Freude im Frankenwald Flößerei nun Immaterielles Kulturerbe

Auf der Wilden Rodach sind die Floßfahrten in den Sommermonaten ein beliebter Touristenmagnet. Foto: laif /Andreas Hub / laif

Die Flößerei in Europa steht nun auf der Unesco-Liste des Immateriellen Kulturerbes. Auch im Frankenwald ist die Freude über die Ernennung groß.

 
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Die Unesco hat die Flößerei in die internationale Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Dies teilte am Donnerstag das bayerische Heimatministerium mit. Sie sei erstdie siebte Eintragung aus Deutschland in die Liste. Bislang sind dort unter anderem das Bauhüttenwesen, die Genossenschaftsidee und -praxis, Orgelbau und Orgelmusik, die Falknerei und der Blaudruck– teilweiseweise zusammen mit weiteren Staaten – für Deutschland notiert.

Daneben gibt es noch eine nationale Liste, die fast 140 Einträge umfasst. Unter anderem sind dort das Wunsiedler Brunnenfest, die Lindenkirchweih Limmersdorf, die Marktredwitzer Krippenkultur und die Streuobstkulturen neben dem Rothenburger „Meistertrunk“ und der Oberpfälzer Zoigl-Tradition verzeichnet.

„Die Aufnahme der Flößerei in die Unesco-Liste des Immateriellen Kulturerbes ist höchst erfreulich. Es ist auch ein Zeichen der besonderen Wertschätzung für die kulturelle Ausdrucksform der Floßfahrten in Bayern“, sagte Finanz- und Heimatminister Albert Füracker (CSU). In Oberfranken betroffen von der Aufnahme sind die Flößereien auf der Wilden Rodach zwischen Schnappenhammer und Wallenfels sowie auf der Rodach bei Neuses. An der Rodach ist die erfreuliche Nachricht wie eine Bombe eingeschlagen. „Ich bin völlig baff“, sagte Jasmin Schmittnägel, die die Floßfahrten zwischen Schnappenhammer und Wallenfels organisiert.

Die Passagierfloßfahrten auf Isar und Loisach vom Oberland nach München seien bereits seit 2020 im bayerischen Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes eingetragen – „nun sind sie auch international anerkannt“, sagte Füracker. Er gratuliere herzlich zu dieser Ehrung. „Traditionelle Handwerkstechniken, Bräuche, darstellende Künste und Naturwissen zeigen die Vielfalt unseres Kulturerbes und sind wichtiger Bestandteil unserer Heimat.“

Denn was heute an der Rodach eine sommerliche Gaudi für Hunderte von Touristen ist, war früher ein wichtiger Erwerbszweig für den bitterarmen Frankenwald. Zusammengebundene Stämme aus dem Frankenwald wurden über den Main und den Rhein bis in die Niederlande geflößt. Sogar Amsterdam steht noch heute teilweise auf den Stämmen aus dem Frankenwald.

Flößer war ein harter, gefährlicher und entbehrungsreicher Beruf. Oft waren die Flößer für ein schmales Einkommen monatelang unterwegs – nicht wie die Touristen im schönen Sommer, sondern im ausgehenden Winter, wenn das Holz geschlagen war und die Bäche ausreichend Wasser führten, um die großen Flüsse zu erreichen. Die vielen Wehre und Floßteiche, um das Wasser für Bäche und Floßgräben anzustauen, prägen noch heute die Täler.

Der Niedergang der Flößerei begann schon in der Mitte das 19. Jahrhunderts mit dem Ausbau anderer Verkehrswege, wie Straßen und Schienen. Seit dem Zweiten Weltkrieg wird kein Holz mehr aus dem Frankenwald hinaus geflößt.

Alle Flößer, auch in Bayern, würden durch ihr Engagement sowie die Weitergabe von Wissen und Können an die nächste Generation die Tradition auch für die Zukunft lebendig halten, sagte Minister Füracker.

Die Bewerbung war von Deutschland gemeinsam mit Polen, Tschechien, Österreich, Lettland und Spanien erstellt worden. Die Flößerei, also der Transport von Waren, Rohstoffen und Personen auf dem Wasserweg, sei ein bedeutendes Kapitel der europäischen Wirtschaftsgeschichte. Sie habe vor allem das Erscheinungsbild der Städte vom Mittelalter bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark geprägt, hieß es zur Begründung.

Weiter: Bis in die Gegenwart würden die traditionellen Handwerkstechniken, gesellschaftlichen Bräuche und Feste sowie das spezielle Wissen in Bezug auf die Natur weitergegeben. Vor allem Flößervereine vermittelten das kulturelle Erbe auf Flößerfesten, bei Floßfahrten beispielsweise auf Rodach, Isar und Loisach, in Kindergärten, Schulen und Flößermuseen.

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