Freizeit-Einschränkungen 2G trifft Teenager mit voller Wucht

Jürgen Umluaft
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) musste bei der 2G-Pflicht für Teenager etwas nachbessern, hält aber an seinem strikten Kurs weitgehend fest. Foto: dpa/Sven Hoppe

Kino? Stadion? Theater? Für einen Großteil der Jugendlichen ist das nicht mehr möglich. Eine Ausnahme billigt das Kabinett ungeimpften Schülern lediglich für Sporttraining oder Besuche von Chor oder Theaterverein zu.

 
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München - Der bayerische Ministerrat hat in seiner Sitzung am Dienstag die Regelungen für Jugendliche ab zwölf Jahren präzisiert: Diese können vorläufig noch bis zum Jahresende im Sportverein oder in Musik- und Theatergruppen aktiv sein, auch wenn sie weder geimpft noch genesen sind. Bis zum 31. Dezember sollten sie aber einen Impfschutz aufbauen, wie das von der Ständigen Impfkommission empfohlen werde, erläuterte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). Ziel sei es, die Jugendlichen nicht vom sozialen Leben in Vereinen oder Kulturgruppen auszuschließen.

Ungeachtet dessen unterliegen Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren wie Erwachsene auch der 2G-Regel bei Besuchen von Stadien, Klubs, Konzerten, Theatern oder Kinos. Von allen Regeln befreit sind nur jüngere Schulkinder, die regelmäßig an den Schulen getestet werden und sich noch nicht impfen lassen können. Es gab heftige öffentliche Kritik an diesem „Freizeit-Lockdown“ für Jugendliche – vor allem auch deshalb, weil sich diese Altersgruppe anders als die Erwachsenen erst seit dem Spätsommer impfen lassen kann. Erst am 16. August hatte die Ständige Impfkommission (Stiko) die entsprechende Empfehlung ausgesprochen.

Der Bayerische Landes-Sportverband und die Bayerische Sportjugend begrüßen die Ausnahme von der 2G-Regel für Teenager. „Auf die Härten für die Zwölf- bis Siebzehnjährigen gerade bei ihrer Sportausübung durch die Verschärfung der Corona-Regelungen haben wir hingewiesen“, sagte der BLSV-Präsident Jörg Ammon laut Mitteilung. „Wir werben weiterhin dafür, dass sich alle, die sich impfen lassen können, auch impfen lassen. Auch Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren.“ Zum Schutz der vielfach noch ungeimpften Schüler beschloss das Kabinett, dass die Maskenpflicht an Bayerns Schulen auf unbestimmte Zeit verlängert wird. Die nach den Herbstferien zunächst befristet geltende Pflicht zum Tragen von Mund-Nase-Bedeckungen bleibe an allen Schulen im Freistaat „bis auf Weiteres“ gültig, hieß es.

Der Ministerrat beschloss außerdem, die Einhaltung der neuen Corona-Regeln für Veranstaltungen und die Gastronomie verschärft zu kontrollieren. Die 2G-Regel für Veranstaltungen und Freizeiteinrichtungen sowie die 3G-plus-Regel in Gastronomie und Hotellerie wirkten nur bei konsequenter Umsetzung, erklärte Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Er kündigte eine „massive Erhöhung der Kontrolldichte“ an, wozu nun auch Polizeikräfte eingesetzt werden sollen. Bei Verstößen gegen die Vorschriften könnten die Beamten sofort fällige Verwarnungsgelder erheben. Sollten Veranstalter oder Gastronomen die Zugangsregeln wiederholt nicht einhalten, drohe die vorübergehende Schließung der Betriebe oder Einrichtungen. „Wir müssen jetzt mit aller Entschlossenheit kontrollieren, sonst bringt das alles nichts“, betonte Söder. Für die Einhaltung der 3G-Regel am Arbeitsplatz – sie gilt mit Ausnahme von Handel und öffentlichem Nahverkehr für alle Beschäftigte in Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern, die bei ihrer Arbeit Kontakt zu Kollegen, Kunden oder Lieferanten haben – sind nach Auskunft von Gesundheitsminister Klaus Holetschek die Betriebe zuständig. Stichprobenartige Kontrollen würden die Gewerbeaufsichtsämter durchführen. Söder appellierte an den Bund, für Arbeitgeber die rechtliche Grundlage zur Abfrage des Impfstatus ihrer Beschäftigten zu schaffen. Dies würde die Umsetzung der Vorgaben erleichtern. Der Datenschutz dürfe dafür kein Hinderungsgrund sein.

Der Ministerrat beschloss zudem, die bayerischen Impfzentren wieder in Betrieb zu nehmen. Sie stehen für alle offen, die sich jetzt noch dafür entscheiden, sich impfen zu lassen oder eine Auffrischungsimpfung zu holen. Es gebe keine Priorisierung, betonte Söder. „Wer kommt, wird geimpft, es wird keiner abgewiesen.“ Es gehe jetzt darum, diejenigen zur Impfung zu motivieren, die noch schwankten. Mit knapp 4,6 Millionen Ungeimpften sei die „Impflücke“ in Bayern immer noch viel zu groß. Derweil spitze sich die Lage in den Krankenhäusern immer weiter zu, erklärte Söder. Inzwischen drohe vielerorts die „Konkurrenz um Intensivbetten“. Am Diensta gm ittag benötigten 650 Corona-Patienten intensivmedizinische Betreuung, 41 mehr als am Vortag. Die Zahl der Neuinfektionen hat sich im Vergleich zur Vorwoche fast verdoppelt. Die bayernweite Sieben-Tag e -Inzidenz lag bei 348.

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