Niemand wisse aber, wie die vermissten Seeleute ausgerüstet seien, sagte der Sprecher. Immer wieder würden Menschen auch nach längerer Zeit lebend in kaltem Wasser gefunden. An der Unglücksstelle beträgt die Wassertemperatur laut den Rettern etwa zwölf Grad.
Sechs Seenotrettungskreuzer der DGzRS sind den Angaben der Gesellschaft zufolge im Einsatz, um die Vermissten zu suchen - darunter etwa die „Hermann Marwede“ von Helgoland und die „Bernhard Gruben“ aus dem friesischen Hooksiel. Auch der Notschlepper „Nordic“ und weitere Schiffe von Behörden waren im Einsatz. Die Deutsche Marine beteiligte sich mit einem SAR-Rettungshubschrauber.
Erinnerungen an eines der größten Schiffsunglücke
Auch das Kreuzfahrtschiff „Iona“ der Reederei P&O Cruises, das nahe der Unglücksstelle unterwegs war, unterstützte den Einsatz. Das Kreuzfahrtschiff sei gebeten worden, am Ort zu bleiben, da es „medizinische Fähigkeiten“ an Bord gebe, sagte Stipeldey. Schiffbrüchige könnten dort medizinisch versorgt werden.
Das Havariekommando in Cuxhaven, das die Gesamteinsatzleitung übernahm, ließ das Seegebiet von einem Sensorflugzeug überfliegen, um nähere Erkenntnisse zu bekommen. Es ist die Behörde, die in Deutschland für die maritime Notfallvorsorge und das Unfallmanagement auf Nord- und Ostsee zuständig ist. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) drückte den Besatzungsmitgliedern, Angehörigen und Rettungsteams sein Mitgefühl aus.
Angaben dazu, wie groß das Schadensbild an der Unglücksstelle ist, ob möglicherweise Ladung der Frachter in die Nordsee gelangte oder inwieweit das Unglück Auswirkungen auf den Schiffsverkehr in der Deutschen Bucht hatte, war zunächst nicht bekannt. Das Havariekommando wollte am Dienstagnachmittag weitere Informationen mitteilen.
Die Frachter-Kollision weckte Erinnerungen an eines der größten Schiffsunglücke in der deutschen Geschichte - fast auf den Tag genau vor 25 Jahren. Am 25. Oktober 1998 war der italienische Frachter „Pallas“ auf der Nordsee unterwegs, als die Holzladung vor der dänischen Nordseeküste in Brand geriet. Das Schiff trieb führerlos in deutsche Gewässer und strandete vor der Insel Amrum. Es kam zu einer großen Ölverschmutzung, in deren Folge viele Vögel starben.