Franken und Thüringen Bratwurst: Krisenfestes Kulturgut

Miss Germany Anja Kallenbach kommt aus Bratwurstland: Die 33-Jährige ist in Bad Salzungen an der Werra daheim – und isst natürlich gerne Foto: Heiko_Matz/Heiko_Matz_matzfoto@t-online.de

Ach, die Bratwurst! Sie ist so sehr Alltag in unserem thüringischen oder fränkischem Leben, dass wir ihr manchmal nicht die gebührende Achtung schenken. Das ist heute anders: In unserem Bratwurst-Dossier geht es um nichts anderes als um das beste Stück, das man zwischen Werra, Saale und Main essen kann. Fakten, Bilder Geschichten aus dem Bratwurstland Oberfranken und Südthüringen.

 
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Hof/Coburg/Suhl/Bayreuth - Nationalgericht und Werbeträger, populäre Lieblingsspeise und vertraute Begleiterin im Alltag: Das alles und noch viel mehr ist die Bratwurst in unserer Heimatregion. In ganz Deutschland liegt sie voll im Trend: Während sich der Anteil der Bratwurst an allen Fleisch- und Wurstwaren bereits in den vergangenen 30 Jahren mehr als verdoppelt hatte, legte das Brutzel-Ding im Corona-Jahr 2020 nochmals zu: 9,7 Prozent aller Würste und Schinken landen inzwischen als Bratwurst auf dem Teller oder im Brötchen, hat der Deutsche Fleischer-Verband (DFV) errechnet.

Statistiken für Thüringen und Bayern liegen nicht vor, aber es darf als sicher gelten, dass die Werte hierzulande noch weit höher liegen. Auf rund 2,7 Kilogramm schätzen die Metzger den jährlichen Pro-Kopf-Verzehr der Deutschen, das macht ungefähr 25 Bratwürste vom Säugling bis zum Greis – im Durchschnitt. „Home-Office und der Trend zum Kochen zu Hause haben den Lockdown bei Buden und Festen in Sachen Bratwurst mehr als wettgemacht“, sagt DFV-Statistiker Klaus Hühne. Was heißt: Nie rauchten die heimischen Roste öfter als jetzt.

Dabei ist der allerneueste Hype noch gar nicht berücksichtigt: Mit gut gemachten Bratwürsten lassen sich Impfwillige locken und Wähler umwerben. Die Idee der „Impfbratwurst“, im südthüringischen Sonneberg geboren und dort mit zusätzlichen 100 Piksern belohnt, breitete sich in diesem Corona-Sommer in ganz Deutschland aus. Plötzlich tauchten Kanzlerkandidaten mit Bratwurst auf (Olaf Scholz, stilecht, mit purer Thüringer in Oberhof; Armin Laschet, weniger stilecht, mit Sachsen-Wurst samt Ketchup droben in Torgau), und das Internet ließ mal wieder die Bratwurst hochleben – mit jener Mischung aus lustig-lustvollem Genuss und ernster Hingabe, die unsereiner diesem Kulturgut entgegenbringt.

„Unsereiner“, das sind die Menschen in Südthüringen und Oberfranken. Dies sind nicht nur die Kernländer der deutschen Bratwurstkultur, sondern sie bilden auch das Verbreitungsgebiet der Verlagsgruppe Hof/Coburg/Suhl/Bayreuth, in der unsere Zeitung erscheint. Und so richten wir in dieser Ausgabe alle zusammen den Blick auf diese Region zwischen Werra, Saale und Main, in Thüringer Wald und Fichtelgebirge, Frankenwald und Rhön. Vielen ist gar nicht bewusst, dass die gemeinsame handwerkliche Tradition der Bratwurst-Vielfalt Thüringen und Franken nicht trennt, sondern vereint. Für Bratwürste gibt es keine Landes-, sondern nur Geschmacksgrenzen. Natürlich gilt überall: Zwei Bratwürste, drei Meinungen dazu. Und die eigene ist eh immer die beste. Was umso mehr neugierig auf die anderen macht.

Diesem Credo – und der ganzen Fülle unserer Wurstkultur – widmen wir heute acht ganze Seiten im hinteren Teil der Zeitung. Es gibt viel Neues zu entdecken, darunter den weltersten oberfränkisch-südthüringischen Bratwursttest. - Mehr dazu in unsem köstlichen Dossier zum "Tag der Bratwurst"

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