Friesen "Die Hölle kann nicht schlimmer sein"

Heike Schülein

Die Krieger- und Soldatenkameradschaft Friesen zeigt eine Ausstellung über die Schrecken des Krieges. Sie ist noch bis Ende November zu sehen.

 
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Unter dem Titel "Die Hölle kann nicht schlimmer sein" ist in der Dorfscheune in Friesen eine Ausstellung der KSK Friesen über die Schrecken der beiden Weltkriege zu sehen. Foto: Heike Schülein Quelle: Unbekannt

Friesen - Zerstörung und Tod, Hunger und Elend, Angst und Not - es ist eine aufwühlende Ausstellung, die derzeit in der Dorfscheune in Friesen zu sehen ist. Sie steht unter dem Zitat eines Friesener Soldaten kurz vor dessen Tod im Jahr 1943: "Die Hölle kann nicht schlimmer sein."

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Auf eindringliche Weise gibt damit die Krieger- und Soldatenkameradschaft (KSK) Friesen die Schrecken der beiden Weltkriege wieder. "Wir wollen das Thema Krieg und dessen Sinnlosigkeit in das Gedächtnis der Bevölkerung rufen und eine Aufarbeitung ermöglichen", betonte KSK-Vorsitzender Jan Kraus, als er am Montagabend die Ausstellung eröffnete. Sie steht in Zusammenhang mit dem 150-jährigen Bestehen der KSK Friesen.

Rund zwei Jahre lang wurden Ausstellungsstücke zusammengetragen, aber auch Schicksals-Schilderungen, Geschichten und Hintergründe aus der Friesener Bevölkerung. "Wir wollen aber als Soldatenkameradschaft auch einem unserer Vereinszwecke nachkommen - nämlich dem mahnenden Gedenken an die vielen Gefallenen der Weltkriege", verdeutlichte der Vorsitzende. Daher bilde das Denkmal einen wichtigen Teil der Ausstellung. Es solle an das Leid erinnern, hervorgerufen durch radikales und extremistisches Gedankengut. "Es ist unsere Aufgabe und Pflicht, diese Erinnerungskultur aufrecht zu erhalten - gerade in Zeiten, in denen man den Eindruck gewinnt, dass nun - 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges - mit dem immer kleiner werdenden Kreis noch lebender Zeitzeugen ein Vergessen und bisweilen auch Verdrängen eingesetzt hat", sagte er. Er lobte unter anderem das Engagement von Georg Schneider und Heidi Hansen bei der Erstellung der Schau. Gefördert wird das Projekt vom Bundesfamilienministerium im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!".

Klaus Dieter Nitzsche, stellvertretender Präsident des Bayerischen Soldatenbunds (BSB), sprach von einer überwältigenden Ausstellung, die die Schrecken des Krieges eindringlich widerspiegle. Viel Lob kam auch von Robert Fischer, Bezirksgeschäftsführer des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

Die weitere Stellvertreterin des Landrats, Edith Memmel, erinnerte daran, wie ihr Vater von seinen furchtbaren Erlebnissen in Stalingrad erzählt und dabei den Krieg als "reinste Hölle" geschildert habe.

Kronachs 2. Bürgermeister Michael Zwingmann würdigte die Schau in der Friesener Dorfscheune ebenfalls: "Hier kann Geschichte hautnah erlebt werden."

Ausstellungkuratorin Heidi Hansen sagte, dass die Schau "eine Gemeinschaftsarbeit von ganz Friesen" sei; habe man sich doch von vielen Bürgern Gegenstände zusammengeborgt. Sehr berührt habe sie insbesondere das Gespräch mit dem letzten noch lebenden Soldaten aus Friesen, Ludwig Lang. Als er davon erzählt habe, wie er seine verwundeten Kameraden in ein Schiff geschleppt habe, seien ihm und auch ihr die Tränen gekommen. Zutiefst bewegend seien auch die Schilderungen von Heinrich Fischer-Weiß gewesen, der als 15-Jähriger hätte eingezogen werden sollen, aber floh.

Ihre Interviews sowie weitere Aufnahmen - vor allem von Zeitzeugen sowie der Kirche - sind bei der mit großer Sorgfalt zusammengestellten Ausstellung als Audio-Dateien zu hören. Weitere Bestandteile sind beispielsweise Feldpost-Briefe, Fotos, Uniformen, Todesnachrichten, Schilderungen von Fliegeralarm, Hunger, Kriegsgefangenschaft und Flucht.

Im Rahmen der Ausstellung las Georg Schneider aus seinem begleitend zu der Schau entstandenen Buch "Denkmal = Denk mal?" vor. Manchem möge das Kriegerdenkmal in Friesen heute wohl überflüssig erscheinen, sagte er. Es sei aber weit mehr als ein Steinblock, sondern ein wichtiges Stück Erinnerungskultur, das zu Demokratie und Toleranz mahne - wie auch die gesamte Ausstellung.

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Geöffnet hat die Ausstellung bis 29. November immer sonntags zwischen 10 und 12 Uhr sowie zwischen 14 und 16 Uhr. Weitere Besichtigungen sind nach Vereinbarung bei Heidi Hansen möglich (Telefon 0176/32494244, E-Mail

hansenkronach@gmail.com).