Iranische Raketenfabriken, Boden-Luft-Raketenstellungen, Luftabwehrsysteme - das waren für die israelischen Angreifer die Ziele der Operation «Tage der Umkehr». Was macht nun die Führung in Teheran?
Nach der Werbung weiterlesen
Das israelische Militär veröffentlicht um 1.33 Uhr einen Post auf X: Man führe "als Reaktion auf die seit Monaten andauernden Angriffe des iranischen Regimes" auf Israel "derzeit präzise Angriffe auf militärische Ziele im Iran durch". Die USA hatten Israel als seinen wichtigsten Verbündeten aufgefordert, keine Atomanlagen oder Ölfelder im Iran anzugreifen.
Der israelische Angriff hat den Namen "Tage der Umkehr" und beginnt während des jüdischen Ruhetags Schabbat vom Freitag- bis zum Samstagabend. Die hohen jüdischen Feiertage gingen am Donnerstagabend zu Ende.
Nach drei Angriffswellen und etwa fünf Stunden später erklärt Militärsprecher Daniel Hagari: |"Unsere Flugzeuge sind sicher heimgekehrt. Der Vergeltungsschlag ist abgeschlossen und die Mission wurde erfüllt."
Die nächtlichen Angriffe galten nach Angaben von Hagari iranischen Raketenfabriken. In den Anlagen seien Raketen fertiggestellt worden, die im vergangenen Jahr auf Israel abgefeuert wurden. Außerdem habe der Angriff iranischen Boden-Luft-Raketenstellungen gegolten.
"Die israelischen Streitkräfte verfügen über eine Reihe offensiver Einsatzmöglichkeiten, von denen einige heute bei den Angriffen auf strategische Anlagen tief im iranischen Territorium eingesetzt wurden", sagte Hagari.
Laut dem Militär griffen Kampfflugzeuge die Anlagen in dem rund 1500 Kilometer entfernten Iran an. Hunderte Kampfflugzeuge und Flugkörper waren laut israelischen Medien beteiligt. Es seien etwa 20 Ziele im Iran bombardiert worden.
Iranische Medien meldeten zunächst begrenzte Schäden" an Militärstützpunkten. Wie die Nachrichtenagentur Tasnim berichtete, wurde die Luftabwehr unter anderem in der Hauptstadt Teheran und den Provinzen Chusestan sowie Ilam aktiviert.
Staatsmedien berichteten von Explosionen im Raum der Hauptstadt Teheran, in der 15 bis 20 Millionen Menschen leben. Am frühen Morgen waren auch Explosionen im Stadtzentrum zu hören und Feuer der Luftabwehr zu sehen.
Bei dem Angriff wurden nach Angaben des Militärs zwei Soldaten getötet. Sie seien bei der Verteidigung gefallen, meldete Tasnim unter Berufung auf eine Mitteilung der Armee. Tasnim gilt als Sprachrohr der Revolutionsgarden, Irans Elitestreitmacht.
Noch ist unklar, ob und wie die Führung in Teheran reagieren wird. Zieht sie einen Strich unter Angriff und Gegenangriff und belässt es dabei oder eskaliert sie?
Das Militär ist für einen weiteren Gegenschlag bereit. "Es besteht kein Zweifel daran, dass Israel auf jede Aktion eine angemessene Antwort erhalten wird", zitiert Tasnim eine Quelle aus der Staatsmacht. Diese hatte in den vergangenen Tagen betont, entschieden auf einen israelischen Angriff reagieren zu wollen.
Der Iran könnte bis zu 1.000 ballistische Raketen auf Israel abfeuern, die Angriffe verbündeter Milizen in der Region ausweiten und den Schiffsverkehr im Persischen Golf und der Straße von Hormus stören. Israel und die USA warnten den Iran vor einer weiteren Eskalation.
Laut US-Medien waren die amerikanischen Streitkräfte in der Region nicht an dem Angriff beteiligt. Israel habe den wichtigsten Verbündeten vorab informiert. Es sei nicht bekannt, wie weit im Voraus die USA wussten, dass der Angriff bevorstand. Auch die Frage, ob Israel die beabsichtigten Ziele weitergegeben hatte, sei unklar.
Die USA sichern Israel ihre Unterstützung zu. Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte in einem Telefonat mit seinem israelischen Kollegen Joav Galant, die USA hätte ihre Streitkräfte verstärkt, um das US-Personal, Israel und die Partner in der Region zu schützen. Die USA als Israels wichtigster Verbündeter seien entschlossen, "jeden Akteur daran zu hindern, die Spannungen auszunutzen oder den Konflikt in der Region auszuweiten". Die USA stationierten zuvor zusätzlich eine Batterie des Raketenabwehrsystems THAAD in Israel. Bereits vergangenes Jahr hatten die USA eine Batterie des Systems in die Region verlegt.
Die iranischen Revolutionsgarden hatten am 1. Oktober rund 200 ballistische Raketen auf Israel abgefeuert. Der Angriff erfolgte nach einer Reihe von gezielten Tötungen durch Israel, die sich gegen zentrale Akteure in Irans Netzwerk nichtstaatlicher Verbündeter wie der libanesischen Hisbollah-Miliz und der islamistischen Hamas richteten.
Israel kündigte daraufhin Vergeltung an: "Wie jedes andere souveräne Land der Welt hat der Staat Israel das Recht und die Pflicht zu reagieren."