Fortbildung Lehrermedientag Die „Fitnessstudios“ der Demokratie

Angeregter Austausch: Sonja Ettengruber (li) und Joanna de Alencar Barban im Gespräch mit Dirk von Gehlen (li) und Bob Blume. Foto: Screenshot/Maja Engelhardt

Am Buß- und Bettag findet der 6. Bayerische Lehrermedientag statt. Per Livestream geht es um soziale Netzwerke, Digitalität, aber auch ums Aushalten.

 
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Der Shruggie grüßt freundlich vom Bildschirm, vollführt ein paar witzige Verrenkungen und dann ist er wieder weg. Hinterlässt ein angenehmes Gefühl beim Betrachter, denn er guckt gelassen und fröhlich und möchte einfach nur die Welt beobachten und verstehen. Und er versucht, die Perspektive des Anderen einzunehmen. Das aus witzigen Strichen bestehende Emoji wird am unterrichtsfreien Buß- und Bettag gleich mehrfach verwendet. Der Verband bayerischer Zeitungen unter der Schirmherrschaft von Kultusminister Michael Piazolo hat zum sechsten Lehrermedientag eingeladen. Dem Livestream aus der Mediaschool Bayern sind über 500 Lehrkräfte aus dem ganzen Bundesland gefolgt, um zuzuhören und Fragen zu stellen. Neben Shruggie, der stumm blieb, sprachen die Referenten Dirk von Gehlen, Journalist und Direktor Think Tank am SZ-Institut und Bob Blume, Lehrer, Schulbuchautor und Bildungsinfluencer über die Themen „Vielfalt aushalten – was soziale Netzwerke von Schulen lernen können“ und „Teilhabe statt Konsum – Medienbildung in der Kultur der Digitalität“ (Blume).

Dirk von Gehlen ermunterte dazu, die Meinungen Anderer besser akzeptieren und stehen zu lassen, gerade in der digitalen Welt, in der teilweise eine andere, rauere Debattenkultur herrsche. „Es gibt ein ‚sowohl als auch‘ und nicht nur ein ‚entweder oder‘“, betonte er, „und das müssen wir aushalten können.“ Er plädierte für eine offene Kultur in den Medien und ordnete der Schule dabei drei wichtige Bedeutungen zu: Sie sei ein Ort der Demokratie, der Offenheit und Menschlichkeit. Von Gehlen definierte hierbei das Recht auf freie Meinungsäußerung so, dass es vor allem heiße: „Wir dürfen unsere Meinung ändern.“ Und dies solle von Anderen nicht mehr als „Umkippen“ und Schwäche ausgelegt werden. Weiterhin rief er dazu auf, Menschen und Meinungen klar zu trennen und vor allem Verachtung zu vermeiden. Und wenn das Resultat einen Kompromiss ergebe, so sie dieser das Ziel und kein Problem. Schule stelle eine Familie dar, in der man sich fordere und entwickele, „sozusagen ein Fitnessstudio der Demokratie“, wie er es lachend formuliert.

Mitmachen lassen!

Zahlreiche praktische Tipps gab es von Lehrer Bob Blume, der selbst als Blogger unterwegs ist. Für ihn steht das eigene Agieren der Schüler in der digitalen Welt im Vordergrund. „Es ist ganz wichtig, Kinder nicht zu passiven Konsumenten von Lerninhalten zu machen“, betonte er und zitierte einen Teil aus dem Satz von Konfuzius: „Lass es mich tun, dann werde ich es können.“ Orientierung biete hierbei das „Dagstuhl-Dreieck“, das das Konzept zur digitalen Bildung an Schulen auf einfache Weise darstellt und in die technologische („wie funktioniert das?“), die gesellschaftlich-kulturelle („wie wirkt das?“) und die anwendungsbezogene („wie nutze ich das?“) Perspektive unterteilt wird. Er baue in seinen Unterricht konkret Digitales mit ein. Im Klassenverbund werden Podcast gehört, Kommentare auf Facebook gelesen und dann aber eben agiert und reagiert. „So wird das gemeinsame Experiment Teil einer neuen Internetkultur“, formuliert er es. So konnten sich die Heranwachsenden an seiner Schule selbst einbringen, ergänzten auf Rechercheportalen und gestalteten Blogs und Kommentare. „Machen Sie doch mal einen Schulpodcast oder drehen ein Video!“, ermunterte er die Pädagogen und beruhigte dabei schmunzelnd: „Es ist nicht schlimm, wenn alles nicht sofort funktioniert.“ In der Klasse sei sicher ein Schüler, der technisch auch mal helfen könne. Und: Fehler oder angebliche Schwäche, die es eh nicht gibt, zuzugeben, sei völlig normal.

Info

Lehrermedientag
Der Lehrermedientag ist ein weiterer wichtiger Baustein, den die bayerischen Zeitungsverlage zur Medienkunde liefern. Den Grundstock bilden die zahlreichen Medienprojekte, wie auch „Klasse!Kids“ und „Klasse!“ der Neuen Presse, die seit vielen Jahren den medienpädagogischen Unterricht unterstützen. So werden in den Lehrmaterialien nicht nur die klassischen Medien, sondern auch schülerrelevante Angebote wie Messenger und Social Media behandelt. In vielen Projekten können die Lehrer digitale Hausaufgaben, Online-Quizze und Video-Tutorials einsetzen.

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