yassin dankt ausdrücklich für die Unterstützung und die Angebote aus dem ehrenamtlichen Bereich und verweist darauf, dass Landräte und Oberbürgermeister im Bezirk Oberfranken derzeit regelmäßig im Austausch mit der Regierungspräsidentin stehen.

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