Frankenwald Gemeinsam für einen starken Wald

Rainer Glissnik
Auch 15 Jahre nach dem Jahrhundertsturm Kyrill hat der Wald an der Thüringer Warte sich noch immer nicht erholt, wie diese Luftaufnahme aus dem Frühjahr belegt. Gründe hierfür sind die Trockenheit und der Borkenkäfer. Foto: Archiv/Frank Wunderatsch

Trockenheit, Fichtensterben, Ernteausfälle: Bei einer Veranstaltung der Kronacher Grünen geht es einmal mehr um den Klimawandel, seine Folgen und wie man ihnen begegnet.

 
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„Unser Wald. Unser Wasser“: So lautete der Titel einer Veranstaltung, zu der die Kronacher Grünen in die Event-Scheune im Café Kitsch eingeladen hatten. Ursula Lieb (Kronach) richtete dann auch zu Beginn einen dringlichen Appell an die Menschen im Frankenwald: „Wir sollten aufstehen. Wir müssen gemeinsam etwas gegen den Klimawandel und das Sterben unserer Wälder tun und nicht nur zuschauen.“ Dem stimmte der Leiter der Ökologischen Bildungsstätte Mitwitz, Dr. Andrè Maslo, zu. Und auch die weitere Stellvertreterin des Landrats, Edith Memmel, betonte: „Inzwischen haben viele verstanden, dass es hier auch um Menschenschutz geht.“ Bundestagsabgeordneter Johannes Wagner (Grüne) wünschte sich, dass man vor Ort anpacke und dazu die Politik auf allen Ebenen in die Pflicht nehme. „Der beste Waldschutz ist Klimaschutz“, erklärte er.

„Der Wald ist unser Wasser-, Klima- und Erosionsschützer“, betonte Landtagsabgeordneter Hans Urban, forst- und jagdpolitischer Sprecher der Grünen im bayerischen Landtag und selbst Waldbesitzer. „Wir haben es gewusst, dass sich das Klima verändert. Jetzt sind wir so weit, dass wir es vielleicht noch bremsen können.“ Er sei überzeugt, dass der Mensch den Wald nutzen müsse. Am besten für Möbel oder Bauholz. Auch der waldschützenden Jagd komme in den nächsten Jahren eine hohe Bedeutung zu, so Urban.

„Was wir jetzt beim Klimawandel erleben, ist vor 50 Jahren gesät worden“, betonte Dr. Matthias Schrepfermann vom Wasserwirtschaftsamt. Es gebe schon sehr lange strategische Überlegungen, wie man die vorhandenen Wasserressourcen nachhaltig nutzen könne. Aber in der Vergangenheit ging es darum, Wasser so schnell wie möglich aus den Städten und der Landschaft herauszubekommen. „Jetzt sind wir auf dem Umkehrweg, das Wasser möglichst lange an Ort und Stelle zu halten“, so Schrepfermann.

Im Landkreis Kronach wird bis auf einige Erdbeer- und Himbeerfelder nichts bewässert, erklärte dann der Kreisvorsitzende des Bayerischen Bauernverbandes, Klaus Siegelin. Heuer sei die Situation auf den Feldern schlimmer als 2018/19 gewesen. Einem feuchten Winter folgte nahezu übergangslos ein trockener Sommer. Nach der Aussaat in feuchtem Boden gab es lange keinen Niederschlag. „Alle Frühjahrssaaten waren schlecht.“ Beim Grünland gab es einen Schnitt im Frühjahr, dann waren die Wiesen braun. Jetzt hoffen die Landwirte, dass noch ein Schnitt gelingt. Für die Milchviehbetriebe sei dies die wichtigste Futtergrundlage.

Martina Förtsch (Frauenliste) plädierte für das Ausbringen von Tannen, Mischwäldern und das Nutzen der Naturverjüngung. Dem stimmte der Forstbetriebsleiter in Rothenkirchen, Peter Hagemann, voll und ganz zu. Im Frankenwald habe der Staatswald einen Anteil von 40 Prozent, erklärte er. „Damit haben wir auch eine besondere Verantwortung.“ Jetzt gelte es, die nächste Waldgeneration zu planen: „Möglichst viel Tanne, möglichst wenig Fichte, möglichst viele Baumarten, möglichst viel Naturverjüngung und Selbstheilungskräfte nutzen.“ Die jetzige Waldgeneration müsse 100 Jahre halten. Und: „Dauerhaft können wir CO2 nur speichern, wenn wir Holz verbauen.“

„Die Nerven liegen blank, wenn man in den Wald hinschaut“, meinte Eckhardt Schneider vom Bayerischen Jagdschutz- und Jägerverband. So viele kahle Flächen, dazu immer mehr Nutzung der Menschen und die umfassenden Waldarbeiten. „Wir Jäger im Kreisverband stehen zu unserer Verantwortung“, versicherte er. „Wir müssen sehen, dass der Wald – ein neuer Wald – groß wird.“ Er persönlich habe daher seinen Abschuss erhöht.

Mit dabei waren auch der Vorsitzende der Fernwasserversorgung Oberfranken, Dr. Heinz Köhler, und Verbandsdirektor Markus Rauh, Christine Neubauer und Ulrich Dautel vom Bund Naturschutz und Geschäftsleiter Jürgen Kempf vom Zweckverband Frankenwaldgruppe.

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