Totgesagte leben länger. Die Flying Mumus wollten sich nicht mehr in die Lüfte schwingen,die Gipfelstürmer hatten angekündigt, im Tal zu bleiben, die Bunten Abende des Kulturrings drohten in der Versenkung zu verschwinden-alles Schnee von gestern. Fast ausverkaufte Frauengrundhalle an beiden Tagen, 25 Programmpunkte, davon allein 10 Showtänze mit den vier Heubacher Formationen und den Prinzengarden aus Maroldsweisach, Burgpreppach, Seßlach und Rentweinsdorf, von den Mumus und den Stürmern, beide spritzig und einfallsreich wie eh und je. Ein langer Abend war vorprogrammiert. Das geplante Ende des ersten Abends am Freitag verschob sich um mehr als 90 Minuten bis weit nach Mitternacht. Die Damen und Herren des Elferrates hatten für die sechsstündige Fahrt auf dem Eberner Narrenschiff den Blaumann gegen stilechte Seemannskleidung getauscht, tanzende Minipiraten und Matrosinnen, karibische Schönheiten und sexy Beachboys sorgten für swingendes Kreuzfahrtfeeling. Der Schiffshausmeister Winnie Geuß war auf der Suche nach einer lockeren Schraube,machte sich tiefschürfende Gedanken um das ach so zeitgemäße Gendern, „Sollte man den Kapitän Hennemann nicht in Käpt’n Hahn umbenennen?“und unternahm einen seemännischen Ausflug in die höhere Mathematik der Kreiszahl: Wie kann man am besten den genauen Wert von„Pi“-raten? Lang war die Klagenliste der „Schnapsbrennera von Fierscht“, auch bekannt als Janina Reuter-Schad. Im lupenreinen Eberner Dialekt teilte sie aus, mehr als 30 Minuten lang. Der Verfall der Qualität von Veranstaltungen wie Weihnachtsmarkt („der ging früher bis nauf zum Gall!“) und Altstadtfest sowie fast allen anderen Veranstaltungen auch,bewegte sie tief. Die hygienischen Verhältnisse in der Rathausküche, die Geschäftszeiten der Stadtverwaltung, Streiks allerorten oder die Jagd der Eberner Polizei nach einem elektrisch motorisierten Nikolaus auf dem Weg zur Arbeit, alles war ein bisschen Bissigkeit wert. Das„Kommando Heubach“, am Steuer David Pfeufer, nahm sich eines anderen Dauerbrenners der Lokalpolitik an, der Reisepolitik nebst Städtepartnerschaftssuche des Stadtoberhauptes. Was liegt denn näher, als in Bach, Fluss und See zu stechen und auf abenteuerlichem Kurs die zweieinhalb Partnerstädte in Frankreich, Tunesien und Österreich zu besuchen? Kapitän David stellt sich die passende Mannschaft zusammen, macht sich auf den Weg. In Trun erinnert man sich leider nicht an Ebern, in Maamoura ist gerade niemand da. Nur im altvertrauten Strass gibt es Bier und Freundschaft zu finden...In seiner zweiten Rolle als Heubacher Jagdvorstand hat Pfeufer auch noch so einiges anzumerken. Ein Neubau des Gymnasiums mit Flachdach, entgegen allen einschlägigen Erfahrungen, eine Ladesäule für Elektroautos in der Feuerwehreinfahrt, die obendrein nicht funktioniert, der Schaufensterleerstand, Handlungsbedarf allerorten.